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Evakuierung von Brienz
«Es ist klar, es ist eine schwierige Situation»

Regierungsrat Martin Bühler, Gemeindepräsident Daniel Albertin und Regierungspräsident Peter Peyer (v.l.) informieren die Bevölkerung von Brienz. (9. Mai 2023)
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Das Bündner Bergdorf Brienz wird wegen des drohenden Bergsturzes evakuiert. Dies hat der Gemeindeführungsstab Albula/Alvra entschieden. Die Einwohnerinnen und Einwohner sind aufgefordert, das Dorf bis Freitagabend 18 Uhr zu verlassen. An einer Informationsveranstaltung kamen Emotionen hoch.

Ein Felsvolumen von zwei Millionen Kubikmetern bewege sich so stark, dass in den kommenden ein bis drei Wochen damit zu rechnen sei, dass es abbricht, teilte die Behörde am Dienstag mit. Der Führungsstab hat deshalb die Phase Orange und damit die Evakuierung von Brienz verfügt.

Ab Freitagabend darf bis auf Weiteres niemand mehr im Dorf übernachten. Ab Samstag kann die Bevölkerung tagsüber ins Dorf, sofern die Gefährdung es zulässt. Das Grossvieh von zwei Bauernbetrieben bleibt vorerst in den Ställen, wie die Gemeinde schreibt.

85-Seelen-Dorf

Haustiere wie Hunde oder Katzen müssen hingegen mitgenommen werden, sagte Christian Gartmann, Mediensprecher des Gemeindeführungsstabs, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. In Brienz sind derzeit 85 Einwohnerinnen und Einwohner gemeldet. Rund 50 bis 60 von ihnen dürften wegen der Evakuierung eine andere Unterkunft brauchen.

Nun ist es so weit: Der Ort Brienz muss bis am Freitagabend geräumt werden. 

Sämtliche Zufahrtsstrassen nach Brienz/Brinzauls sind ab sofort nur noch für die Einwohnerinnen und Einwohner sowie die Besitzerinnen und Besitzer von Liegenschaften im Dorf geöffnet. Die Kinder aus Brienz besuchen die Primarschule in Tiefencastel – unabhängig vom drohenden Bergsturz. Die Schule in Brienz ist nicht mehr in Betrieb.

Frühere Räumung möglich

An einer Informationsveranstaltung am Abend in Tiefencastel kamen viele Emotionen hoch. Aus Sicht der Behörden ist die Evakuierung unumgänglich. Sollten sich die Felsbewegungen beschleunigen, müsste die Räumung vorgezogen werden, sagte Stefan Schneider, Leiter des Frühwarndienstes.

Die Infoveranstaltung zur Evakuierung am 9. Mai 2023.

«Es ist klar, es ist eine schwierige Situation», sagte der Bündner Regierungspräsident Peter Peyer. «Aber wir sind darauf vorbereitet, und wir haben sie geübt.» Wichtig sei, dass alle Bewohner das Dorf innert nützlicher Frist unbeschadet verlassen. Die Planung am Entwässerungsstollen werde «mit Hochdruck» vorangetrieben, versprach Regierungsrätin Carmelia Maissen.

Die Kantonsregierung gab 500'000 Franken Soforthilfe frei, wie Regierungsrat Martin Bühler bekanntgab. Zuvor hatte bereits die Gemeinde 200'000 Franken für Überbrückungslösungen gesprochen.

Rutschung beschleunigt sich

Der Brienzer Rutsch befindet sich hoch über dem Dorf. «Die aktuellen Messungen zeigen eine starke Beschleunigung auf einer grossen Fläche», hiess es. Dies deute darauf hin, dass bis zu zwei Millionen Kubikmeter Felsmaterial in den kommenden sieben bis 24 Tagen abstürzen oder abrutschen werden.

Sobald ein Abbrechen der Felsmassen noch drei bis zehn Tage bevorsteht, wird der Gemeindeführungsstab die Phase Rot verfügen. Das Betreten von Brienz ist dann auch tagsüber verboten und das Grossvieh wird weggebracht. Die Kantonsstrasse Tiefencastel-Filisur, die Albulalinie der Rhätischen Bahn und die Passstrasse Tiefencastel-Lenzerheide bleiben vorerst geöffnet.

Unmittelbar vor einem Abbrechen verfügt die Behörde die Phase Blau und evakuiert die beiden westlichsten Häuser von Surava im Talgrund. Mehrere Strassen und die Albula-Bahnlinie werden dann gesperrt.

SDA/fal