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Grosse Frage der Naturwissenschaft
Henne oder Ei?

Gehört ein Ei mehr zum Küken oder mehr zur Mutter? Ein Küken schlüpft im Naturmuseum in Luzern.
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Was war zuerst da, Henne oder Ei? Das ist eine Frage, mit der sich die Naturwissenschaft erstaunlich schwertut, es herrscht ein Patt. Henne und Ei bedingen sich gegenseitig, das eine kann nicht ohne das andere. Woraus soll eine Henne schon schlüpfen, wenn nicht aus einem Ei? Und wer sollte umgekehrt ein Ei legen, wenn nicht eine Henne?

Henne oder Ei, darüber lässt sich leidenschaftlich streiten. Manch einer macht es sich mit der Antwort trotzdem einfach. Evolutionär sind Eier älter als heutige Hühner, schon Dinosaurier haben Eier gelegt, insofern sei das Ei natürlich zuerst dagewesen. Doch eine Lösung ist das nicht, denn das Problem wird nur verschoben, und die neue Frage ist genauso knifflig wie die alte: Was kam zuerst, Dino oder Ei?

Andere bleiben beim Hühnerei, driften aber ins Philosophische ab. Die erste Henne der Welt muss demnach aus einem Ei geschlüpft sein, das von einem Tier gelegt wurde, das per Definition noch keine Henne gewesen sein kann. Doch auch das führt nicht weiter. Denn dieses Ei war zwar zuerst da, aber es wurde nicht von einer Henne gelegt, war also streng genommen kein richtiges Hühnerei. Gehört ein Ei mehr zum Küken oder mehr zur Mutter? Und da ist es wieder, das Patt.

Bislang bleibt eines stets vorausgesetzt: Nämlich dass eierlegende Wesen selbst aus Eiern schlüpfen.

Geowissenschaftler aus Nanjing in China und Bristol in England setzen nun früher an. Denn bislang bleibt eines stets vorausgesetzt: Nämlich dass eierlegende Wesen selbst aus Eiern schlüpfen. Diesen Zusammenhang stellen die Forscher um Baoyu Jiang nun infrage. Sie scannten die Fossilien und analysierten die Gene von 51 ausgestorbenen und 29 noch existierenden Tierarten, die ihren Nachwuchs teils in hartschaligen Eiern, teils lebendig zur Welt bringen oder gebracht haben. Wie die Wissenschaftler in der Zeitschrift «Nature Ecology & Evolution» berichten, ist die Fortpflanzung zum einen flexibler als gedacht. Bei vielen Tierarten wechselten sich Phasen, in denen sie Eier legten, mit Phasen ab, in denen sie ihren Nachwuchs lebend gebaren. Und zum anderen: Die frühesten Reptilien, Vögel und Säugetiere brachten lebende Junge zur Welt.

Entscheidend sei eine andere Errungenschaft gewesen: Die Fähigkeit, die Geburt hinauszuzögern, bis günstige Umweltbedingungen für den Nachwuchs herrschten. 

Die Ur-Ur-Ur-Vorfahren der heutigen Hennen legten also keine Eier. Damit erhält das Henne-Ei-Problem eine weitere Lösungsvariante. Und die Forscher brechen noch dazu mit einer gängigen Annahme über die Evolution. Denn Eier gelten bisher als Schlüssel zum Erfolg von Reptilien, Vögeln und Säugetieren. Sie alle gehen evolutionär auf eine gemeinsame Ursprungsart zurück, die einst einen Weg fand, sich anders als Fische und die allermeisten Amphibien ohne Gewässer fortzupflanzen.

Dieser Schritt, so die Annahme bislang, sei ihnen dank hartschaliger Eier gelungen, die an die Stelle von Laich-Teichen traten. Erst später schwenkten einige von ihnen dann auf Lebendgeburten um. Doch gemäss der neuen Studie stimmt das so nicht. Entscheidend für den Landgang sei eine andere Errungenschaft gewesen: Die Fähigkeit, die Geburt hinauszuzögern, bis günstige Umweltbedingungen für den Nachwuchs herrschten. Und nicht das Ei.

Henne-Ei-Puristen wird das womöglich nicht überzeugen, aber am Anfang war damit definitiv kein Ei. Allerdings stand am Anfang streng genommen auch keine Henne. Die Antwort auf das Henne-Ei-Problem ist damit am ehesten ein Weder-noch.

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