TV-Serie «Gutsy»Hillary Clinton arbeitet an ihrem Image
Auf Apple+ trifft die Ex-Präsidentschaftskandidatin mit ihrer Tochter Chelsea mutige Frauen. Damit will sie endlich mit dem Image des unnahbaren Kalküls abschliessen.
Amerikanische Streamingdienste sammeln offensichtlich ehemalige Politiker. Netflix hat die Obamas, und Apple + hat jetzt Hillary Clinton. Zusammen mit Tochter Chelsea hat sie ein Buch geschrieben, «The Book of Gutsy Women: Favorite Stories of Courage and Resilience», und nun haben die beiden für Apple eine Serie daraus gemacht, acht Episoden über Frauen, die das Prädikat «Gutsy» verdienen, solche mit Schneid also.
Diese Dokumentarreihe dient, klar, der Selbstdarstellung. Wenigstens hat das Thema aber tatsächlich mit Hillary Clinton zu tun. Man kann über ihre politischen Positionen als Senatorin und Aussenministerin sicher streiten. Aber sie hat, quasi im Alleingang, seit den Neunzigern die Wahrnehmung von Frauen in der amerikanischen Politik auf den Kopf gestellt. Sie selbst galt vielen Amerikanern als «nasty woman». Es wird in dieser Serie deutlich sichtbar, wie nah beieinander schneidig und abstossend immer noch liegen, sobald es um Frauen geht.
Goldiger Anekdotenschatz
Es gibt also gute Gründe, warum sehr viele andere Frauen mit Schneid sie als vertrauenswürdige Gesprächspartnerin empfinden, und an vielen Stellen der acht Episoden von «Gutsy» ist schön zu sehen und zu hören, wie mühelos Hillary Clinton mit ihrem ansteckenden Lachen ihr Gegenüber zu Verbündeten macht. Und ihr eigener Anekdotenschatz ist goldig. Wer weiss schon, dass die im März verstorbene US-Aussenministerin Madeleine Albright ihre Gegner auf der internationalen Bühne gern mit aussagekräftigen Broschen geärgert hat? Insgesamt ist «Gutsy» ein Gemischtwarenladen für Frauenschicksale, sehr unterschiedlich wissenswert.
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Die Mutter der in Charlottesville ermordeten Heather Heyer, die mit der Mutter eines ermordeten Schwarzen zusammenarbeitet, eine ehemalige Rechtsradikale, die jetzt mit radikalisierungsgefährdeten Jugendlichen arbeitet – das sind Gespräche, die man sonst so nirgends sieht und die einem als Zuschauer richtig an die Nieren gehen.
Clinton ist wild entschlossen, ihr Bild in der Öffentlichkeit zu korrigieren.
Amy Schumer und Wanda Sykes, die erzählen, wie sie sich ihr Standing als Frauen in der Comedy-Branche erkämpfen musste: Kann man ruhig noch mal wiederholen, ist gar nicht lang her. Abby Abinanti, aufgewachsen in der Yurok Indian Reservation im Norden Kaliforniens, erste eingeborene Amerikanerin, die in den Siebzigern als Anwältin zugelassen wurde, und heute oberste Richterin des Yurok Tribal Court: eine grossartige Frau, die wunderbare Dinge über die Fürsorge in Gemeinschaften zu sagen hat und sie auch noch mit Stammesweisheiten untermauert.
Kim Kardashian berichtet dann aber, wie sie sich via Twitter für einen zum Tode Verurteilten bis kurz vor seiner Hinrichtung einsetzte, und dass es ganz furchtbar war, als sie wegen eines Fotoshoots damit aufhören musste. Die Story hätte sie besser für sich behalten, und es bleibt beim Zuschauen schleierhaft, warum so was nicht einfach rausgeschnitten wurde.
Was nun aber die Selbstdarstellung angeht, leistet Hillary Clinton ganze Arbeit. Sie ist seit ein paar Jahren wild entschlossen, mit dem Image des unnahbaren Kalküls abzuschliessen, ihr Bild in der Öffentlichkeit noch einmal zu korrigieren. Und das gelingt ihr ganz gut. Wann immer sie mit anderen Kindern nicht klarkam, erzählt sie in der Serie, habe ihre Mutter sie wieder vor die Tür geschickt – sie durfte sich nie verstecken vor den Menschen, die sie nicht mochten. Und das tut sie bis heute nicht.
Gutsy, acht Episoden, auf Apple + ab 9. September
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