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Meinung

Kolumne «Dorfgeflüster»
Horgens neue Schlange, die niemand will

In Käpfnach schlängelt sich derzeit eine Blechkolonne der Seestrasse entlang. Geduld ist gefragt.
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Mit Tugenden ist es ein wenig wie mit Regenschirmen. Wenn man sie mal dringend bräuchte, liegen sie gerade irgendwo zu Hause im Schrank. Oder wie Dichter Gotthold Ephraim Lessing einst sagte: «Man spricht selten von der Tugend, die man hat; aber desto öfter von jener, die uns fehlt.» Sprechen wir deshalb über die Tugend der Geduld. Denn genau die braucht man derzeit in Horgen ganz dringend. Spätestens dann, wenn man im Ortsteil Käpfnach in die Gemeinde reinfahren oder aus der Gemeinde rausfahren möchte. Dort lauert seit dieser Woche nämlich eine Schlange. Manchmal ist sie mehrere Hundert Meter lang, schlängelt sich der Seestrasse entlang und besteht grösstenteils aus Blech.

Weil der Kanton die Seestrasse saniert, herrscht in Käpfnach bis im Herbst 2023 Baubetrieb. Die Strasse ist derzeit nur einspurig befahrbar, ein Rotsignal auf Höhe des Beck Vetterli lenkt den Verkehr. Die stehende Autokarawane zieht sich auch ausserhalb der Stosszeiten gern mal bis zur Passerelle Seegüetli oder weit über den Kreisel Seestrasse/Waidlistrasse hinaus bis zur Fähre. Irgendwo mittendrin steht ab und zu ein Bus, der seinen Fahrplan einhalten sollte. Zwar könnte dieser per Funk das Rotsignal steuern, leider ist die Kolonne teilweise aber so lang, dass auch der Funk nichts mehr nützt.

Die Probe wird dieses Wochenende aufs Exempel gestellt. Dann werden am Horgner Dorffest Tausende Besucherinnen und Besucher erwartet. Die einen oder anderen dürften auch von ennet der Gemeindegrenzen an das dreitägige Fest im Bezirkshauptort strömen. Glück dem, der zu Fuss unterwegs ist oder nur zwei Räder hat. Steht man nämlich in der langen Blechschlange, flitzen dann und wann rechts ein Velo und links ein Töff vorbei. Am Kopf der Schlange angekommen, bleibt allerdings auch ihnen  nur das Warten.

Was macht man da? Holen Sie sich ein Gipfeli beim Vetterli – wenn die Ampel grad auf Rot schaltet, reicht es wohl auch für eine Pizza bei Dieci. Oder aber: Packen Sie mit dem Regenschirm das nächste Mal auch die Geduld mit ein. Man kann sie trainieren – Zeit dafür haben Sie auf der Seestrasse derzeit genug.