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Ex-Weltmeister verpasst Ski-WM
«Ich bin selbst schuld»

Herber Dämpfer: Luca Aerni muss die WM in Courchevel und Méribel vor dem Fernseher verfolgen.
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Am Samstagabend wird das Mail verschickt, es umfasst die Liste mit der finalen Selektion für die Ski-WM in Courchevel und Méribel, und ein prominenter Name fehlt im Aufgebot von Swiss-Ski. Es ist jener von Luca Aerni, der mit Weltmeisterschaften seinen emotionalsten Moment in der Karriere verbindet. 2017 holte der Grosshöchstetter in St. Moritz sensationell Kombinations-Gold, von Rang 30 stürmte er im Slalom bis ganz nach vorne, selbst Marcel Hirscher hatte das Nachsehen, um eine Hundertstel.

Sechs Jahre sind vergangen, sechs intensive Winter mit vielen Rückschlägen, aber auch mit Lichtblicken, und wenngleich Aerni die grosse Krise mit dem Absturz auf Rang 50 im Slalomweltcup längst ausgestanden hat, erlebte er am Wochenende einen neuerlichen Dämpfer. Die Ränge 11, 22, 22, 25, 17 und 16 bei zwei Nullern reichten nicht, um sich für einen der vier Startplätze in Frankreich aufzudrängen. Hierfür wäre am Samstag in Chamonix wohl ein Podestplatz notwendig gewesen, so sagt es der 29-Jährige, nur damit hätte er seinem Copain Marc Rochat das vierte Ticket noch wegschnappen können. Daniel Yule, Ramon Zenhäusern und Loïc Meillard waren ohnehin gesetzt. Aerni sagt: «Ich bin selbst schuld, habe schlecht geliefert. Meine Ausbeute war schlichtweg zu gering.»

Er verzichtete auf Speed-Trainings

Die Selbstkritik ehrt den mehrfachen Schweizer Meister, er mag nichts schönreden. Viel Kampf, viel Krampf – so umschreibt er seine Saison. Zwei Hundertstel fehlten in Chamonix zu einem zweiten Top-15-Ergebnis, welches mit dem Erfüllen der WM-Limite einhergegangen wäre. «Geändert hätte das nichts mehr», sagt Aerni, «ich wäre ohnehin nicht selektioniert worden.»

Und doch hätte ein Aufgebot alles andere als überrascht, vorab hinsichtlich eines Startplatzes in der Kombination, zumal Aerni noch vor zwei Jahren an den Titelkämpfen in Cortina nach dem Super-G von einem Medaillengewinn hatte träumen dürfen. Den Zweiteiler wäre er denn auch gerne gefahren, wobei er zugibt, im Verlauf des Winters nie auf den langen Speed-Ski gestanden zu sein. Weil es im Slalom nicht nach Wunsch gelaufen ist, wollte Aerni weder Zeit noch Energie fürs Training in den schnellen Disziplinen verschwenden. Zumal sich sowieso die Sinnfrage gestellt hätte: Im Weltcup gibt es schliesslich keine Kombinationen mehr.

Statt Aerni wurden mit Semyel Bissig und Livio Simonet zwei Athleten ohne erfüllte WM-Limite berücksichtigt, primär für den Parallel- und den Teamevent, die beiden überzeugten im K.-o.-Format schon mehrfach. In der Kombination vom Dienstag werden derweil Marco Odermatt und Stefan Rogentin starten – primär als Training für den Spezial-Super-G. Wie andere Speedfahrer werden sie danach möglicherweise auf den Slalom verzichten. «Das zeigt, wie gering der Stellenwert der Kombination noch ist», sagt Aerni.

Hoffen aufs Aha-Erlebnis

Gegenüber den Trainern hegt Aerni keinen Groll, wütend ist er vielmehr über sich selbst. Der Entscheid gegen ihn respektive für Bissig und Simonet sei nachvollziehbar, aber in Anbetracht dessen, dass das Niveau in der Kombination eher bescheiden ist, wären die Swiss-Ski-Verantwortlichen womöglich besser gefahren, hätten sie einen zusätzlichen Athleten mit Qualitäten im Slalom aufgeboten.

Die meisten WM-Rennen dürfte Aerni vor dem Fernseher verfolgen, er will in den nächsten Tagen aber auch ein wenig Distanz gewinnen, andere Leute treffen, den Kopf lüften. Ende Woche stehen zwei Europacup-Slaloms im freiburgischen Jaun auf dem Programm.

Aerni hofft aufs Aha-Erlebnis, aufs gute Gefühl zwischen den Stangen – dieses hatte er zuletzt auch im Training vermisst. In Chamonix deutete er seine Qualitäten mit guten Abschnittszeiten an, im ersten Lauf etwa war er im letzten Sektor der Drittschnellste.

Am Material jedenfalls liegt es nicht, den auslaufenden Vertrag mit Fischer dürfte Aerni verlängern. Nach der WM wird es darum gehen, sich für den Weltcupfinal der besten 25 Slalomfahrer zu qualifizieren. Aerni ist derzeit 25. Ein zweites Mal wird er nicht zuschauen wollen.