Versorgungsprobleme in Xi’an?Hilferufe aus der abgeriegelten Millionenstadt
Seit fast zwei Wochen stehen viele Bewohner von Xi'an unter Hausarrest. Einige klagen über fehlende Lebensmittel. Und bereits wird eine weitere chinesische Grossstadt durchgetestet.
Im Corona-Lockdown in der chinesischen Millionenstadt Xi’an häufen sich Klagen über Versorgungsprobleme. «Kann das Gebäude nicht verlassen, und es wird immer schwieriger, im Internet Lebensmittel zu kaufen», schrieb eine Person aus Xi’an laut «dpa» auf Weibo. Der Post stamme von einem verifizierten Account. Zhang Canyou, Experte der im Staatsrat angesiedelten Epidemie-Arbeitsgruppe, sagte, dass es «womöglich Versorgungsdruck in den Gemeinden» gebe. Doch tue die Regierung alles, um den Menschen die benötigten Güter bereitzustellen.
In Xi’an gilt seit zwei Wochen ein Komplett-Lockdown. Die Zahl der Neuinfektionen in der Stadt mit 13 Millionen Einwohnern ist inzwischen gesunken. Am Mittwoch gaben die Behörden 35 neue Ansteckungsfälle von landesweit 91 bekannt. Am Dienstag waren es in Xi’an 95 gewesen, am Samstag letzter Woche noch 174. Seit dem 9. Dezember wurden in der Metropole mehr als 1800 Corona-Infektionsfälle verzeichnet.
«Die Epidemie zeigt einen Abwärtstrend», sagte Ma Guanghui, der Vize-Chef der Gesundheitskommission der Provinz Shaanxi bei einer Pressekonferenz. Der Ausbruch in Xi’an sei «unter Kontrolle gebracht» worden.
Die meisten Geschäfte in Xi’an, der Heimat der weltberühmten Terrakotta-Armee, sind aber noch geschlossen, Einkäufe weiterhin nur alle drei Tage erlaubt. Zuletzt wurden die Regeln sogar weiter verschärft: Vielen Bewohnern wurde gesagt, dass sie nur noch das Haus verlassen dürfen, um sich auf das Coronavirus testen zu lassen.
Ein vielfach geteiltes Video zeigt, wie Wachleute einen Mann angriffen, der versucht hatte, Angehörigen gefüllte Teigtaschen zu bringen. Die Aufpasser hätten sich später entschuldigt, und seien mit einer Busse von jeweils 200 Yuan (rund 29 Franken) belegt worden, hiess es in einer Erklärung der Polizei von Xi’an.
Abgewiesen vom Krankenhaus?
Die in der Stadt lebende Journalistin Jiang Xue führt seit Lockdown-Beginn Online-Tagebuch – und erreicht Leserinnen und Leser in ganz China. Im populären Online-Netzwerk Weixin schrieb sie von den Problemen der Bewohner, die teilweise online nach Lebensmitteln suchen müssen. In dem Tagebuch geht es laut «FAZ» auch um eine Frau, deren Vater einem Herzinfarkt erlag, nachdem er laut Darstellung seiner Tochter von einem Krankenhaus abgewiesen wurde, weil in seinem Wohngebiet Corona-Fälle gemeldet wurden.
Obwohl die Zahl der Infektionsfälle in China im Vergleich zu anderen Ländern immer noch verschwindend gering ist, gehen die Behörden rigoros gegen neue Ausbrüche vor. Üblich sind regionale Lockdowns, Massentests und Reisebeschränkungen. Die Behörden wollen das Virus unbedingt eindämmen, bevor im Februar die Olympischen Winterspiele in Peking beginnen. Immer wieder werden Behördenvertreter abgesetzt, die für die Verbreitung des Coronavirus verantwortlich gemacht werden.
Neuer Herd in Zhengzhou?
Doch bereits gibt es anderswo im Land neue, wenn auch kleine Infektionsherde: Wegen einer Handvoll Corona-Infektionen in der ostchinesischen Stadt Zhengzhou müssen sich alle zwölf Millionen Einwohner auf das Virus testen lassen. Die Massentests sollten «in der Öffentlichkeit versteckte Infektionen aufdecken», teilte die Stadtverwaltung am Mittwoch mit. Weil in Zhengzhou in den vergangenen Tagen elf Corona-Infektionen nachgewiesen worden waren, war über acht Wohnviertel der Grossstadt mit zehntausenden Einwohnern ein Lockdown verhängt worden.
AFP/nlu
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