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Einsprache gegen Grengiols Solar
Solarexpress wird ausgebremst – jetzt soll ihn der Bund retten

Grengiols Solar im Saflischtal: Die Anlage würde Strom für 40’000 Haushalte liefern – jetzt haben Umweltverbände dagegen eingesprochen.
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Würde er gebaut, wäre Grengiols Solar der grösste Solarpark der Alpen. 230’000 Module sollen den Strombedarf für 40’000 Haushalte decken. 2022 wurde die Idee vom ehemaligen SP-Präsident Peter Bodenmann lanciert. Daraufhin kamen die Energiekrise und die drohende Strommangellage. Seither macht die Schweiz in Sachen Ausbau erneuerbarer Energien vorwärts. Der Solarexpress wurde durchs Parlament gepeitscht – Anfang Juni nahm die Stimmbevölkerung das Stromgesetz an. Dieses soll den Ausbau von Wasser-, Solar- und Windstrom weiter beschleunigen.

Doch nun kommt der Rückschlag. Mit ihrer Einsprache gegen Grengiols Solar verzögern die Umweltverbände Pro Natura, die Stiftung Landschaftsschutz und Mountain Wilderness das wichtigste Projekt zum Ausbau alpiner Solaranlagen. Zwar wurde Grengiols Solar gegenüber den ursprünglichen Plänen stark verkleinert. Mit seinen rund 150 Gigawatt Energieproduktion wäre es immer noch sehr eindrücklich.

Raimund Rodewald von der Stiftung Landschaftsschutz hat zusammen mit Pro Natura und Mountain Wilderness die Einsprache unterzeichnet. «Das Bodenmann-Projekt war ein Schnellschuss, der ganze Solarexpress ist unausgegoren und das Eiltempo geht auf Kosten der Natur», sagt er.

Laut Pro Natura ein «Vogel-Hotspot»

Bei Grengiols sei besonders stossend, dass das Projekt im Perimeter des Landschaftsparks Binntal geplant sei. «Der Eingriff in die Landschaft ist massiv», kritisiert Rodewald. Ralph Manz von Pro Natura Oberwallis streicht die Bedeutung des Standorts als «Vogel-Hotspot im Wallis» heraus: «Die gefährdete Feldlerche brütet hier, und es ist einer der wenigen Rastplätze für den sehr seltenen Mornellregenpfeifer.» Letzterer zieht jeweils im Frühling und Herbst über die Alpen.

Une vue de l'installation test des panneaux solaires pour le projet Grengiols Solar a une altitude de 2'500 metres le jeudi 20 juillet 2023 a Furggerschaeller dans le Saflischtal au-dessus de Grengiols. Le projet redimensionne prevoit l'installation de quelque 160'000 modules solaires, dans le parc naturel de la vallee de Binn. Le Valais votera le 10 septembre prochain sur les megaprojets solaires alpins. La population devra se prononcer sur le decret qui facilite et accelere la procedure d'autorisation pour construire de grandes installations photovoltaiques dans les Alpes. (KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)

Es ist absehbar, dass die Umweltverbände das Verfahren bis vor Bundesgericht durchfechten werden und einen Grundsatzentscheid verlangen. Seit Annahme des Stromgesetzes Anfang Juni werden beim Neubau von Kraftwerken zwar nationale Interessen wie eine sichere Stromversorgung höher gewichtet als der Naturschutz. «Trotzdem braucht es eine Güterabwägung durch ein Gericht», sagt Rodewald. 

Man habe Einsprachen erwartet, sagt der Gemeindepräsident von Grengiols, Armin Zeiter. Doch man hoffe auf einen schnellen Entscheid der zuständigen Stellen und Gerichte. «Klimaschutz ist auch Umweltschutz», sagt Zeiter. Denn welche Folgen der Klimawandel für das Oberwallis habe, habe das vergangene Wochenende gezeigt.

Fristverlängerung bei der Finanzierung

Der Bund finanziert die alpinen Solarkraftwerke mit einer Anschubfinanzierung von bis zu 60 Prozent. Dafür müssen aber mindestens 10 Prozent der Anlage bis Ende 2025 gebaut sein und auch Strom ins Netz speisen. Das wird schwierig, nicht nur in Grengiols. Hinter den Kulissen wird deshalb um eine Verlängerung der Finanzierung gerungen.

Herbstsession im Bundeshaus.
Im Bild: Beat Rieder (Die Mitte).
Aufgenommen am 26.09.2023.

Weil das Parlament dies im Herbst 2023 nicht ins Gesetz schreiben wollte, prüft man beim Bund nun eine Lösung auf Verordnungsstufe, wie es beim Bundesamt für Energie heisst. Dies würde auch der Walliser Ständerat Beat Rieder befürworten. Der Mitte-Politiker gilt als Vater des Solarexpress. Bisher war er gegen eine Änderung, doch nun ist er «aufgrund der Verzögerungstaktik der Umweltverbände für eine entsprechende Fristverlängerung bei der Finanzierung dieser Projekte». Voraussetzung sei die Zustimmung von Gemeinden und der lokalen Bevölkerung.

«Fehlende Planbarkeit ist Gift»

Eine Anschlusslösung zur Finanzierung von Projekten nach 2025 ist auch für den Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) «zwingend», wie Sprecher Julien Duc sagt: «Fehlende Planbarkeit ist für die Realisierung solcher Projekte Gift.» Die Verordnungen zum Stromgesetz böten nun die Gelegenheit, Klarheit über das künftige Förderregime alpiner Solaranlagen zu schaffen.

Die einsprechenden Umweltverbände sind nicht gegen alle Solarkraftwerke. Die Projekte von Gries im Obergoms sowie Sedrun würden in bereits belasteten Landschaften realisiert, betonten sie in ihrer Mitteilung vom Donnerstag.

Bereits früher wurde bekannt, dass die Umweltverbände gegen das eher kleine Projekt Gondo Solar eingesprochen haben. Auch gegen das Projekt Morgeten Solar im Berner Oberland gibt es Widerstand.