Aufstand der Lockdown-GegnerHunderte demonstrieren in Bern, Zürich und St. Gallen
In den drei Städten haben sich am Samstag hunderte Menschen versammelt, um gegen die Pandemie-Massnahmen zu protestieren. Viele müssen nun mit einer Anzeige rechnen.
In mehreren Schweizer Städten haben am Samstag hunderte Personen gegen die Massnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung des Coronavirus demonstriert. Am meisten Menschen versammelten sich in Bern zu einer nicht bewilligten Kundgebung.
Ansammlungen von mehr als fünf Personen sind gemäss der Covid-19-Verordnung des Bundesrats derzeit nicht erlaubt. Trotzdem fanden sich auf dem Bundesplatz und auf dem Bärenplatz in der Berner Innenstadt mehrere hundert Menschen ein, unter ihnen auch zahlreiche Personen aus den Risikogruppen, sowie Familien und Kinder.
Wegen ihnen verzichtete die Polizei auf eine gewaltsame Auflösung und forderte die Demonstrierenden stattdessen über Lautsprecher auf, die Kundgebung zu beenden. Die Durchsagen wurden mit Pfeifkonzerten und Buhrufen quittiert. Beim Verlassen hielten sich einige Teilnehmende an den Schultern, Abstandregeln wurden kaum eingehalten.
Berner Sicherheitsdirektor irritiert
Die Polizei beschränkte sich darauf, Personen zu kontrollieren und Wegweisungen auszusprechen. «Es wird auch Verzeigungen geben», kündigte der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause an.
Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA zeigte er sich «irritiert» über das Verhalten der Demonstrierenden: «Aus epidemiologischer Sicht blutet mir das Herz.» Leute hätten sich umarmt und um die Vorschriften foutiert. Er gehe davon aus, dass es zu Neuansteckungen gekommen sei.
Der Protest richtete sich vor allem gegen die Corona-Massnahmen. «Gegen schleichende Entmachtung» stand auf einem Transparent zu lesen, «Für Freiheit und Eigenverantwortung auf einem anderen». Ein Demonstrant verlangte «eine ehrliche und unvoreingenommene Aufklärung der Corona-Lüge».
Nause wies auch darauf hin, dass der Schweiz am Montag ein grosser Öffnungsschritt bevorstehe. Betreiber von Läden, Wirte und viele andere hätten lange an Schutzkonzepten getüftelt. «Alle diese Bemühungen werden zunichte gemacht mit einem Verhalten, wie es an dieser Demo zu sehen war.»
Auch Demos in St. Gallen und Basel
Am Vormittag hatte bereits die Stadtpolizei St. Gallen eine Aktion von rund 80 Personen gegen die Massnahmen des Bundesrates zur Bekämpfung des Coronavirus aufgelöst. Die Demonstranten hätten gegen die Covid-19-Verordnung verstossen, die Versammlungen verbietet und einen zwei-Meter-Abstand vorsieht, hiess es in einer Mitteilung der Polizei.
Aber auch abgesehen davon wäre die Aktion bewilligungspflichtig gewesen. Die Auflösung der Demonstration sei friedlich verlaufen. Weil sie «keine Einsicht zeigten», habe die Polizei von rund einem Dutzend Personen die Personalien aufgenommen. Sie müssten mit einer Anzeige wegen Verstosses gegen die Covid-19-Verordnung und gegen die Bewilligungspflicht rechnen.
Auf dem Basler Marktplatz wollten rund hundert Personen auf die Grundrechte während der Corona-Krise aufmerksam machen. Dabei teilten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in kleine Gruppen auf und hielten den Mindestabstand ein. Die Polizei schritt nicht ein. Um etwa 15.15 Uhr löste sich die Versammlung auf.
100 bis 200 Personen auf dem Zürcher Sechseläutenplatz
Auch auf dem Sechseläutenplatz in der Stadt Zürich haben sich am Samstagnachmittag gegen 14 Uhr Menschen versammelt und gegen den Lockdown demonstriert. Die Polizei rückte mit mehreren Streifenwagen zum Einsatz aus. Es versammelten sich schätzungsweise hundert bis zweihundert Personen. Sie forderten unter anderem die Aufhebung der Notstandsmassnahmen.
Wie die Stadtpolizei am Samstagnachmittag mitteilte, hat sie Protestierenden mehrmals mit Durchsagen über Lautsprecher dazu aufgefordert, die Örtlichkeit zu verlassen. Die Kundgebung habe sich daraufhin aufgelöst. Es seien keine Wegweisungen oder Bussen ausgesprochen worden.
SDA
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