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Hypotheken: Finma reisst der Geduldsfaden

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Seit Jahren warnen die Schweizerische Nationalbank (SNB), der Internationale Währungsfonds (IWF) und auch die Schweizer Finanzaufsicht Finma vor den steigenden Risiken im Hypothekenmarkt. Hier sind zuletzt vor allem sogenannte Renditeliegenschaften in den Fokus geraten, also Häuser und Wohnungen, die als Kapitalanlage gebaut werden. Doch das Kreditvolumen wächst ungebremst weiter.

Nun ist der Finma der Geduldsfaden gerissen: Entweder die Banken präsentieren schnell Vorschläge für eine Selbstregulierung, um die Risiken in den Griff zu bekommen. Oder die Eigenmittelanforderungen für alle Banken werden verschärft – und das kostet. «Noch in diesem Jahr muss klar sein, welchen Weg wir gehen», sagte Finma-Direktor Mark Branson bei der Jahresmedienkonferenz.

Hypomarkt «Too big to fail»

Branson sparte nicht mit Superlativen: «Man kann den Hypothekenmarkt ohne weiteres als ‹too big to fail› bezeichnen.» Im Klartext: Vom gigantischen Hypothekenbuch der Banken gehe ein Risiko für die Gesamtwirtschaft aus. So haben die Immobilienkredite ein Volumen von über 1000 Milliarden Franken erreicht, in nur zehn Jahren sind sie um 45 Prozent gewachsen. Vor allem bei den Renditeliegenschaften sei das Wachstum ungebrochen.

Die Bankiervereinigung hat den Rüffel kommen sehen und sich bereits Ende März offen für eine Selbstregulierung gezeigt. Angedacht sind kürzere Fristen für die Amortisierung oder härtere Eigenmittelregeln für Kreditnehmer. Ende März liess der Verband aber noch offen, ob neue Regeln wirklich nötig seien.

Nun lenken die Banken ein: «Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass die Dynamik problematisch ist», so eine Sprecherin der Bankiervereinigung. Details für die strengeren Kreditvergaberegeln für Renditeobjekte kündigte der Verband für das zweite Quartal an.

Alarmierender Stresstest

Die Ergebnisse des letzten Stresstests der Finma sind beunruhigend: Dabei wurde im härtesten Szenario eine Immobilienkrise simuliert, wie sie die Schweiz in den 90er-Jahren bereits einmal erlebt hatte. Ergebnis: Rund die Hälfte der 18 getesteten Institute habe im Test so grosse Verluste erlitten, dass sie «deutlich unter die Schwelle der geltenden Kapitalanforderungen fallen und sich rekapitalisieren müssten», erklärte Branson. Pleite wäre zwar keine Bank gegangen, sie hätten aber frisches Geld zur Aufbesserung der Bilanz auftreiben müssen. 70 Prozent der berechneten Verluste seien bei Renditeliegenschaften angefallen. Dabei machten diese nur 29 Prozent des Hypothekarvolumens aus.

Um diese steigenden Risiken in den Griff zu bekommen, hält Branson eine Selbstregulierung für effizienter, weil diese helfen würde, die Kreditnachfrage zu begrenzen. Als Beispiel nannte er strengere Belehnungsgrenzen, sprich, dass ein Investor mehr Eigenkapital aufbringen muss, um eine Hypothek zu bekommen. Auch die Amortisierungsfristen seien eine geeignete Stellschraube.

Ball liegt bei den Banken

Um den Druck hoch zu halten, arbeitet das Finanzdepartement (EFD) parallel an einer Verschärfung der Eigenmittelverordnung für Banken, speziell für Renditeliegenschaften, bestätigte ein Sprecher. «Der Ball liegt nun bei den Finanzinstituten», so der Sprecher.

Doch unabhängig von einer strengeren Selbstregulierung oder erhöhten Kapitalanforderungen – beide Varianten gehen nicht den Kern des Problems an: Das sind die ultratiefen Zinsen. Und die verantwortet die Schweizerische Nationalbank (SNB). Diese kann oder will sie nicht erhöhen, solange die Europäische Zentralbank nicht ihre Geldpolitik strafft. Und das kann dauern.

Finma widerspricht dem IWF

Dem Internationalen Währungsfonds sind nicht nur die Hypothekenrisiken der Schweizer Banken ein Dorn im Auge. Er hatte Anfang der Woche auch die Finma selbst kritisiert: Sie prüfe nicht selbst genug Banken, sondern greife dabei zu stark auf Revisionsgesellschaften zurück. Doch diese hätten einen Interessenkonflikt, da die Wirtschaftsprüfer auch die Bankbilanzen prüfen.

An Finma-Präsident Thomas Bauer prallte diese Kritik ab: Dieses duale System gebe es seit 1934, die Finma habe «einen intelligenten Weg» gefunden, mit präzisen Aufträgen die eingesetzten Wirtschaftsprüfer gezielt einzusetzen und Interessenkonflikte zu meiden.

Finma-Direktor Branson tönte nuancierter: Die Aufsicht wolle die Wirtschaftsprüfer gezielter einsetzen und nur noch Banken mit erhöhten Risiken unter die Lupe nehmen. «Das ist effizienter und billiger, und einen Teil der eingesparten Kosten wollen wir in verstärkte, eigene Prüfungen vor Ort investieren», kündigte er an. Eine massive Aufstockung der Finma forderte er aber auch nicht.

Die würde politisch ebenfalls auf Widerstand stossen: «Der IWF hat ziemlich viel Unsinniges gefordert, so auch einen Ausbau der Finma», sagt zum Beispiel SVP-Nationalrat Sebastian Frehner. Bereits in den vergangenen Jahren sei die Finma stark ausgebaut worden, «nicht nur zum Guten».