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Debatte um Kunsthaus Zürich
Haarscharfer Entscheid zur umstrittenen Bührle-Sammlung

Die Bilder der Bührle-Sammlung im Chipperfield-Bau des Kunsthauses gaben nun auch im Kantonsparlament zu reden.
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«Nazi-Verehrer», «Heuchler» – die Schlagworte fehlten nicht in der schwungvollen Debatte vom Montag. Im Kantonsrat traktandiert war ein Postulat von AL, SP und Grünen. Sie forderten, dass sich die Kantonsregierung für eine lückenlose, unabhängige Provenienzforschung in Sachen Bilder der Bührle-Sammlung im Zürcher Kunsthaus einsetzt.

Und fast hätte es ein Nein gegeben. Der Vorstoss wurde mit 83:82 Stimmen gutgeheissen.

Die GLP machts spannend

Anfänglich hatte es nach einem klaren Nein ausgesehen, weil die GLP-Sprecherin mitgeteilt hatte, dass ihre Partei nach kontroversen Diskussionen Stimmfreigabe beschlossen habe. Hätten mehrere Grünliberale den Vorstoss abgelehnt, wäre eine Rückweisung besiegelt gewesen. Kurz vor der Abstimmung aber griff GLP-Fraktionspräsident Michael Zeugin (Winterthur) ein und sprach sich für ein Ja aus. Am Ende drückte nur eine Grünliberale den Nein-Knopf.

Ablehnend votierten SVP/EDU, FDP und die Mitte, zustimmend neben der GLP-Mehrheit SP, Grüne, EVP und AL. Eine Sozialdemokratin stimmte aus Versehen Nein, was die Spannung kurzfristig noch erhöht hatte, zumal ein paar Gegner während der Abstimmung noch im Foyer weilten.

«Wir fordern ebenfalls eine lückenlose Aufklärung, doch diese ist bereits aufgegleist.»

Sonja Rueff (FDP)

Während SVP-Sprecher Rochus Burtscher (Dietikon) von einem populistischen Vorstoss sprach und Lorenz Habicher (SVP, Zürich) grundsätzliche Bedenken hatte («lückenlos ist wohl gar nicht möglich»), erklärte Sonja Rueff (FDP, Zürich) die Ablehnung ihrer Partei anders. «Wir fordern ebenfalls eine lückenlose Aufklärung, doch diese ist bereits aufgegleist», sagte sie. Das Postulat sei also überflüssig. Ähnlich äusserte sich die Sprecherin der Mitte.

Tatsächlich haben die Stadt Zürich, der Kanton und das Kunsthaus Schritte eingeleitet, um die Herkunft aller Bilder aus der Sammlung von Emil Bührle zu klären, der sein Geld unter anderem mit Waffengeschäften mit dem nationalsozialistischen Deutschland gemacht hatte. «Das Kunsthaus soll Weltspitze in der Provenienzforschung werden», bestätigte Regierungsrätin Jacqueline Fehr (SP).

Kritik am Kunsthaus

Trotzdem wollte Postulantin Judith Stofer (AL, Zürich) nachdoppeln. Zwar habe der Zürcher Gemeinderat bereits 500’000 Franken gesprochen, sagte sie. Doch auch der Kanton sei gefordert, habe er doch Einsitz im Vorstand der Kunsthaus-Gesellschaft. Stofer sprach die «desaströse Pressekonferenz» vom letzten Dezember an, die – gemäss Stofer – vor «Geschichtsblindheit» strotzte und an der von den Verantwortlichen des Kunsthauses «Unwahrheiten» vermittelt worden seien.

Mitpostulantin Sibylle Marti (SP, Zürich) kritisierte ebenfalls die «lernresistente Haltung» der Kunsthaus-Gesellschaft. Die Öffentlichkeit habe das Recht auf Aufklärung, meinte sie. Die dritte Mitpostulantin, Selma L’Orange Seigo (Grüne), sagte es so: «Es gibt kein Schwarz und Weiss, aber das soll kein Freipass sein wegzuschauen.»