Homophobie-Eklat in ÖsterreichEr wirft sie gleich aus dem Nationalteam – die einzig richtige Reaktion
Drei seiner Spieler beleidigen Homosexuelle, also schliesst sie der österreichische Nationaltrainer Ralf Rangnick aus. An seinem Statement können sich manche ein Vorbild nehmen.
Im Profifussball gibts bei Fällen von sexistischen, homophoben oder rassistischen Entgleisungen einen relativ simplen Ablauf: Es beginnt mit einem Spieler, der etwas Verwerfliches sagt oder schreibt. Wenn der Druck gross wird, zum Beispiel auf Social Media, entschuldigt er sich und gelobt Besserung. Der Verein, sein Arbeitgeber, distanziert sich und behauptet, dass solche Verfehlungen nicht mit den im Club gelebten Werten übereinstimmen. Vielleicht gibt es eine Busse oder eine Sperre – und sicher bald eine Regenbogenfahne in den sozialen Medien. Dann wird weitergemacht.
Einen solchen Eklat gab es Ende Februar in Österreich. Es ging dabei vor allem um fünf Spieler von Rapid Wien. Sie heissen Guido Burgstaller, Marco Grüll, Niklas Hedl, Maximilian Hofmann und Thorsten Schick (einst YB). Nachdem Rapid das Derby gegen Austria Wien 3:0 gewonnen hatte, wurde mit den Fans gefeiert, dabei waren auch Geschäftsführer Steffen Hofmann und Co-Trainer Stefan Kulovits. Die Rapid-Vertreter beleidigten ihre Gegner via Megafon und stimmten homophobe Gesänge an.
Natürlich distanzierten sie sich alle davon. Das hat in der Vergangenheit auch gereicht. Diesmal aber nicht.
Die erwähnten Spieler wurden teils für mehrere Spiele gesperrt, die längste Strafe bekam Burgstaller, er muss drei Spiele lang zusehen, erhielt drei weitere Sperren auf Bewährung und muss wie die anderen an Antidiskriminierungs-Workshops teilnehmen. Die Funktionäre Hofmann und Kulovits sind zwei beziehungsweise drei Monate gesperrt – allerdings mit je einem Monat auf Bewährung.
Für Burgstaller, Grüll und Hedl hat der Vorfall noch weitere Konsequenzen. Am Dienstag gab der österreichische Nationaltrainer Ralf Rangnick, ein hoch angesehener, auch Fussballprofessor genannter Funktionär, ein bemerkenswertes Statement ab. Zuerst schloss er die drei Nationalspieler für den kommenden Zusammenzug aus. Österreich spielt am nächsten Samstag gegen die Slowakei und am Dienstag darauf gegen die Türkei.
Dann folgte bei der Pressekonferenz eine leidenschaftliche Erklärung. Auch Rangnick sagte, alles, wofür er stehe, sei diametral am anderen Ende der Werteskala. Eine Floskel war das aber nicht. «Ich erwarte, dass sich die Jungs tatsächlich ernsthaft mit diesem Thema auseinandersetzen und auch verstehen, was es für Menschen bedeutet, wenn sie auf eine solche Art und Weise öffentlich beleidigt und diskriminiert werden.»
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Der 65-Jährige fuhr fort: Egal, wo er Trainer sei, so etwas würde er in seiner Mannschaft nicht tolerieren. Ob die drei Spieler nun für immer ausgeschlossen seien, wollte ein Journalist wissen. Rangnick antwortete: «Eine Entschuldigung als Lippenbekenntnis, weil sie mitgekriegt haben, was für ein Echo sie ausgelöst haben, ist keine Entschuldigung.» Entscheidend sei nun das Verhalten in Zukunft.
Es ist ein wichtiges Zeichen, das Rangnick setzt. Im Fussball der Männer ist es für queere Spieler nach wie vor fast unmöglich, sich selbst zu sein. Entsprechend wenige Spieler gibt es auf Profiniveau, die sich geoutet haben. Brüllen dann erwachsene Männer und vermeintliche Vorbilder Beleidigungen gegen Homosexuelle in Megafone, hilft das der Sache auch nicht.
Rangnick hat recht, die erwähnten Spieler müssen sich hinterfragen, ein einfaches «Sorry» genügt nicht. Sie müssen sich mit der Frage auseinandersetzen, was ihre Ansagen für einen jungen homosexuellen Fussballer bedeuten könnten, der sich fragt, ob es im Profifussball einen Platz für ihn gibt.
An Rangnick könnten sich viele Vereine und Verbände ein Vorbild nehmen. Regenbogenfahnen sind zwar schön, sich wirklich mit dem Thema auseinanderzusetzen, ist aber wichtiger.
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