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Haare ab in der polnischen Provinz

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In Tage und Nächte hineinleben, erste sexuelle Experimente, zwischendurch ausbrechen. 90er-Jahre im Dorf Goleszów, im Süden Polens. In ihrem Bildband «Cut It Short» erinnern sich die Fotografen Michal Solarski und Tomasz Liboska an ihre Jugend. Und an ein slawisches Ritual: Postrzyżyny. Dabei werden Teenagern, wenn sie volljährig werden, die Haare kurz geschoren. Danach sind sie Männer.

Seither ist viel Zeit vergangen. Die Wege von Solarski und Liboska führten immer weiter weg von Goleszów. Die Träume von damals — die eigene Grunge-Band — lösten sich in Luft auf. Geblieben sind ihre Freundschaft und die gemeinsamen Erinnerungen.

Darüber sprechen in dem Buch fast ausschliesslich die Fotos. So wortkarg wie die beiden Protagonisten auf den Bildern wirken, so wortkarg geben sich die Fotografen, wenn sie über ihr Projekt schreiben. So erfährt man in den wenigen Absätzen auch nicht, dass die beiden jungen Männer auf den Bildern Dominik und Marek heissen, und Models sind.

Mit ihnen stellen die Fotografen ihre eigene Jugend nach. «Wir spielen die Szenen durch, eine nach der anderen, und versuchen uns an jedes erdenkliche Detail zu erinnern, an jede Geste, jedes Wort, und doch müssen wir improvisieren», sagen Solarski und Libuska dem Onlinemagazin «The Calvert Journal».

Aber es passt zu «Cut It Short», dass sich die Betrachtenden die Hintergründe selbst zusammensuchen müssen, so, wie die Fotografen versuchen, die vergangene Zeit Stück für Stück einzufangen.

Viele der Orte von damals gibt es nicht mehr. Und doch werden auch heute noch Jungen erwachsen, in Goleszów. Was für Männer werden aus ihnen? Erst mal solche mit kurzen Haaren.