Der Radaufsteiger vor dem SaisonstartHirschi gibt sich trotz Gerüchten und Verspätung entspannt
Der Berner fährt ab Montag an der Katalonien-Rundfahrt sein erstes Rennen für UAE-Emirates. Davor ist am Samstag bei Mailand–Sanremo Spektakel garantiert.
So nüchtern kann man mit schwerwiegenden Vorwürfen umgehen: «Das gehört leider zum Radsport. Ich versuche das nicht zu sehr an mich heranzulassen.» Zumindest äusserlich wirkt Marc Hirschi tatsächlich cool. Obwohl das Thema keine Bagatelle ist: Mitte Februar zitierte das «Algemeen Dagblad» aus den Niederlanden eine ungenannte Quelle aus dem Umfeld seines ehemaligen Teams Sunweb, das erzählte, man habe ihn als «Risiko fürs Team» gesehen und sich deshalb vom Berner getrennt.
Im Detail will niemand darüber sprechen
Das ist ziemlich starker Tobak, im Detail will aber niemand darüber sprechen, weder das Ex-Team noch Hirschi, der aber angibt, mit sich im Reinen zu sein. Wie kam es so weit? Anfang Dezember wurde der Berner nach seiner Glanzsaison 2020 (u.a. Siege bei der Tour de France und der Flèche Wallonne) noch als Aushängeschild seines Teams DSM (ehemals Sunweb) präsentiert. Am 5. Januar kam wie aus dem Nichts die Nachricht, er würde das Team verlassen – die Meldung wurde nicht weiter kommentiert, die beiden Parteien hatten ein Stillschweigeabkommen unterzeichnet.
Daran halten sie sich, und darum schaut Hirschi nun vorwärts. Er hat beim Team UAE-Emirates von Tour-Sieger Tadej Pogacar für drei Jahre unterschrieben, es dürfte ein sehr gut dotierter Vertrag sein.
Der späte Wechsel brachte einige Anfangsschwierigkeiten mit sich. Der 22-Jährige musste sich in kurzer Zeit an ein neues Velo und neue Schuhe gewöhnen. Die Hüftprobleme, die ihn vor einem Jahr geplagt hatten, flammten wieder auf. Darum wurde das Saisondebüt verschoben, nach zwei Höhentrainingslagern auf Teneriffa ist es nun am Montag so weit, Hirschi startet an der Katalonien-Rundfahrt. Noch nicht mit ganz grossen Ambitionen, «das ist der Einstieg», sagt er. Danach folgt die Baskenland-Rundfahrt, die Rennen sollen ihm jene Topform bringen, die er ab Mitte April braucht, um in den Ardennenklassikern mit den Besten mithalten zu können: Zur Flèche Wallonne tritt er als Titelverteidiger an.
Sanremo: Spektakel mit den drei Überfliegern
Zum Saisoneinstieg gleich die 300 Kilometer von Mailand nach Sanremo unter die Räder zu nehmen, wäre hingegen für Hirschi etwas viel gewesen. Die stehen am Samstag an, es ist das erste der fünf Radmonumente, wie die grossen Eintagesrennen im Klassiker ehrfürchtig genannt werden.
Die Startliste strotzt auch so vor Hochkarätern, wobei das dominierende Trio Mathieu van der Poel, Wout Van Aert und Julian Alaphilippe obenaus schwingt. Sie agierten vergangene Woche beim Tirreno–Adriatico, wie ihnen beliebte, teilten fünf der sieben Etappensiege unter sich auf.
Entsprechend übergross ist ihre Favoritenrolle. Womit die Frage bleibt, wie die gesamte Konkurrenz mit der Situation umgeht: Akzeptiert sie die Überlegenheit des Trios? Oder versucht sie, mit frühen Offensiven dieses aus der Reserve zu locken? Selten lohnte es sich mehr, bei Mailand–Sanremo etwas zu riskieren. Denn wenn oben am Poggio, dem kleinen Hügel vor dem Ziel, das Trio vorne mit dabei ist, muss niemand sonst auch nur einen Gedanken an den Sieg verschwenden.
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