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Neue Shopping-App 
Eine Smartwatch für 2.17 Franken – wo ist der Haken?

Da staunt die Kundin: Bei Temu sind die Preise fast zu günstig, um wahr zu sein. 
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Wenn man sich durch die orangefarbene Temu-App scrollt, hat man den Eindruck, da hätten sich lauter Kommafehler in die Preise eingeschlichen. Eine Smartwatch mit LED-Anzeige gibt es momentan für 2.17 Franken zu kaufen. Ein tragbarer Hochdruck-Wasser-Düsenspray für die samstägliche Autowäsche kostet 3.77 Franken, eine Herren-Schultertasche 3.97, ein Damenkleid 8.07, eine tragbare Klimaanlage 17.99 oder ein Minidrucker fürs Handy 4.98 Franken.

Aus insgesamt rund 30 Kategorien kann man auswählen und sich beispielsweise nur jene Produkte anzeigen lassen, die weniger als 3 Franken kosten. Bei Temu finden sich auch diverse Dinge, von denen man gar nicht wusste, dass es sie gibt. Zum Beispiel Tierhaarentferner-Bälle für die Waschmaschine. Oder eine Anti-Ermüdungs-Küchenmatte. Oder einen Kaffeebecher, der selber rührt. Für noch tiefere Preise gibt es Rabattaktionen, Gutscheincoupons sowie die Möglichkeit, die Kosten selber zu drücken. Das tut man, indem man die eigenen Freunde dazu animiert, dasselbe Produkt zu bestellen.

Temu ist sowohl für Apple- als auch für Android-Handys verfügbar und vielerorts auf Platz 1 der populärsten Gratis-Apps. 

Die spottbilligen Preise kann Temu nach eigenen Angaben anbieten, weil sie ihre Produkte wie Amazon oder Ali Express nicht direkt, sondern via Dritthersteller verkauft und weil die Bestellmengen gigantisch sind. «Shoppen wie ein Milliardär» lautet dazu passend das Motto der chinesischen Onlineplattform, die wie aus dem Nichts kam und nun überall im Netz intensiv beworben wird. Gegründet wurde Temu 2022 in Boston, seit Frühling ist der Marktplatz in Europa und seit kurzem auch bei uns verfügbar.

«Alles stinkt unfassbar.»

Aus einem Bestelltest von RTL

Obwohl sie bis vor kurzem völlig unbekannt war, steht die dazugehörige App bereits auf Platz 1 der Gratis-Apps in der Schweiz – vor dem Game «Twisted Tangle» und der Shopping-App Shein. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten mit Inflation und hohen Energiepreisen sind Schnäppchen natürlich besonders verlockend.

Verdächtig hohe Bewertungen

Wo ist der Haken? Das fragen sich derzeit verschiedene Verbraucherportale im Internet. Auch, weil viele der zahlreichen 5-Stern-Bewertungen verdächtig schwärmerisch klingen, vor allem jene, die – zufällig oder nicht – einen Gutscheincode enthalten. Ein Verbraucherexperte von RTL wollte es genauer wissen und bestellte sich rund ein halbes Dutzend Produkte für knapp 50 Franken. Sein erster Eindruck: «Alles stinkt unfassbar.» Sein Fazit nach dem Test der Elektronikprodukte: Nichts funktioniert wirklich. 

Auch auf dem Bewertungsportal «Trustpilot» sind kritische Kommentare zu finden. Dort ist von falschen Lieferungen, langen Wartezeiten, fehlenden Rücksendeetiketten, unerwarteten Zollgebühren und einem schlechten Kundenservice die Rede. Andere User versichern jedoch, sie hätten ihre Ware innerhalb weniger Tage erhalten und seien sehr zufrieden. Es handle sich zwar um Billigware aus China, aber es seien «alle Produkte nutzbar und für den Preis der absolute Hit».

Unter welchen Bedingungen die Sachen produziert worden sind, ist da nebensächlich. Und was nichts taugt, wird einfach entsorgt. Kostet ja (fast) nichts. Das erinnert an die Billigmode-Plattform Shein, die 2021 ebenfalls einen Senkrechtstart hingelegt hat und sich trotz unzähligen kritischen Berichten und Appellen für nachhaltigen Konsum ganz oben in der Rangliste hält (hier geht es zu unserem Testbericht). Hauptsache, der Preis stimmt.