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Brisanter Verdacht
Half das FBI, Malcolm X zu erschiessen?

Der ehemalige Drogendealer und Zuhälter las sich im Gefängnis ein breites Wissen an: Malcolm X im Jahr 1964.
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Wer seine bewegte Biografie kennt, sein Charisma als Anführer, den Erfolg seiner Kampfreden bei der afroamerikanischen Bevölkerung, wird die Nachricht wohl als Bestätigung lesen: Der Schwarzenführer Malcolm X soll mithilfe des amerikanischen Inlandgeheimdienstes FBI ermordet worden sein. Das behauptet die Familie des Getöteten und legt einen Brief als Beweismaterial vor.

Malcolm X, Gründer der radikalpolitischen Nation of Islam, war von drei afroamerikanischen Männern aus dem Publikum heraus erschossen worden. Das Attentat ereignete sich am 21. Februar 1965 in einem New Yorker Ballsaal. Malcolm X wurde 39 Jahre alt. Sein Körper war von 21 Kugeln durchsiebt worden.

Von den drei Männern, die in der Folge verhaftet wurden, räumte einer seine Schuld ein; er wurde 2010 nach 46 Jahren aus der Haft entlassen. Die beiden anderen Angeklagten, die stets ihre Unschuld beteuert hatten, kamen Mitte der Achtzigerjahre frei. Als Urheberin des Attentats wurden Mitglieder der Nation of Islam genannt, weil Malcolm X mit der Organisation und ihrem Führer 1964 öffentlich gebrochen hatte. Die Organisation brannte in der Folge sein Haus nieder und platzierte eine Autobombe.

Geständnis eines verdeckten Ermittlers

Kurz nach dem Mordanschlag war die Vermutung aufgekommen, das FBI habe das Attentat mitgeplant. Die Vermutung verdichtete sich zum Verdacht, der in Dokumentarfilmen und Zeitungsrecherchen mehrfach wiederholt wurde. Ein ehemaliger Angestellter der New Yorker Polizei bekannte, die Untersuchung zum Tod des Schwarzenführers sei absichtlich verpfuscht worden. Dass Malcolm X seit den Fünfzigerjahren unter geheimdienstlicher Observation stand, war schon lange bekannt gewesen.

Am letzten Sonntag legte die Familie des Ermordeten an einer Pressekonferenz einen bislang unveröffentlichten Brief vor, der das FBI und die New Yorker Stadtpolizei (NYPD) schwer belastet. Darin erklärte der Afroamerikaner Raymond Wood, damals verdeckter Ermittler der NYPD, er habe zwei Sicherheitsleute zu Straftaten angestiftet und mit ihrer Verhaftung sichergestellt, dass sie die Tür zum Audubon Ballroom nicht bewachen konnten. Dadurch hätten die Attentäter unbehelligt in den Saal gelangen können. Er habe, sagte Wood auf dem Sterbebett, die Anweisung von seinem Vorgesetzten erhalten. Das FBI hat zu den Vorwürfen noch keine Stellung genommen.

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Was immer man dem Aktivisten vorwerfen mag, den Spike Lee mit einem überwältigenden Auftritt von Denzel Washington in seinem Film von 1992 porträtierte: Er wusste, wovon er sprach. Das machte ihn für seine Anhängerinnen und Anhänger glaubwürdig. Und er setzte sich, gegen Ende seines Lebens, für eine weniger radikale Haltung in der Bürgerrechtsfrage ein. Nach einer Reise nach Mekka war er mit mehreren Weissen zusammengekommen, die ihn unterstützten. Dabei erkannte er, dass eine rassistische Einstellung auch Weissen gegenüber falsch war.

Er wusste, wovon er sprach, das machte ihn glaubwürdig.

Er selber hatte ein schweres Leben gehabt. Seine Familie wurde vom Ku-Klux-Klan bedroht und musste aus Nebraska wegziehen. Sein Vater vermutlich ermordet, seine Mutter hospitalisiert; er und seine Geschwister wurden in einem Heim entsorgt. Obwohl Malcolm X, der mit bürgerlichem Namen Malcolm Little hiess, in der Schule durch seine hohe Intelligenz auffiel, beschied ihm ein Lehrer, er werde «als Nigger niemals Anwalt werden». Der Schüler verliess die Schule, wurde später als Drogendealer, Räuber und Zuhälter aktiv und 1946 zu 10 Jahren Haft verurteilt. Im Gefängnis erwarb er ein enormes Wissen, auf das er später, zum mitreissenden Redner geworden, immer wieder zurückgriff. 1958 heiratete er die Anwältin Betty Shabazz. Der virile Muslim, Vertreter einer ausgesprochen männlichen Bewegung, hatte mit ihr sechs Töchter.

Zwar stellte er sich jedem Gespräch und Interview, auch in Frankreich oder England. Dennoch bewahrte Malcolm X seine Distanz zur weissen Mehrheit. Was sie denn tun könne, fragte ihn eine junge, weisse Frau, um ihm und seiner Bewegung zu helfen? Seine Antwort blieb freundlich und kurz: «Nichts», sagte er.

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