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Neues Buch «Kunst im Kreis»
Die schönsten Kreisel der Schweiz

Hanspeter Buholzer posiert mit seinem Buch über schweizerische Verkehrskreisel beim Gerbe-Kreisel in Langnau.
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In Kürze:
  • Hanspeter Buholzer stellt sein neues Buch «Kunst im Kreis» in Langnau vor.
  • Das Buch zeigt 573 kunstvoll gestaltete Kreisel in der Schweiz.
  • Buholzer erklärt, dass Kreiselkunst umstritten, aber dennoch populär sei.

«Warst du schon im Kreisel?» – vor 40 Jahren hatte diese Frage Bedeutung. Jedenfalls bei all jenen, die im Raum Bern Autofahren lernten. Mit Ja antworten zu können, hiess, in der Ausbildung weit fortgeschritten, beinahe schon prüfungsreif zu sein. Ein Nein stempelte einen als Neuling ab, als jemand, der noch nicht viel Ahnung hat.

Gemeint war der Kreisel am Thunplatz in der Stadt Bern, in den frühen 1980er-Jahren einer der wenigen seiner Art. Von Kirchberg, zum Beispiel, gelangte die Fahrschülerin, ohne einen einzigen Kreisel zu passieren, nach Bern. Egal ob die Route über Schönbühl-Ittigen oder Zollikofen führte.

Alle 28 Kilometer ein Kreisel

Diese Zeiten sind lange vorbei. Kreisel sind unterdessen weitverbreitet: Deren 3000 gibt es in der Schweiz. Diese Zahl nennt der Langnauer Autor Hanspeter Buholzer in seinem neuen Buch «Kunst im Kreis». Bei einem Strassennetz von knapp 85’000 Kilometern – gemäss Bundesamt für Statistik – trifft man hierzulande durchschnittlich alle 28 Kilometer auf einen Kreisel.

573 sind in Buholzers Werk abgebildet, aufgeteilt nach Kantonen und Gemeinden, jeder versehen mit einem kurzen Info-Text. Wobei anzumerken ist, dass Obwalden sowie die beiden Appenzell fehlen. Dort gebe es keine Kreisel mit künstlerisch gestaltetem Innenraum, merkt der Autor an. Und nur die kommen in seiner Arbeit vor.

Auch so waren es noch zu viele. Bei rund der Hälfte aller Kreisel im Land sei der Innenraum gestaltet, so Buholzer. Sie lückenlos darzustellen, hätte den Umfang des Buches gesprengt. Also hat der Autor sich entschieden: «Auf die gesamte Darstellung der ‹grünen› Kunst muss verzichtet werden», schreibt er. Und bittet auch gleich «alle Landschaftsgärtner, -designer, -architekten und andere Gestalter» um Verzeihung.

Zwischen «belanglos» und «begeistert»

Übrig bleiben jene mit «Hardware», also Metall, Stein, Holz und anderen Materialien. Aber auch hier könne keine vollständige Übersicht geliefert werden: «Die Szene lebt, immer wieder werden neue Kreisel gebaut.» Die Auswahl erfolgte deshalb nach eigenen Kriterien wie «eindeutig Kunst», «möglicherweise Kunst», «Originalität», und sie unterlag «der reinen Willkür des Autors».

Rund zwei Jahre hat Hanspeter Buholzer am Buch gearbeitet. Er hat viele, aber nicht alle Kreisel selber besucht und fotografiert. Eine grosse Hilfe war ihm die Datenbank von Kreiselsammler Bruno Ritschard.

Und was treibt einen an, ein Buch mit lauter Verkehrskreiseln zu veröffentlichen? «Der Grenzbereich zwischen Kunst und Nichtkunst, die Tatsache, dass Kreiselkunst nicht überall gut angesehen ist – das hat mich gereizt.» Im Buch schreibt Buholzer: «Was für einige den Gipfel der Belanglosigkeit darstellt, sorgt bei anderen für Begeisterung. Die Meinungen sind so verschieden, wie die Szene vielfältig ist.»

Lauter Tiere im Kreisverkehr

Wir haben ein paar Beispiele aus Buholzers Buch zusammengestellt – ob belanglos oder kunstvoll, überlassen wir gerne dem Urteil der Leserschaft. Inspiriert vom Lieblingskreisel des Autors (siehe Bild unten), beschränken wir uns auf solche mit tierischen Motiven:

Hole in one für die Otelfinger Wildsau

Skulptur eines grossen Wildschweins mit Golfschläger und Golfball auf Kreisverkehr in einer ländlichen Umgebung.

Der Lieblingskreisel von Buchautor Hanspeter Buholzer: die Golf spielende Wildsau von Otelfingen ZH. Sie strahlt eine wahrlich ansteckende Energie aus. Gut so, ist sie doch nicht nur das Wappentier der Gemeinde, sondern zudem auch die Verbindung des Ortes zum Golfplatz.

Der Hornuss von Hornussen in Böztal

Grosse Metallskulptur einer Hornisse auf einem Blatt vor blauem Himmel.

Die mächtige Hornisse von Hornussen in der Gemeinde Böztal AG hat nur scheinbar mit dem Namen des Dorfes zu tun. Der ursprüngliche Name stammt aus dem Althochdeutschen und bezieht sich weder auf das Insekt noch auf die Sportart Hornussen. Er bedeutet «bei den Höfen der Sippe des Horskwin».

Buttisholz und seine freundliche Hühnerschar

Metallskulptur von Hühnernauf einem Kreisverkehr mit Wohnhaus und Industriegebäude im Hintergrund.

Egal aus welcher Richtung man auf den Guglern-Kreisel in Buttisholz LU zufährt: Es schaut einem immer ein Huhn entgegen. Insgesamt deren 12 hat der Künstler aus rostigen Stahlplatten fächerförmig im Kreis angeordnet.

Stechmücken in Dübendorf – filigran und wehrhaft

Grosse Metallskulpturen von fliegenden Mücken vor klarem blauem Himmel.

Die Mücken der zehn Meter hohen Eisenplastik symbolisieren Kampfflieger, die ihren Luftraum verteidigen – nicht von ungefähr sind ihre Stechrüssel so stark ausgebildet. Der Gestaltung des Schlossacher-Kreisels ging der Wunsch der Stadt Dübendorf ZH voraus, eine ideelle Brücke zum Armee-Flugplatz zu schlagen.

Die Egerkinger «Chräie»

Zwei Vogelskulpturen aus Metall auf Felsen in einer städtischen Umgebung bei klarem Himmel.

Die Leute von Egerkingen SO haben quasi sich selber in den Kreisel gestellt. «Chräie» ist nämlich der Spitzname der Einwohnerinnen und Einwohner der Solothurner Gemeinde.

Der Dino von Frick erinnert an seine Vorfahren

Eine grosse Dinosaurierstatue mit langem Hals steht in einer urbanen Umgebung im Freien, umgeben von Pflanzen und Gebäuden.

1985 wurde in Frick AG das Skelett eines Plateosaurus gefunden. Dessen blecherner Nachfahre richtet seinen Blick in Richtung Fundstelle.

Die Kirchberger Strassenmusikanten

Bronzeskulptur der Bremer Stadtmusikanten auf einem Kreisverkehr, umgeben von Sträuchern.

Nein, das ist nicht Bremen, sondern tatsächlich Kirchberg SG. Die Bremer Stadtmusikanten erinnern hier an den Neuanfang im Dorf nach der Eröffnung der Umfahrung im Jahr 2007.

Neun Steinböcke für Landquart

Kreisverkehr mit Metallskulptur und reichlich Pflanzen, umgeben von Bergen unter klarem Himmel.

Auf dem Papierfabrik-Kreisel in Landquart GR hat sich eine Gruppe von neun Steinböcken eingefunden. Sie ist umgeben von Bruchsteinen, Bäumen, Büschen, Kies und Wildgräsern.

Oetwil am See hat das Wappentier im Kreisel

Grosse Skulptur eines Vogels aus rostigem Metall, vor blauem Himmel.

Dieser Storch ist einiges grösser als seine natürlichen Vorbilder: Er ist 2,7 Meter hoch, hat eine Spannweite von 3 Metern und wiegt 300 Kilo. Abheben wird das Wappentier der Gemeinde Oetwil am See ZH ganz bestimmt nie.

Knie-Elefanten in Rapperswil

Rostfarbene Elefantenskulptur auf einem Kreisverkehr, umgeben von Bäumen und Verkehrsschildern.

Wer genau hinschaut, sieht es: Im Knie-Kreisel in Rapperswil SG steht nicht einer, sondern zwei asiatische Elefanten.

Die Ziegen von Saanen zogen aus in die Welt

Drei weisse Skulpturen von Ziegen stehen auf einer grünen Wiese neben einem Holzzaun.

Die weissen Saanenziegen auf dem Kreisel schaffen den Bezug zur Region, stammen sie doch von hier. Unterdessen sind sie überall in der Schweiz sowie in vielen europäischen, amerikanischen und asiatischen Ländern verbreitet. Es scheint, als gingen sie den umgekehrten Weg all der Feriengäste, die ins Saanenland kommen.

Kunst im Kreis, Hanspeter Buholzer. Erschienen im Verlag Edition Salus, Langnau. edition-salus.com.