«House of the Dragon», 2. StaffelDie Bitch Queen ist zurück
In der zweiten Staffel der «Game of Thrones»-Vorgeschichte herrscht Krieg. Wir haben bereits reingeschaut (ohne Spoiler).
Zu welch unbeschreiblicher Grausamkeit Menschen fähig sind, zeigt die neue Staffel der HBO-Serie «House of the Dragon» bereits in der ersten Episode. Das heisst, sie zeigt zum Glück nichts, sondern lässt die Gewalt ausserhalb des Bildrahmens geschehen.
Nur so viel: Die Folge heisst «A Son for a Son», und der Akt archaischer Fremdheit wird jene gewagte Analysen befeuern, die diese «Game of Thrones»-Vorgeschichte schon früh als eine Warnung vor dem Kinderkriegen gelesen haben.
Es ist wieder Intrige, Brutalität und feierliche Deklamation in George R. R. Martins Reich von Westeros. Es sind wieder die ganz alten Themen, zum Beispiel, wer ist Rhaenyra, wer Rhaenys und wer Rhaena, und wieso tragen sie so ähnliche Namen? Es ist echt verwirrend.
Die zweite Staffel setzt ein, nachdem Lucerys, der Sohn von Rhaenyra Targaryen, von Aemond Targaryen, Sohn von Alicent Hightower, getötet worden war, wobei genau genommen war es Aemonds Drache Vhagar. Trauer herrscht. Rachsucht. Finsternis. Etwas «is coming».
«Succession» im Fantasy-Dekor
Man kann sich natürlich fragen, weshalb man zunehmend milde Abende damit verbringen soll, Computergummidrachen und ernsthaften Leuten mit silbernen Haaren dabei zuzuschauen, wie sie Gift und Feuer speien. Die Antwort lautet selbstverständlich: Weil Fantasy fasziniert und einiges mit der heutigen Welt zu tun hat; sie zeigt, welch gewaltsame Seiten auch zu uns gehören und wie Macht funktioniert, oder eben nicht.
«House of the Dragon» ist ja im Prinzip die West-End-Version von «Succession» im Fantasy-Dekor. Man muss bloss das Sitzungszimmer mit der Mittelalterburg austauschen und die iPhone-Messages mit Botenfalken. Ansonsten wirken die Ränkespiele um die Hegemonie im Königreich ähnlich absurd, und Ausrufe wie «bitch queen» oder «remove your badge» würden in beide Serien passen.
Die «bitch queen» heisst Rhaenyra (Emma D’Arcy), sie versucht, in ihrem bodenlosen Schmerz über den Tod ihres Sohnes nicht blinder Vergeltung zu verfallen; weil dies das Reich in einen zerstörerischen Bürgerkrieg stürzen würde. Aber einfach macht ihr das niemand, ihre Berater nicht und ihr Lover Daemon (Matt Smith) nicht, der ja auch noch ihr Onkel ist; sie alle drängen Rhaenyra zur blutigen Tat.
Aber so ist es mit den ritterlichen Typen rings um Rhaenyra. Sie haben ihren Stolz und ihre Obsessionen. Ihr Aktivismus lässt sich von Dummheit bald nicht mehr unterscheiden. Racheaktionen verlieren sich in leichtsinnigen Exzessen, Pläne schlagen fehl, Egotrips führen ins Leere. Verbitterung ist ihnen Antrieb und Überzeugung ist ihnen Kalkül genug, und irgendwann gibts halt aufs Maul. Nicht jeden Winkelzug versteht man auf Anhieb, packend ist das düstere Machttheater trotzdem.
Heftiger Luftkampf und tragische Verwüstung
Vor allem wegen Emma D’Arcy als Rhaenyra, abermals eine schauspielerische Wucht. Ein Abgrund der Trauer, dann wieder leichter Spott und grosse Wut. Und immer der leidenschaftliche Appell an die unleidenschaftliche Zurückhaltung, ans Pflichtgefühl und den Einsatz fürs Allgemeine.
Herrschaft ist für Rhaenyra weder Demonstration noch Dominanz, sie muss immer wieder neu legitimiert werden durch das brennende Gefühl fürs Politische. Aber was nützt das gegen die, die Macht mit Stärke verwechseln und am liebsten auf die Schocktaktik setzen?
Jedenfalls erzählt die zweite Staffel vom Bürgerkrieg der Targaryen und vom Tanz der Drachen nach dem Buch «Fire & Blood» von George R. R. Martin. Es kommt also zum heftigen Luftkampf und zur tragischen Verwüstung, und wie soll es auch anders kommen.
Der Auftakt bringe einen zum Heulen
Autor George R. R. Martin übrigens ist gemäss seinem Blog ein Fan der ersten zwei Episoden, diese habe er schon sehen können. Sie seien «stark» und «sehr finster» und würden einen zum Heulen bringen, wobei er selber nicht geheult habe, ein Kollege von ihm aber schon.
Und der Sex? Eine Szene im Bordell zeigt einen nicht besonders animierten Blowjob und klärt in deutlicher Frontalansicht, dass die Männer und Mörder von Westeros auch 200 Jahre vor den Ereignissen von «Game of Thrones» noch nicht intimrasiert waren. War irgendwie klar, aber jetzt wissen wir es wirklich.
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«House of the Dragon», ab 17. Juni auf Sky Show, jede Woche eine neue Folge.
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