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Newsticker zu Nobelpreisen 2021
Mindestlohn, Arbeit, Migration – was wie zusammenhängt: Nobelpreis für Forscher in den USA

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Das Wichtigste in Kürze:

  • Vom 4. bis zum 9. Oktober werden in Stockholm die diesjährigen Nobelpreise verkündet.

  • Der diesjährige Nobelpreis für Physik geht zur einen Hälfte an Syukuro Manabe und Klaus Hasselmann, zur anderen Hälfte an Giorgio Parisi für bahnbrechende Klimamodelle.

  • Der diesjährige Medizin-Nobelpreis geht an die beiden US-Forscher David Julius und Ardem Patapoutian für ihre Entdeckung von Temperatur- und Berührungsrezeptoren.

  • Den diesjährigen Chemie-Nobelpreis teilen sich die Chemiker Benjamin List und David MacMillan. Sie entwickelten ein Werkzeug, mit dem sich chemische Reaktionen umweltfreundlich, billig und sicher lenken lassen.

  • Der Literatur-Nobelpreis – und das war die grosse Überraschung – geht an den tansanischen Schriftsteller Abdulrazak Gurnah.

Nobelpreise werden wegen Pandemie in Heimatländern der Geehrten überreicht

Wegen der Corona-Pandemie werden die Nobelpreise in den naturwissenschaftlichen Kategorien sowie der Literatur-Nobelpreis auch dieses Jahr nicht in Stockholm, sondern in den Heimatländern der Preisträger überreicht. Das teilte die Nobel-Stiftung am Donnerstag in Stockholm mit. Beim Friedensnobelpreis wird demnach nicht ausgeschlossen, ihn traditionsgemäss in der norwegischen Hauptstadt Oslo zu überreichen. Die diesjährigen Preisträger werden ab dem 4. Oktober bekanntgegeben.

«Ich denke, dass jeder sich wünscht, die Corona-Pandemie wäre vorbei, aber da sind wir noch nicht angelangt», rechtfertigte der Chef der Nobel-Stiftung, Vidar Helgesen, die Entscheidung, die grosse Preisverleihungszeremonie in Stockholm das zweite Jahr in Folge abzusagen. Es gebe weiter «Unsicherheiten über die Entwicklung der Pandemie und internationale Reisen».

Auch das grosse Bankett im Stockholmer Rathaus mit Mitgliedern des schwedischen Königshauses und rund 1300 Gästen fällt damit aus. Es werde aber eine kleinere Zeremonie in Stockholm geben, wenn möglich mit Publikum, teilte die Nobel-Stiftung mit. Die traditionellen Pressekonferenzen der Preisträger sollen online stattfinden.

Der oder die Träger des Medizin-Nobelpreises werden am 4. Oktober bekannt gegeben, danach folgen die Kategorien Physik und Chemie. Der Literaturpreis wird am 7. Oktober verliehen.

Ihre Medaillen und Urkunden erhalten die Preisträger üblicherweise in einer Zeremonie, die am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel, in Stockholm stattfindet. Wegen der Corona-Pandemie waren aber bereits vergangenes Jahr stattdessen kleinere Zeremonien in den jeweiligen Heimatländern der Ausgezeichneten organisiert worden.

Die Preisträger werden eine Nobelmedaille, ein Diplom und ein Preisgeld erhalten. (Archivbild)

Ob der Friedensnobelpreis nach der Corona-Pause im vergangenen Jahr dieses Jahr in Oslo überreicht werden kann, soll nach Angaben der Nobel-Stiftung Mitte Oktober entschieden werden. Der oder die Preisträger werden am 8. Oktober bekannt gegeben. Zum Abschluss wird der Nobelpreis für Wirtschaft verliehen.

Vergangenes Jahr waren die Nobelpreise zwar mitten in der Corona-Pandemie verliehen worden. Die Nominierung der Kandidaten war allerdings abgeschlossen, bevor das Virus Sars-CoV-2 in aller Welt bekannt wurde. Dieses Jahr könnten also erstmals Massnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie mit einem Nobelpreis gewürdigt werden. So gilt die Corona-Impfinitiative Covax als Anwärter auf den Friedensnobelpreis. Vergangenes Jahr war die Auszeichnung an das Welternährungsprogramm (WFP) gegangen.

Die Nobel-Stiftung feiert 2021 das 120-jährige Bestehen ihrer renommierten Preise. Die Auszeichnungen waren 1901 zum ersten Mal verliehen worden.

Ist es schon Zeit für einen Corona-Preis?

Kein Thema hat die Welt in den letzten anderthalb Jahren so in Atem gehalten wie die Pandemie. Folgt darauf nun ein Nobelpreis? Die Technologie hinter bestimmten Corona-Impfstoffen könnte ein heisser Kandidat für eine der wissenschaftlichen Auszeichnungen sein.

Nichts hat die Welt seit dem Frühjahr 2020 so sehr durcheinandergewirbelt wie ein kleines, mit dem blossen Auge nicht zu erkennendes Virus. Mit der ungewöhnlich schnellen Entwicklung der mRNA-Impfstoffe bekam die Welt Ende 2020 ein Mittel im Kampf gegen das Virus und die Corona-Pandemie an die Hand. (Lesen Sie zur Erfinderin des mRNA-Impfstoffs: Sie wird als Retterin der Menschheit gefeiert)

Vor den am Montag (4. Oktober) beginnenden Bekanntgaben der diesjährigen Nobelpreisträger muss nach 18 Monaten Pandemie deshalb die Frage erlaubt sein: Ist es schon an der Zeit für einen Nobelpreis für die Forscherinnen und Forscher hinter dem wissenschaftlichen Durchbruch? Manche halten das für möglich – doch wie immer ist all das vorab nur Spekulation.

Traditionell weiss niemand ausserhalb der erlesenen Jurorenkreise in Stockholm und Oslo, wer für die Preise in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie, Literatur, Frieden und Wirtschaftswissenschaften näher ins Auge gefasst wird. Die Spekulationen kochen dementsprechend jedes Jahr hoch – und das hat nicht zuletzt auch mit dem Wortlaut der Vorgaben von Preisstifter Alfred Nobel (1833-1896) zu tun.

«Grösster Nutzen für die Menschheit»

Im Testament des Dynamit-Erfinders, auf das die Nobelpreise zurückgehen, findet sich nämlich die berühmte Formulierung, dass die Auszeichnungen an diejenigen gehen sollten, «die im vergangenen Jahr der Menschheit den grössten Nutzen erbracht haben». Dieser Satz werfe eine Spannung zwischen Aktualität und der Gründlichkeit bei der Auslese der Preisträger auf, sagt der Stockholmer Chemie-Professor Gunnar von Heijne, der bis zum vergangenen Jahr fast zwei Jahrzehnte lang im Auswahlgremium des Chemie-Nobelpreises gesessen hat.

«Die Nobelkomitees und die Vergabe-Institutionen ringen seit 120 Jahren mit diesem unvereinbaren Wunsch von Nobel», sagt von Heijne. Unvereinbar deshalb, weil man bereits im Jahr nach einer Entdeckung kaum entscheiden könne, ob diese tatsächlich einen grossen – oder gar den grössten – Nutzen für die Menschheit gehabt habe. Vielmehr müssten die Durchbrüche erst reifen, ehe man ihre ganze Tragweite erkenne.

Die Auszeichnungen sollen laut seinem Testament an diejenigen gehen, «die im vergangenen Jahr der Menschheit den grössten Nutzen erbracht haben»: Eine Büste von Preisstifter Alfred Nobel in Schweden.

Die Komitees haben jedoch einen Weg gefunden, den Spagat zu meistern: «Preise werden an Dinge mit aktuellem Bezug vergeben, aber sie ehren oft Entdeckungen, die vor langer Zeit gemacht wurden. Diese Entdeckungen zeigen heute erst ihre Bedeutung», sagt von Heijne. Erst nach 10, 20 Jahren könne man oft sagen, ob etwas der Menschheit wirklich ausserordentlich nützlich gewesen ist – das mache Nobels Preise unter anderem so einzigartig und besonders, findet der Professor der Stockholmer Universität SU. (Lesen Sie zum Thema unser Interview mit dem Schweizer Astronom Didier Queloz: «Der Nobelpreis stellt mein Leben auf den Kopf»)

Meist hinkt der Preis hintendrein

Ein gutes Beispiel für einen solchen Spagat ist unter anderem der Physik-Nobelpreis 2017 gewesen: Der zeichnete den Nachweis von Gravitationswellen kosmischen Ursprungs aus, die erst 2015 mit Detektoren direkt gemessen werden konnten. Ein zum Zeitpunkt der Preisvergabe hochaktuelles Thema also – doch die ausgezeichneten Physiker hatten dazu bereits Mitte der 70er Jahre geforscht, wie Nobel-Experte von Heijne unterstreicht.

Besonders schnell für Stockholmer Verhältnisse ging es im vergangenen Jahr bei der Auszeichnung der Biochemikerinnen Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna: Sie erhielten den Chemie-Nobelpreis für die Entwicklung einer Gen-Schere zur gezielten Erbgut-Veränderung – eine Arbeit, die sie erst acht Jahre zuvor vorgestellt hatten. Das Potenzial dieser Entdeckung habe man bereits damals gesehen, sagt von Heijne. «Aber Potenzial ist nicht genug. Es muss erst seinen Wert für die Menschheit beweisen.»

Das mRNA-Verfahren als heisser Kandidat

Das mRNA-Verfahren, auf dem die Corona-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna beruhen, hat seinen Wert im Kampf gegen die Pandemie schnell unter Beweis gestellt. Reicht das oder ein anderer Aspekt des Corona-Kampfes bereits für einen Nobelpreis? «Zu Preisen, die noch nicht vergeben worden sind, kann ich nichts sagen», sagt von Heijne unter Verweis auf seine langjährige Bindung zum Chemie-Nobelkomitee.

Bleibt also abzuwarten, was ab Montag in Stockholm verkündet wird: Erst werden die Preisträgerinnen und -träger in Medizin/Physiologie benannt, dann folgen von Dienstag bis Donnerstag Physik, Chemie und Literatur. Übrigens: Bei den Buchmachern gilt wie im vergangenen Jahr die Weltgesundheitsorganisation WHO als Top-Favorit – allerdings nicht auf einen der wissenschaftlichen Preise, sondern auf den Friedensnobelpreis.

SDA/AFP