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Eskalation des russischen Angriffs
Hat Putin den Widerstand in der Ukraine unterschätzt?

Ein zerstörtes russisches Militärfahrzeug in Charkiw im Osten der Ukraine.
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Während Kiew weiter beschossen wird, sind russische Soldaten im Osten der Ukraine in Charkiw eingerückt, mit 1,5 Millionen die zweitgrösste Stadt des Landes. Es sind Maschinengewehrfeuer und Explosionen zu hören. Beobachter beschreiben, wie schwer bewaffnete russische Soldaten hinter gepanzerten Fahrzeugen in die Stadt nahe der russischen Grenze einrücken. Im Umkreis brennen ein Öldepot und eine Gaspipeline.

In Charkiw selber hat offenbar bereits ein Häuserkampf begonnen, ein Szenario, das Russland in den ersten Tagen des Kriegs mit Beschuss aus der Ferne und Drohungen zu umgehen suchte. Die Gefechte mitten in der Stadt dürften zu schweren Verlusten auf allen Seiten, vor allem aber auch aufseiten der ukrainischen Zivilbevölkerung führen.

Die ukrainische Armee hat die Angreifer in den ersten Kriegstagen zurückschlagen können.

Damit ist klar, dass Moskau keineswegs nur die Hauptstadt Kiew unter seine Kontrolle bringen will, um die demokratisch gewählte Regierung zu stürzen, sondern zumindest die grossen Zentren im ganzen Land besetzen und kontrollieren will. Zwei weitere Städte in der Ostukraine sind laut russischen Angaben «vollständig» umzingelt.

Der Vorstoss in Charkiw markiert eine klare Eskalation des russischen Angriffs. Offenbar hat Moskau am Donnerstag die Invasion nicht mit voller Kraft gestartet, um einen schnellen und entscheidenden Vorstoss zu machen. Stattdessen rief Putin das ukrainische Militär am Samstag erneut dazu auf, die Sache «in die eigenen Hände zu nehmen» und die Regierung in Kiew zu stürzen. Nach Moskauer Lesart hat die ukrainische Führung das Land «als Geisel genommen», was Russland als «Befreier» dastehen lassen soll.

Der nun eskalierende Häuserkampf in Charkiw ist ein Albtraum für die Ukrainer, dürfte aber auch dem Kreml Probleme bereiten.

Es ist nicht auszuschliessen, dass Putin zu sehr an seine eigene Darstellung der Invasion geglaubt und den Widerstand der Ukraine unterschätzt hat. Das würde erklären, warum er am Wochenende nun die eigenen Truppen verstärkt hat. Dabei war von Anfang an klar, dass das ganze Land sich Russland entgegenstellen wird.

Auch der Häuserkampf, der nun in Charkiw begonnen hat, hoffte Moskau offenbar zu vermeiden, indem man die ukrainische Seite zur Kapitulation drängte. Was für die Menschen in der Ukraine ein Albtraum ist, könnte dem Kreml zu Hause Probleme bereiten: Charkiw ist sehr nahe an der russischen Grenze, viele Russen haben dort Bekannte oder Verwandte. Berichte über blutige Kämpfe mit vielen Toten und Verletzten werden die Konsternation in der russischen Bevölkerung weiter verstärken.