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Video

Abschied von Brienz
«Jetzt kommt alles, was ich hier erlebt habe, nochmals hoch»

Im von Felsstürzen bedrohten Bergdorf Brienz in Graubünden ist die Evakuierung am Mittwoch in vollem Gang gewesen. Bis Freitagabend 18.00 Uhr müssen alle 85 Bewohnerinnen und Bewohner ihre Häuser verlassen. Die Brienzerinnen und Brienzer begannen mit dem Abschied.

«Ich wollte noch einmal hochkommen und Abschied nehmen von meinem Elternhaus. Wir wissen ja nicht, ob es unser Brienz in 14 Tagen noch gibt», sagte Anna Bergamin am Mittwoch im Gespräch mit einer Videojournalistin der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Brienzerin wuchs im Bergdorf auf, wohnt jedoch mittlerweile im Tal. Der Abschied falle ihr sehr schwer, erklärte sie mit Tränen in den Augen. Lange habe sie nicht daran geglaubt, dass man das Dorf wirklich evakuieren muss.

Oberhalb des Dorfes lagen am Mittwochnachmittag unzählige Felsbrocken in der Grösse von Gartenhäuschen auf der Wiese verteilt. Während des Rundgangs im Dorf donnerte es deutlich hörbar vom absturzgefährdeten Berg her. Alle zehn Minuten kamen Steine und kleinere Felsbrocken herunter.

Zwei Millionen Kubikmeter

Rund zwei Millionen Kubikmeter Felsmassen drohen in den kommenden sieben bis 24 Tagen abzubrechen. Wie, ist schwer vorauszusagen. Möglich sind drei Szenarien.

Am wahrscheinlichsten seien zahlreiche Felsstürze von einigen Tausend bis mehreren Hunderttausend Kubikmetern, teilte die Gemeinde vergangene Woche mit. Diese wären für das Dorf am harmlosesten.

Halb so wahrscheinlich sei ein langsames, aber lange andauerndes Abrutschen als Schuttstrom, der Brienz erreichen und beschädigen könnte. Ein grosser, schneller und weitreichender Bergsturz mit mehr als 500'000 Kubikmetern und verheerenden Folgen sei weniger wahrscheinlich, könne aber nicht ausgeschlossen werden.

Vier Überwachungssysteme liefern andauernd Daten der absturzgefährdeten Hangfläche. Sollte es plötzlich schneller gehen als vorausgesagt, würde eine Sirene im Dorf die Bewohnerinnen und Bewohner dazu auffordern, innert Minuten zu fliehen, erklärte der Geologe und Leiter des Frühwarndienstes, Stefan Schneider, am Mittwoch vor den Medien in Brienz.

Aktuell gilt die Gefahrenstufe Orange. Sobald ein Abbrechen der Felsmassen noch drei bis zehn Tage bevorsteht, wird der Gemeindeführungsstab die Phase Rot verfügen. Das Betreten von Brienz ist dann auch tagsüber verboten, und das Grossvieh, das derzeit noch im Dorf bleibt, wird weggebracht. Die Kantonsstrasse Tiefencastel-Filisur, die Albulalinie der Rhätischen Bahn und die Passstrasse Tiefencastel-Lenzerheide bleiben vorerst geöffnet.

Unmittelbar vor einem Abbrechen verfügt die Behörde die Phase Blau und evakuiert die beiden westlichsten Häuser von Surava im Talgrund. Mehrere Strassen und die Albula-Bahnlinie werden dann gesperrt.

SDA/step