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«Herr Ermotti wird das schnell verstehen»

Sergio Ermotti wird an der GV der Swiss Re Mitte April in den Verwaltungsrat gewählt. Ein Jahr später soll er Walter B. Kielholz beerben. Foto: Laurent Gillieron (Keystone)
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Noch-UBS-Chef Sergio Ermotti soll im nächsten Jahr bei der Swiss Re den langjährigen Präsidenten Walter B. Kielholz ablösen. Die Annäherung des Bankers Ermotti an den Rückversicherer begann im vergangenen Herbst – ganz unverbindlich. Kielholz fragte damals den UBS-Chef, was dieser zu tun gedenke, wenn er die Kommandobrücke der Grossbank verlassen hat. «Dann wurde es immer detaillierter», sagte Kielholz in einer kurzfristig am Dienstag organisierten Telefonkonferenz.

Auch UBS-Präsident Axel Weber ist offenbar frühzeitig in die Pläne «seines» Noch-Konzernchefs eingeweiht worden. «Herr Weber wusste schon seit Monaten davon», sagte UBS-Mediensprecher Mark Hengel. Ermotti wird in einem ersten Schritt an der nächsten Generalversammlung der Swiss Re Mitte April als unabhängiges Mitglied in den Verwaltungsrat gewählt.

Walter B. Kielholz blickt auf eine 30-jährige Karriere in Toppositionen der CS und der Swiss Re zurück. Foto: Keystone

Ein Jahr später soll er Kielholz beerben. Bis zu seinem Rücktritt als UBS-Chef Ende Oktober wird der Tessiner also in den Diensten beider Finanzkonzerne stehen. Priorität habe der Job als Lenker der Grossbank, sagte Hengel.

Ein 70-Prozent-Job

Ermottis Anwartschaft auf das Swiss-Re-Präsidium bedeutet, dass er nicht Webers Nachfolger als UBS-Präsident werden kann. Laut einer Vereinbarung mit dem Banker könne dieser nicht gleichzeitig Präsident zweier Unternehmen sein, betonte Kielholz. Das Amt des Verwaltungsratspräsidenten beim weltweit zweitgrössten Rückversicherer werde bis zu 70 Prozent von Ermottis Zeit beanspruchen.

Kielholz bezeichnete seine Nachfolgeregelung als «glücklichen Umstand». Für Rückversicherer sei es oft schwierig, einen Präsidenten zu finden. Zum einen gebe es nur wenige solche Unternehmen, und zum anderen sei es Kunden und Mitarbeitern gleichermassen schwer zu vermitteln, wenn der Verwaltungsratsvorsitzende zuvor für die Konkurrenz gearbeitet habe, erklärte Kielholz. Kandidaten aus dem eigenen Verwaltungsrat hat es laut dem Präsidenten gegeben, doch die seien bereits zuvor zurückgetreten.

Allfällige Zweifel, weil Ermotti über keinerlei Erfahrung im Versicherungsgeschäft verfügt, versuchte Kielholz zu entkräften, indem er die Ähnlichkeiten von Bank- und Versicherungsaktivitäten herausstrich. Beidenorts gehe es im Wesentlichen darum, Risiken zu bewerten, für die man eigenes Kapital einsetze. In der Rückversicherung würden dazu manchmal «esoterische» Lösungen herangezogen – «aber das wird Herr Ermotti schnell verstehen», so Kielholz.

Seiner Meinung nach stünden Grossbanken und -versicherer vor ähnlichen Herausforderungen: Klimawandel, Digitalisierung und Tiefstzinsen. Neuland für Ermotti, so Kielholz, seien indes die Herausforderungen in der US-Haftpflichtversicherung. Ausserdem betreibe die Swiss Re ausschliesslich Geschäfte mit Unternehmen und Institutionen, während die UBS auch Privatkunden betreue.

Eines der letzten Urgesteine

Kielholz wird im Februar nächsten Jahres 70-jährig und erreicht damit die Altersgrenze im Verwaltungsrat der Swiss Re. In einem Interview mit der «Bilanz» im letzten Sommer hatte er noch darauf hingewiesen, dass diese Limite «nicht in Stein gemeisselt» sei. Heute hörte sich das ganz anders an: Bereits seit zwei Jahren beschäftige er sich gedanklich mit seiner Nachfolge, liess Kielholz durchblicken.

Der Mann ist eines der letzten Urgesteine der Schweizer Wirtschaft. Er blickt auf eine rund 30-jährige Karriere in Toppositionen der Credit Suisse und der Swiss Re zurück. Den Verwaltungsrat des Rückversicherers präsidiert er seit 2009, nachdem dieser in der Finanzkrise in Schieflage geraten war.

Zuletzt musste Kielholz zwei Dämpfer hinnehmen: Im Mai 2018 scheiterte die angestrebte Partnerschaft zwischen der Swiss Re und dem japanischen Softbank-Konglomerat, und im Juli 2019 musste der Rückversicherer den Börsengang seiner Lebensversicherungstochter Reassure abblasen. Dass er von Aktionären zum Rücktritt gedrängt worden sei, verneinte Kielholz.