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Lebenszeichen von Hassan Nasrallah
Heute will der Hizbollah-Chef sprechen

epa10506444 Supporters of Hezbollah listen to a speech by Hezbollah leader Sayyed Hassan Nasrallah delivered on a big screen during a rally to commemorate Hezbollah Wounded Resistance Day in the southern suburb of Beirut, Lebanon, 06 March 2023. Nasrallah said Hezbollah supports the nomination of the Head of the Marada Movement Sleiman Franjiyeh for the Lebanese presidency. President Michel Aoun's term has ended in late October, since then the Lebanese Parliament has failed 11 times to elect a president.  EPA/WAEL HAMZEH / POOL
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Die vorerst letzten Bilder zeigen Hassan Nasrallah (63), wie er an einer Wand vorbeiläuft. Nur wenige Sekunden ist der Videoclip lang, der am vergangenen Sonntag in die sozialen Medien hochgeladen wurde. Vielleicht, weil die Terrororganisation Hizbollah belegen wollte, dass es ihren Chef noch gibt. Der hält seit Jahrzehnten fast wöchentlich Fernsehansprachen, die sich letztlich meistens darum drehen, dem Todfeind Israel eben den Tod zu wünschen.

Seit dem Terrorangriff der Hamas auf den gemeinsamen Feind schwieg Nasrallah aber nun. Was das Heer der Hizbollah-Experten und -Deuter im Libanon in mindestens zwei Denklager gespalten hat. Die einen glauben, dass Nasrallahs Schweigen der psychologischen Kriegsführung diene. Dass er bewusst offenlassen wolle, ob seine geschätzt 50’000 Kämpfer mit ihren bis zu 150’000 Raketen auch eingreifen werden in den Krieg gegen Israel.

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Andere meinen, die Sendepause entspringe vor allem einer gewissen Ratlosigkeit von Nasrallah, zumindest einem Zwiespalt. Auf der einen Seite böte sich aus Sicht der Fanatiker eine gute Gelegenheit, einem Israel, das mit dem Krieg im Gazastreifen beschäftigt ist, eine weitere Front aufzubürden.

Auf der anderen Seite weiss Nasrallah, dass dies durchaus auch das Ende der Hizbollah bedeuten könnte – und den Kriegseintritt der USA, die zwei Flugzeugträger in die Region geschickt haben. Allein entscheiden kann Nasrallah ohnehin nicht, er braucht das Okay aus Teheran; der Iran hat die Hizbollah 1982 mitgegründet und finanziert sie bis heute.

Für viele ist er ein Symbol der korrupten Eliten

Für diesen Freitag nun hat die Organisation eine Rede von Nasrallah angekündigt. Aus Angst vor dem israelischen Militär wird er wohl wie immer von einem unbekannten Ort zugeschaltet, die ganze Region wird zuschauen. Viele Anhänger werden hoffen, dass er Israel den totalen Krieg erklärt. Auch die Hamas fordert öffentlich mehr Unterstützung. Die Mehrzahl der Libanesen hingegen wünscht sich, dass er Zeichen der Entspannung sendet. Bloss keinen neuen Krieg.

Womöglich wird er aber gar keine klare Botschaft senden. Zwar prahlt Nasrallah gerne mit seinem Waffenarsenal und inszeniert sich als Beschützer des Libanon. Sonderlich beliebt ist er aber nicht mehr, zu sehr ist er für viele ein Symbol der korrupten Eliten geworden, die das Land in den Abgrund gewirtschaftet und Millionen Dollar angehäuft haben, während der grosse Rest in Armut lebt.

Nasrallah war laut Umfragen der beliebteste Führer der arabischen Welt.

Begonnen hatte Nasrallah einmal ganz unten, als Sohn von armen Leuten aus dem Süden des Landes. Schon mit zehn soll er sein Leben nach den Regeln des Islam geführt haben, später ging er in den Iran zum Studium des Korans. Mit nur 32 wurde er nach dem plötzlichen Tod seines Mentors zum Generalsekretär der Hizbollah.

Er machte aus einem zusammengewürfelten Haufen die stärkste militärische und politische Kraft des Libanon, die Teil der Regierung wurde, die das Land im Griff hat. Nach fast 20 Jahren Kampf zogen die Israelis im Jahr 2000 ihre Truppen aus dem Libanon ab. Beim erneuten Einmarsch 2006 dauerte es 34 Tage bis zum Rückzug. Beides feierte Nasrallah wie einen Sieg; er war laut Umfragen der beliebteste Führer der arabischen Welt.

Das Land ist erschöpft

Heute nehmen ihm viele junge Araber übel, dass er in Syrien dem Diktator Assad zur Seite sprang. Im Libanon sind ihm die Schiiten treu, viele der 17 anderen Gruppen wollen aber nicht in einen Konflikt mit Israel hineingezogen werden. Das Land ist erschöpft und traumatisiert: Wirtschaftskrise, die Explosion im Hafen 2020, seit Monaten ohne Präsident. Für einen Wiederaufbau wäre kein Geld da, die Staaten am Golf haben den Hahn zugedreht.

Nasrallah muss wohl genau abwägen. Womöglich wird er Israel nun mal wieder den Tod wünschen und ein paar Raketen mehr über die Grenze fliegen lassen. Aber die totale Eskalation vermeiden.