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TV-Kritik «Tatort»
«Hau ab, hau doch ab!»

Die Aussenseiterin, auch in dieser Szene: Lisa Hagmeister als Sandra.
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Vorsicht, Themenalarm! Der Freiburger «Tatort» war Auftakt zu einer ARD-Woche mit dem nicht gerade eingängigen Titel «Wir gesucht – was hält uns zusammen?». In verschiedenen Beiträgen soll dabei das Auseinanderdriften in der Gesellschaft untersucht werden, mit «lösungsorientiertem Journalismus». Und siehe da, am Ende des Krimis war der Fall tatsächlich gelöst.

Nein, die Täterin war nicht Sandra. Die von Lisa Hagmeister gespielte Mutter zweier Kinder ist eine Aussenseiterin in dieser Gemeinschaft, vor Jahren ins dörfliche Villenviertel eingeheiratet, aber nie angekommen. «Sandra ist halt Sandra», sagt ihre Schwiegermutter, und das ist durchaus böse gemeint. Der halbwüchsige Sohn schreit sie gar einmal an: «Hau ab, hau doch ab!»

Schweigen und viel, viel Geduld

Sandra kann einem aber auch den letzten Nerv rauben. Auf der Matratze ihres Ehebettes gibt es eine grosse Blutlache, ihr Mann und der jüngere Sohn sind verschwunden, sie selbst war offenbar fast die ganze Nacht abwesend. Aber sie sagt nichts, die Kommissare Tobler (Eva Löbau) und Berg (Hans-Jochen Wagner) versuchen ihr die Würmer aus der Nase zu ziehen, ertragen ihr Schweigen mit stoischer Geduld.

Das Polizeiduo: Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) – und nein, das ist nicht das neue Hemd vom Schluss.

Natürlich kann Sandra nicht die Täterin sein, das ist – Themenwoche, lösungsorientiert – von Anfang an klar. Nein, der Mörder oder die Mörderin in «Die Blicke der Anderen» muss jemand aus der Gemeinschaft sein. Aber das lässt einen ziemlich kalt. Denn so weit das Auge reicht, gibt es da nur unsympathische Menschenfiguren: der aufbrausende Ehemann. Die Nachbarin mit den Stielaugen. Und eben die Schwiegermama. Keine Wärme, nirgends.

Sogar ein Kind wird umgebracht

Das steht in einem seltsamen Kontrast zum Fall, der eigentlich an Dramatik nicht zu überbieten ist. Drehbuchautor Bernd Lange bringt dafür auch noch ein Kind um, was immer hart zu ertragen ist in einem Sonntagskrimi. Regisseurin Franziska Schlotterer präsentiert dies als Kurzschlusshandlung, die aber nicht wirklich glaubwürdig ist. Überhaupt kommt alles verlangsamt und distanziert daher, bis es bei der Auflösung doch noch eine kleine Überraschung gibt.

Und die Kommissare? Die bleiben das Ermittlungspaar mit dem geringsten Charisma in der ganzen «Tatort»-Reihe. Erst im allerletzten Dialog kommen sie einem ein klein wenig näher: «Neues Hemd?», fragt sie. «Fürchte, das war ein Fehlkauf», antwortet er. «Nee», sagt sie. Und nach diesem Krimi klingt das schon wie eine Liebeserklärung.