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TV-Kritik «Tatort»
Süddeutsche Underdogs kämpfen sich durch eine «Wilder»-Kulisse

Die als Mörderin verurteilte Verlegertochter (eine grossartige Johanna Wokalek) kann sich nicht in Ruhe ein neues Leben aufbauen. Links Kommissarin Tobler, rechts Kommissar Berg.
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Im neuen «Tatort» ist es nass, kalt und ungemütlich, und der hemdsärmelige Kommissar Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) tritt gleich am Anfang auch noch in Hundescheisse – was sich in «Saras Geständnis» buchstäblich zum müffelnden Running Gag entwickelt. Kurz: Der achte Schwarzwald-Folge hat was sympathisch Unterspanntes. Die süddeutschen Underdogs des Sonntagskrimis verfügen über so wenig Ausstrahlung, dass sie schon wieder leuchten.

Das geht so weit, dass Kommissarin Franziska Tobler (Eva Löbau) und Berg, in ihrer rustikalen Rechtschaffenheit, zwischendurch hilflos und genervt all die unwahrscheinlichen Koordinaten des Falles rekapitulieren, als hielten sie nicht viel vom Drehbuch – und schon gar nicht von ihren eigenen Ermittlerfähigkeiten. Ein ehemaliger Polizist ist getötet worden, und nichts passt so recht zusammen.

Da gibt es also die titelgebende Sara, eine Frau, die vor vier Jahren den Mord an ihrem Vater gestand, «obwohl sie sich gar nicht erinnern kann, ob sies wirklich war»: Sie ist eine Verlegertochter, über deren Alkohol- und Sexsucht viel berichtet worden war und die eben ihre Haftstrafe abgesessen hat. Ausserdem spekulieren alle über diesen «anonymen Anrufer», der die Polizei avisierte, als der Verleger hingemetzelt wurde. Schliesslich gibts den «übergriffigen» damaligen Ermittler, dem durchaus Schandtaten zuzutrauen sind.

Freunde und Familie begrüssen die Frau, die ihre vierjährige Strafe abgesessen hat.

Und als kriminalistisches Sahnehäubchen flottierte seinerzeit das Gerücht über irgendwelche Schwarzgeldkonten des Verlags, «das sich dann auch noch als wahr herausstellt», so Tobler empört. Wie resümiert Kommissar Berg bei Gelegenheit? «So langsam geht mir der Fall auf den Sack.»

Drehbuchautorin Astrid Ströher hat wild gemixt und bekundet etwas Mühe dabei, den Cocktail zu servieren. Dafür hat Regisseur Kai Wessel (TV-Serie «Klemperer – Ein Leben in Deutschland») die typische «Wilder»-Kulisse aufgebaut, die immer funktioniert: Schnee, Flocken, Mützen, Sie wissen schon. Und das kommt auch hier gut. Aber dass «Saras Geständnis» tatsächlich fesselt, liegt an Johanna Wokalek.

Sehenswertes Beziehungspanorama

Wie die gebürtige Breisgauerin Sara gibt, die nach Gefängnis und Entzug endlich nach vorne schauen möchte: Das ist grossartig in seiner Härte und Reserviertheit. Als sehenswertes Beziehungspanorama gestaltet sich zudem, wie die Leute sich an die Heimkehrerin mit dem Kainszeichen herantasten und Sara wiederum an sie – an ihre mittlerweile fast erwachsene Tochter, ihren Ex-Ehemann, ihre Freundinnen. Wessel hat das konservativ, aber mit Zug gefilmt.

Aller Neuanfang ist schwer, besonders für diese Frau aus dem Knast. Dass uns «Saras Geständnis» bis zum bitteren Ende nicht darüber hinwegzutrösten versucht: Das ist hier der beste und durchaus belastbare Twist.