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Groundhopper unterwegs
Togo, Grönland, Bhutan: Für Fussball ist diesen Männern kein Weg zu weit

Zwei Personen posieren auf einem Sportfeld vor einer bergigen Landschaft, unter einem bewölkten Himmel.
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In Kürze:
  • Die beiden Groundhopper sind kaum je einen Tag zu Hause, wenn sie Ferien haben.
  • Obwohl die beiden schon über tausend Spiele besuchten, sind sie bei weitem nicht die Extremsten in dieser Community.
  • Um etwa in Grönland Geld zu sparen, bedient sich Gayson Stanley einer unkonventionellen Methode.

Im vergangenen Jahr reiste Gayson Stanley 3000 Kilometer, um in Grönland ein Spiel zu sehen. Der Fussball und das Reisen, diese beiden Lieben machen ihn zum Groundhopper. Zu einem Menschen, dem kein Weg zu weit und kein Stadion zu exotisch ist. In Johannes Liebnau hat er in dieser Leidenschaft früh einen guten Kumpan gefunden.

Zwar reisen die beiden selten zusammen, dafür tauschen sie sich umso öfter darüber aus. In bisher 260 Podcastfolgen berichten sie über ihre Reisen. Was verbindet die beiden ausser dem Groundhopping? «Gar nichts», sagt Stanley, «wir sind eine reine Selbsthilfegruppe, quasi wie ein altes Ehepaar.»

Er und Liebnauer sitzen beim virtuellen Treffen vor ihren Bildschirmen – beide sind gerade nicht auf Reisen. Das ist gleichbedeutend mit dem normalen Joballtag. Stanley arbeitet in der Stadtverwaltung, Liebnau als Personalberater.

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Kennen gelernt haben sie sich vor mehr als zwei Jahrzehnten als Fans des Hamburger SV. Zusammen reisen sie quer durch Deutschland, Liebnau selbst ist eine Zeit lang auch Vorsänger, der Capo der Fankurve. International spielt der norddeutsche Club zu jener Zeit nie. «Nasenbohren war da angesagt», sagt Stanley. So beginnt er, Spiele anderer Vereine zu besuchen: in Dänemark, den Niederlanden oder auch mal in Zürich das Derby FCZ gegen GC. Schnell weitet sich der Reiseradius aus. «Und wenn man dann die ersten 50 Länder bereist hat, kann man auch gleich die 100 vollmachen», sagt Stanley.

Rekordträger besuchte über 8000 Spiele

Liebnau lässt sich zu Beginn vor allem durch andere Groundhopper inspirieren, heute weist er selbst eine beeindruckende Bilanz aus: 1179 Spiele in 137 Ländern und 413 Stadien. Die Bilanz seines Kumpans liest sich ebenfalls ordentlich: 1604 Spiele in 128 Ländern und 779 Stadien. «Wir sind aber natürlich bei weitem nicht ansatzweise die Extremsten», weiss Liebnau. «Es gibt Leute, die sind irre, die machen fast täglich ein Spiel.» 

So zeigt die Rangliste in der Groundhopping-App «Futbology» eine andere Person, die in 8000 Stadien war, oder jemanden, der alle 211 Mitgliedsstaaten der Fifa besucht hat. Diese Personen üben ihre Leidenschaft im Stillen aus. Stanley und Liebnau aber wollen mit ihrer öffentlichen Präsenz den Groundhoppern ein Gesicht verleihen.

Dazu gehören auch ihre Dokumentationen auf Youtube. Von Samoa, Togo, Bhutan oder eben auch Grönland sind Videoschnipsel zu sehen.

Manchmal ist es schwierig, genau dann da zu sein, wenn auch wirklich ein Match stattfindet. «Niemand kann dir sagen, ob etwa in Samoa in vier Monaten Fussball gespielt wird. So kannst du nie planen», sagt Stanley.

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Abhilfe schaffen Facebook-Gruppen, Kontakte zu anderen Groundhoppern oder ein direkter Draht zu den örtlichen Fussballverbänden. Die Recherche ist mindestens so wichtig wie die Spontanität. Oft werden die Partien – auch bei Länderspielen in gewissen Kontinentalverbänden – erst zwei Wochen vor Anpfiff fix angesetzt.

«Gescheitert» ist Liebnau etwa bei einer seiner Reisen aber erst einmal: In Pakistan waren während seines Besuchs gleich drei Spiele angesetzt. Zwei Spiele wurden abgesagt, beim dritten musste er sich, da dieses auf einer Militärbasis stattfand, durch etliche Sicherheitskontrollen schleusen. Beim Feld angekommen, wurden er und seine Mitreisenden vom Schiedsrichter informiert, dass auch dieses Spiel aufgrund eines Bombenanschlags in der Heimat der Gastmannschaft abgesagt wurde.

Als Stanley in Mauretanien auf Besuch ist, werden wenige Tage vor dem einen Spieltag der höchsten Liga alle Partien abgesagt. Der Grund: Nationaltrainer Amir Abdou beruft kurzfristig ein Trainingslager ein. Der Protest der Teams hilft nicht, Stanley müht sich dafür in einem Drittliga-Stadion ab – pinkeln muss er auf einer Toilette ohne Dach. Bei einem Spiel im Iran fernab der Hauptstadt Teheran wurden er und seine Kollegen im Stadion kurzzeitig zur Attraktion. Alle wollten mit den Touristen Bilder machen, der Fussball geriet zur Nebensache, und ein Einheimischer fungierte kurzerhand als Security, um sie von der Masse fernzuhalten. Auch er wollte am Schluss noch ein Selfie.

Im Stadion von TJ Tatran Čierny Balog in der Slowakei ist Stanley mehrfach. Wohl wegen der Eisenbahn, die zwischen Tribüne und Spielfeld durchfährt. «Kann sich kein Mensch vorstellen», schreibt er dazu auf Instagram.

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Grossen Gefahren sind die beiden selten ausgesetzt, obwohl vor vielen Destinationen vom Auswärtigen Amt abgeraten wird. Einmal wird Stanley zwar von der Hizbollah für einen israelischen Spion gehalten, weil er zu früh beim Stadion ist, etwas umherschlendert und Fotos der Umgebung macht. Der Norddeutsche kann die Situation aber trotz Sprachbarrieren – oder vielleicht gerade deshalb – beruhigen, den Stadionbesuch doch noch geniessen.

Viele Flugstunden, viel Umweltbelastung

Um Geld zu sparen, nimmt Stanley auf seine Reise immer wieder seinen eigenen Sandwichmaker, Toast und Belag aus der Heimat mit. Diese Nahrung verträgt er immer und ist günstig. Die sonst so hohen Ausgaben für ihre Leidenschaft sind es den beiden wert: Wenn sie Urlaub haben, reisen sie. «Wenn ich zu Hause bleibe, werde ich verrückt. Guck mal, wie trostlos das hinter mir aussieht», sagt Stanley und zeigt auf seine Wohnung im Hintergrund: Wände bedeckt von Schals und anderen Fussballutensilien, die Bleibe eines Sammlers.

Er und Liebnau kommen auf Flugstunden ohne Ende. «Ich versuche zwar, viele Flugmeilen mit finanziellen Mitteln ökologisch etwas zu kompensieren», sagt Liebnau. Stanley ergänzt: «So leid uns das tut: Wir sind in dem Bezug absolut schwach. Andererseits können wir ohne Fussball nicht ganz existieren. Es ist ein Zwiespalt.»

Stanley hat über seine Liebe zum Groundhopping drei Bücher verfasst, mehr aus purer Leidenschaft denn aus finanziellem Anreiz – wie ihre gesamte dokumentarische Arbeit auf den diversen Kanälen, die eine Nische bedient, ihnen selbst aber nur «so ungefähr zehn Euro im Monat» einbringt.

Bleibt die Frage: Wo gibt es das beste Stadionerlebnis? Da wollen die beiden keinen Ort individuell hervorheben, doch im Land sind sie sich einig: «Das fantechnische Fussballmekka ist Argentinien.»