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Schweizer Versorgungssicherheit
Helsana macht BAG für Medikamenten-Knappheit verantwortlich

Apotheken bekommen in der Schweiz einen prozentualen Anteil am Verkaufspreis eines Medikaments.
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Die Corona-Krise hat die Lieferschwierigkeiten bei Medikamenten verschärft. Hauptursache ist die Tatsache, dass 80 Prozent aller Wirkstoffe von Herstellern aus Indien und China stammen. Kommt es hier zu Produktionsproblemen, wird es schnell eng. Laut dem Krankenversicherer Helsana ist das Problem der Medikamentenknappheit aber zum Teil auch hausgemacht.

«Die aktuelle Regelung der Vertriebsmarge bei Medikamenten führt zu einer geringeren Versorgung mit Generika (Nachahmer-Medikamente, d. Red.)», sagt Mathias Früh, Leiter Gesundheitspolitik der Helsana bei der Vorstellung des jüngsten Arzneimittelreports am Mittwoch.

Das Problem: Apotheken bekommen derzeit einen prozentualen Anteil am Verkaufserlös eines Medikaments, um die Beratungsleistung zu vergüten. Die Folge: Je teurer ein Mittel ist, desto mehr verdient eine Apotheke am Verkauf.

Dies sei ein Grund, warum in der Schweiz günstige Nachahmer-Medikamente nur einen Anteil von 23 Prozent am Absatz aller Arzneimittel haben. In Deutschland liegt dieser Anteil bei 82 Prozent, im Vereinigten Königreich sogar bei 85 Prozent. Entsprechend teurer schlagen in der Schweiz die Medikamentenpreise auf die Gesundheitskosten durch.

Laut Helsana-Experte Früh würde dieser tiefe Marktanteil zudem dazu führen, dass Generikahersteller ihre Medikamente gar nicht erst in der Schweiz zulassen würden. Denn angesichts des absehbaren geringen Verkaufserfolgs würde sich dies kaum lohnen. Entsprechend gering sei daher das Angebot und damit die Anfälligkeit für Lieferprobleme grösser.

Axel Müller, Geschäftsführer vom Herstellerverband Intergenerika, teilt die Analyse, dass die prozentuale Vertriebsmarge dazu führt, «dass Hersteller ihre Produkte in der Schweiz nicht anmelden». Und rechnet vor: «Deswegen sind in der Schweiz nur 286 Wirkstoffe als Generika erhältlich, in grösseren Ländern wie Deutschland sind es doppelt so viele.»

Kritische Engpässe

Laut Helsana herrschte im Jahr 2019 bei 673 Medikamenten ein Lieferengpass – das Corona-Jahr 2020 sei bewusst nicht analysiert worden. In den meisten Fällen seien diese Lieferengpässe für die Patienten-Versorgung nicht kritisch, weil andere Packungsgrössen oder Dosierstärken verfügbar waren. «Fast ein Drittel der Engpässe erwies sich jedoch als sehr kritisch, da nur ein Präparat auf dem Schweizer Markt verfügbar war», heisst es von Helsana.

Der Kassenverband Curafutura hat mit dem Apothekerverband Pharmasuisse und dem Ärzteverband FMH schon vor längerer Zeit einen Vorschlag für eine Neuregelung der Vertriebsvergütung ausgearbeitet. Empfänger war das Bundesamt für Gesundheit.

Dieses stellt auf Anfrage eine Reform in Aussicht. Es erklärt auf Anfrage: «Es ist vorgesehen, im ersten Halbjahr 2022 eine Vernehmlassung zu Arzneimittelmassnahmen durchzuführen. Eine Anpassung des Vertriebsanteils wird dabei ebenfalls Thema sein.»