TV-Kritik «Tatort»Schlangen, Frösche, Drecksäue
Zum dritten Mal ist das Saarbrücker Vierer-Team unterwegs, und hochgiftig sind hier nicht nur die exotischen Tiere.
Es ist ein «Tatort» gegen den Zeitgeist: ein Männer-«Tatort». Am Ende umarmen sich die toughen Jungs mit der unkaputtbaren Freundschaft, ach was, Blutsbrüderschaft, die seit Kindertagen alles übersteht. Der blonde Kommissar und der brünette, Adam Schürk (Daniel Strässer) und Leo Hölzer (Vladimir Burlakov): rührend, tatsächlich, obwohl man doch eher peinlich berührt sein sollte ob dieses sentimental-machoesken Stereotyps, das sich leuchtend von toxischer Männlichkeit abhebt.
Die wird repräsentiert von Schürks Vater, einem bösen alten Mann, «der König» genannt (grandios fies: Torsten Michaelis). Schürk senior war zeitlebens ein Schurke, wie wir schon aus der letzten Saarbrücken-Folge wissen, aber sein finaler Trick misslingt. Auch die üblen, geldgierigen Onkelfiguren, die Hintermänner, verlieren gegen die zwei Prinzen. Klingt nach Klischee, ist aber so toll vertrackt aufgebaut von Drehbuchautor Hendrik Hölzemann – der auch die Saarbrücker Vorgängerfälle schrieb – und so düster-spannungsvoll umgesetzt von Regisseurin und «Tatort»-Debütantin Luzie Loose, dass man bis zum letzten Muskelflexen und Herzzucken mitgeht.
Es beginnt – nach einer arg verkrampften Dinnerszene des Kommissarskleeblatts vor einem Aquarium – mit einer ermordeten jungen Frau, die sich bei einem Einbruch zur Wehr gesetzt hatte. Wenig später wird, unabhängig davon, Schürks erschossener Vater aufgefunden, der kurz vor seinem Tod von Schürk junior besucht worden war; im Handy hatte der Sohn die Nummer des Vaters unter «Drecksau» abgespeichert.
Zwischen den Ermittlungen dieser Fälle wird in «Das Herz der Schlange» hin und her geschnitten. Es gibt Seitwärtssprünge, Rückblenden, verwirrende Einblicke durch eine nervöse Kamera, Verwischtes. Wir erhaschen Ansichten eines Mannes, der vor vielen Bildschirmen hockt wie eine fette Spinne und seine Opfer ausspioniert – ein Anwalt, versteht sich. In Schürk seniors Terrarium wiederum sitzen gleichfalls zwei mörderische Tiere und lauern: eine hochgiftige Kap-Kobra und ein ebenso tödlicher Pfeilgiftfrosch.
Die Handlungsstränge sind derart raffiniert ineinander verflochten, dass man selbst den exotischen Frosch akzeptiert. Und die Regie erzählt das alles hochdramatisch und zugleich so cool wie der Sound, der dem Krimi unterlegt ist. Zudem wird die horizontale Geschichte der neuen Saarbrücker Kommissare weitergesponnen.
Es ist erst der dritte Fall des Teams, in dem die zwei Kommissarinnen vorderhand eher als Sidekick fungieren. Egal. Kommissar Schürk wird also vom Mordverdacht reingewaschen, die Einbruchsserie aufgeklärt und dem Zuschauer als Finale eine hübsche Pointe serviert – buchstäblich ein Flush royale.
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