Radrennen Strade BiancheIn der Toskana garantieren diese drei Rad-Dominatoren Spektakel
Julian Alaphilippe, Mathieu van der Poel und Wout Van Aert schweben über der Radkonkurrenz. Entsprechend aufregend wird ihr Aufeinandertreffen – und lässt Stefan Küng hoffen.
Was braucht ein Radrennen, um zu einem Klassiker zu werden? Eine lange Geschichte natürlich – darum sind es die ältesten Rennen im Kalender, die diesen Status erlangt haben. Und trotzdem geht die Diskussion jedes Jahr vor den Strade Bianche von Neuem los. Das Profirennen über die weissen toskanischen Kiesstrassen erlebt heuer gerade mal seine 15. Ausgabe. Und doch findet sich immer wieder ein Exponent, der die Aussage liefert, die Strade Bianche hätten längst Klassiker-Charakter. Was irgendwie auch stimmt.
Ein Klassiker braucht neben einer langen Geschichte vor allem eines: epische Duelle – respektive einen Parcours, der diese begünstigt. Dazu eine emblematische Landschaft. Hier können die Strade Bianche punkten wie kaum ein anderes Eintagesrennen. Es ist mit der grösste Abnützungskampf des Jahres, bei dem die Fahrer regelmässig die höchsten Gesamtleistungswerte der Saison vollbringen. Und die Zielankunft in Siena, auf der einmaligen Piazza del Campo, vergisst kein Fahrer mehr.
Kurz: Es ist das Rennen, das keine zufälligen Sieger kennt. Und damit eines für die grossen Figuren des Radsports. Dafür bürgt keiner mehr als Fabian Cancellara, der als Einziger mehrere Siege in Siena feiern konnte. Entsprechend logisch sind die Favoritenrollen für diese 15. Ausgabe verteilt, weil Julian Alaphilippe, Wout Van Aert und Mathieu van der Poel geradezu über der Konkurrenz schweben.
Der quecksilberne Weltmeister
Das war die vergangene Saison so, und das hat sich in der Zwischenzeit nicht geändert. Alles, was man über dieses Trio wissen muss, lässt sich auf diese eine Szene kondensieren, die auch knapp fünf Monate später noch unglaublich wirkt: Es hat etwas aus Hollywood, als Alaphilippe an der Flandern-Rundfahrt Ende Oktober angreift und allen davonfährt. Er, der Weltmeister und Renndebütant. Folgen können ihm nur zwei Konkurrenten: die beiden Topfavoriten Van Aert und Van der Poel.
Das Trio vorn, alle anderen dahinter, irgendwo zwischen staunend und kapitulierend, das fasst die Saison 2020 gut zusammen. Dass Alaphilippe dann als Erster für Spektakel sorgt, unfreiwillig zwar, weil er nicht mehr einem langsamer werdenden Begleitmotorrad ausweichen kann und in hohem Bogen abfliegt, hat seine Logik. Der Franzose ist der Irrwisch im Trio, derweil der Niederländer Van der Poel und der Belgier Van Aert weniger quecksilbern sind, die Gegner mehr mit Kraft und Fahrtechnik dominieren.
Küng hofft, von den Favoriten übersehen zu werden
Greift einer der drei an, können ihm die anderen beiden meist folgen. Aber die Konkurrenz? Vielleicht an einem aussergewöhnlich guten Tag. In der Regel aber nicht. «Sie haben einen so brutalen Punch, dass sie sich nur untereinander neutralisieren können», gibt Stefan Küng offen zu.
Der Thurgauer ist einer von sechs Schweizern auf der Startliste, aber der einzige mit einer echten Chance auf einen Spitzenplatz – bei seinen vier Starts erreichte er Siena als 15., 16., 15. und 14. «Entsprechend konzentrieren sich die drei vor allem aufeinander. Wenn ein anderer angreift, interessiert es sie nicht. Das kann ein Vorteil sein», sagt Küng.
Van Aert gewann die Sommerausgabe der Strade 2020 solo, im Jahr davor war die Reihe an Alaphilippe gewesen. Jetzt treffen sie erstmals wieder alle aufeinander seit dem Rencontre in Flandern, als letztlich Van der Poel der Stärkste war. Alaphilippe und Van der Poel zeigten bereits in mehreren Vorbereitungsrennen, dass sie nichts von ihrer Offensivkraft eingebüsst haben. Derweil brennt Titelverteidiger Van Aert darauf, nach drei Wochen Höhentrainingslager auf Teneriffa ebenfalls loslegen zu können.
Zwei Schweizerinnen können sich ebenfalls etwas ausrechnen
Aus Schweizer Sicht hat Küng eine Aussenseiterchance. Mindestens so gross dürften diese für die Frauen sein. Ihr Rennen wird vor jenem der Männer ausgetragen, und Elise Chabbey und Marlen Reusser ist es durchaus zuzutrauen, im Finale eine Rolle zu spielen.
Natürlich fehlt in dieser Schweizer Aufzählung ein Name, der vergangene Saison für mehr Furore sorgte als alle anderen zusammen: Marc Hirschi. Der Berner konzentriert sich nach seinem aufsehenerregenden Teamwechsel zu UAE-Emirates ganz auf die Ardennen-Klassiker Ende April – und gibt sein Saisondebüt erst in zwei Wochen an der Katalonien-Rundfahrt.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.