Google, Fitbit und die zwei Truthähne
Der Techgigant hat ein Auge auf den Fitnesstracker-Pionier geworfen. Doch reicht das, um der Apple Watch Konkurrenz zu machen? Erinnerungen an ein Sprichwort werden wach.
Es sah alles so vielversprechend aus für Googles Smartwatch-Plattform. Firmen wie Samsung, Motorola, LG, Sony oder der Schweizer Uhrenhersteller TAG Heuer waren an Bord. Der Erfolg von Android bei Smartphones würde sich zweifellos bei Uhren wiederholen lassen.
Dann fiel alles auseinander. Intel gab auf, Samsung konzentrierte sich auf die eigene Tizen-Plattform und besonders schlimm: Google (der Software-Lieferant) und Qualcomm (der wichtigste Chip-Lieferant) verloren jedes Interesse. Googles letzter grosser Uhrenpartner Fossil musste seither mangels Software- und Chip-Expertise nehmen, was übrig blieb. Abgesehen von Fossils neuen Uhren ist der Schwung bei Googles Wear OS heute fast gänzlich raus.
Eingeklemmt zwischen Apple und Billigherstellern
Auch für Fitbit sah alles so vielversprechend aus. Die Fitness-Armbänder konnten schon vor Jahren Dinge (Schlaftracking, Pulsmessung), die heute noch nicht alle Smartwatches können. Die Armbänder waren der Inbegriff des Tracking-Armbands. Man trug ein Fitbit. Ganz egal, ob es nun von Fitbit oder etwa von Jawbone (ein anderer gescheiterter Hersteller) war. Die Fitbit-Bänder harmonierten mit Android- und Apple-Handys, und selbst auf Windows konnte man seine Anzahl Schritte und geschlafenen Stunden überwachen.
Dann kamen die Profi-Uhren von Garmin und vor allem die Apple Watch und schnappten Fitbit die ausgabefreudigeren Kunden weg. Danach kamen die chinesischen Grosskonzerne und schnappten Fitbit auch noch die preisbewussten Kunden mit deutlich günstigeren Tracking-Armbändern weg. Kein Wunder, überlegte sich Fitbit die Flucht aus dem Gerätemarkt hin in den lukrativen Gesundheitssektor. Auch ein Verkauf war eine Option.
Angebot von Google
Nun meldet Reuters, dass Google ein Kaufangebot für Fitbit abgegeben habe. Ob das angenommen wird, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen. Schaut man sich die zwei möglichen Partner an, muss man unweigerlich an ein amerikanisches Sprichwort denken: «Zwei Truthähne machen noch keinen Adler».
2011 machte der Truthahn-Vergleich schon einmal die Runde. Da war es ausgerechnet ein hochrangiger Google-Mitarbeiter, der damit auf Twitterden Entscheid von Nokia, künftig auf Microsofts Handy-Plattform zu setzen, etwas giftig kommentierte.
Er sollte recht behalten. Ein paar Jahre später scheiterte die Zusammenarbeit der zwei Anbieter im Sinkflug spektakulär.
Will Google bei Computeruhren ein ähnliches Schicksal vermeiden, braucht es mehr als Übernahmen und Zukäufe. Es braucht Ideen, Engagement und die richtigen Chips. Aber vielleicht hat es Google auch einfach nur auf die gesammelten Patente und Nutzerdaten von Fitbit abgesehen.
Haben Sie Fragen zur möglichen Fitbit-Übernahme oder zu Smartwatches und Wearables, unser Autor beantwortet sie gerne auf Twitterund Telegram:
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