Kommentar zum Halbtax plusSo unnötig wie ein Minidisc-Player
Das neue ÖV-Angebot ist unausgereift und aufwendig in der Nutzung. Es wird sich bald selbst überlebt haben.
Können Sie sich noch an diesen lustigen Minidisc-Player erinnern? Diese merkwürdige Mischung zwischen Discman und MP3-Player, mit kleinerer CD und der Möglichkeit, diese selber zu bespielen: nichts Halbes und nichts Ganzes und deshalb letztlich ein Flop. An dieses Gerät erinnert das neue Halbtax plus, das die Alliance Swiss Pass am Mittwoch wie einen ganz grossen Wurf präsentiert hat.
ÖV-Nutzerinnen und -Nutzer sollen sich im Voraus überlegen, wie oft sie etwa unterwegs sein werden, und sich dann gewisse Guthaben aufs neue Abo laden. Haben sie das Guthaben durch Ticketkäufe aufgebraucht, muss das Abo erneut aufgeladen werden. Je nach Höhe des gewählten Guthabens gibt es einen grösseren oder kleineren Bonusbetrag.
Damit soll eine Art «Lücke» zwischen Halbtax- und Generalabonnement (GA) geschlossen werden. Allerdings würde eine viel einfachere Alternative zu diesem aufwendigen System existieren. Sie wird sich spätestens dann realisieren lassen, wenn es der ÖV in der Schweiz endlich schafft, überall WLAN anzubieten.
Den passenden Preis zu finden, das sollte eine Dienstleistung der Anbieter sein.
Das System sieht so aus: Man checkt sich, sobald man den Zug oder Bus betritt, via App ein – beispielsweise auf das bereits bestehende Ticketsystem Easy Ride. Fährt man dann viel, bekommt man einen Bonus gutgeschrieben, oder man gelangt automatisch in den Tarif eines Streckenabos oder gar des GA.
Den passenden Preis zu finden, das sollte eine Dienstleistung der Anbieter sein. Das Halbtax plus hingegen zwingt einen dazu, Excel-Tabellen zu wälzen, um auszurechnen, wie oft man den Zug benutzt. Zudem werden ärmere Leute benachteiligt. Denn nicht jeder kann es sich leisten, einfach mal ein Guthaben von 2100 Franken «ins Blaue» aufzuladen, um vom Maximalbonus zu profitieren.
Oder wie wäre es mit einer ganz anderen Lösung? Man könnte einfach die Preise für das GA wieder auf ein bezahlbares Niveau senken. Vielleicht würde solch eine mutige Massnahme ja den ÖV sogar wieder attraktiver machen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.