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Ausstellung in Zürich
Kelly-Bags und Seidentücher – im Kreis 5 gibt es Hermès-Luxus für alle

"Hérmes in the Making" in der Maag-Halle
Hermes mietet sich in die Maag-Halle für eine Kunsthandwerks-Ausstellung ein. 
05.11..2024
(Tages-Anzeiger/Urs Jaudas)
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In Kürze:
  • Die Ausstellung «Hermès in The Making» gastiert zurzeit in der Lichthalle Maag in Zürich.
  • Besucherinnen und Besucher können selbst Handwerkskunst ausprobieren und Einblicke in die Produktionsprozesse gewinnen.
  • Die Ausstellung bietet die Möglichkeit für persönliche Gespräche mit den Handwerkerinnen und Handwerkern.

An einem halbrunden Tisch sitzen Menschen und versuchen mit zwei Nähnadeln, mit Wachs behandeltem Leinenzwirn und dem eben erlernten Sattlerstich ein Stück genarbtes Leder zu verzieren. Das sieht leichter aus, als es ist. Aber einige der Hobbyhandwerkerinnen und -handwerker werden dem Luxushaus Hermès vielleicht nie wieder näher kommen als an diesem Tisch. 

Selbst Ausprobieren und Anfassen gehört zum Konzept der Wanderausstellung «Hermès in The Making». Seit dem Start 2021 in Kopenhagen reist die aufwendige Schau, die dezidiert als Informations- und nicht als Marketingveranstaltung verstanden werden will, um die Welt. Nach Stopps in Chicago, Singapur und Mexico-Stadt gastiert sie zurzeit in der Lichthalle Maag. Also dort, wo eine breite Bevölkerung sonst immersive Ausstellungen besucht.

"Hérmes in the Making" in der Maag-Halle
Hermes mietet sich in die Maag-Halle für eine Kunsthandwerks-Ausstellung ein. 
05.11..2024
(Tages-Anzeiger/Urs Jaudas)

In Zürich werden während der neuntägigen Ausstellungsdauer 12’000 Besucherinnen und Besucher erwartet. Der Eintritt ist gratis, lediglich ein Slot muss online gebucht werden. Die Veranstaltung will also auch diejenigen ansprechen, die sich nie in eine Hermès-Boutique wagen würden. Was Hermès sich diese Ausstellung kosten lässt, dazu macht das Unternehmen auf Nachfrage keine Angaben.

Das französische Luxushaus, das auch in der Bahnhofstrasse mit einer Filiale vertreten ist, will zeigen, wie viel Leidenschaft, Kunsthandwerk, Zeit und Nachhaltigkeit in den berühmten Handtaschen, Schmuckstücken und Foulards stecken. Ein begleitendes Programm für Kunsthandwerks- und Designschulen gibt es ebenfalls, Hermès ist lange schon aktiv im Bereich Nachwuchsförderung.

"Hérmes in the Making" in der Maag-Halle
Hermes mietet sich in die Maag-Halle für eine Kunsthandwerks-Ausstellung ein. 
05.11..2024
(Tages-Anzeiger/Urs Jaudas)

Zum Zweck der Nahbarkeit wurden in den fensterlosen, aber einladend gestalteten Räumen der Lichthalle mehrere kleine Ateliers aufgebaut. Die Ausstellung ist in vier Themen gegliedert: Techniken, langlebige Materialien, langfristiges Engagement und regionale Verankerung. An Werkbänken sitzen Handwerker und Handwerkerinnen, die normalerweise in einer der französischen Produktionsstätten von Hermès tätig sind. 

Langlebigkeit war bei Hermès schon immer Trend

Das 1837 in Paris gegründete Familienunternehmen lässt seine Luxusprodukte noch immer fast ausschliesslich in Frankreich herstellen. Langlebigkeit und damit auch Nachhaltigkeit seien seit jeher Teil der Hermès-DNA gewesen, noch bevor sie zum Trend erklärt wurden, so Guillaume De Seynes, Familienmitglied der sechsten Generation und Mitglied der Geschäftsleitung, am Eröffnungsabend in Zürich. Jedes Hermès-Stück könne repariert werden, das gehöre zur Philosophie. 

In der Halle dürfen nun Gäste dabei zusehen, wie zum Beispiel 70 winzige Lederteilchen zu einem Intarsienbild mit zwei Pferde-Jockeys für das Zifferblatt einer Uhr zusammengesetzt werden. Das Motiv mit dem Pantherkopf, das als Skizze zu sehen ist, bestehe aus 2000 Teilen, sagt die Handwerkerin, während sie mit bewundernswerter Ruhe die Lederteile mit einer Pinzette platziert.

"Hérmes in the Making" in der Maag-Halle
Hermes mietet sich in die Maag-Halle für eine Kunsthandwerks-Ausstellung ein. 
05.11..2024
(Tages-Anzeiger/Urs Jaudas)

Einige Meter weiter wird Minibrillant um Minibrillant in ein massives Goldarmband eingesetzt. Weil mit dem blossen Auge kaum etwas zu erkennen ist, wird die Arbeit des Juweliers vergrössert auf einen kleinen Bildschirm übertragen. Und was kostet so ein exklusives Stück? Über Preise dürften hier leider keine Auskünfte gegeben werden, erklärt die Übersetzerin des Juweliers. 

Ein Austausch mit den Handwerker-Profis ist erwünscht

Dass in der Ausstellung nicht nur geschaut wird, sondern auch Fragen gestellt werden, ist den Veranstaltern wichtig. Deswegen wurden allen Personen, die ihre Handwerksberufe präsentieren, Personen zur Seite gestellt, die aus dem Französischen ins Deutsche oder Englische übersetzen.

"Hérmes in the Making" in der Maag-Halle
Hermes mietet sich in die Maag-Halle für eine Kunsthandwerks-Ausstellung ein. 
05.11..2024
(Tages-Anzeiger/Urs Jaudas)

Auf der anderen Seite des Raums sitzt ein junger Mann vor einem Regal voller Kelly-Bags, jener berühmten und bis heute heiss begehrten Handtasche, die nach Grace Kelly benannt wurde. Er schleift mit Hingabe an einem Stück Henkelhalterung aus blauem Leder. Etwa 18 Stunden brauche er, um eine Kelly-Bag zusammenzunähen, sagt der Sattler, der sonst vermutlich bei deutlich mehr Tageslicht in einem Atelier in der Nähe von Bordeaux arbeitet.

Die grosse Siebdruckanlage gehört zu den Highlights der Ausstellung. Hier verweilen die Gäste besonders lange und sehen dabei zu, wie Rahmen um Rahmen auf eine Stoffbahn gelegt und eine Farbe nach der anderen auf die Seide übertragen wird. Bis am Schluss eines der bunten, perfekt bedruckten Hermès-Tücher auf dem Tisch liegt. 

"Hérmes in the Making" in der Maag-Halle
Hermes mietet sich in die Maag-Halle für eine Kunsthandwerks-Ausstellung ein. 
05.11..2024
(Tages-Anzeiger/Urs Jaudas)

Das Konzept von «Hermès in The Making» funktioniert durchaus. Es entsteht eine Art Verständnis dafür, dass 530 Franken (laut Hermès-Website) für das soeben gedruckte Seidenfoulard «18-3-7» mit den beiden Pferde-Jockeys viel Geld sind, aber tatsächlich auch viel Zeit und Präzision drinstecken. Ja, man lässt sich gern anstecken von dieser Begeisterung fürs Handwerk.

Die Stücke Leder, die am runden Tisch von den Besucherinnen und Besuchern mit ein paar Stichen verziert wurden, können übrigens als Lesezeichen mit nach Hause genommen werden. Verkaufen dürfe man die hier gefertigten Sachen aber keinesfalls, steht auf einem Schild. Eine Zuwiderhandlung werde mit Strafe geahndet.

Wer ein echtes Hermès-Produkt sein Eigen nennen will, muss also die Boutique in der Bahnhofstrasse aufsuchen. Dem Umsatz dort wird «Hermès in The Making» jedenfalls nicht schaden.

Bis 14. November (geschlossen am 11. November), Lichthalle Maag, Zahnradstr. 22, 8005 Zürich, Hermes.com