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Die Pläne der Mitte
Gerhard Pfister will das Mittelland erobern

Gerhard Pfister, Nationalrat und Präsident der Mitte-Partei, spricht an der Medienkonferenz vom Freitag in Bern. 
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Es gilt erstmals ernst für Die Mitte. Die letzten eidgenössischen Wahlen vor vier Jahren bestritten CVP und BDP noch als getrennte Parteien. Inzwischen sind sie fusioniert und treten flächendeckend unter neuem Namen an. Bei den Wahlen am 22. Oktober möchte Parteipräsident Gerhard Pfister nun die Früchte der Reformen ernten, wie er am Freitag an einem Medienanlass in Bern darlegte.

Konkret glaubt Pfister vor allem an Chancen im bevölkerungsreichen Mittelland – in jenen Kantonen also, in denen die vormalige Christlichdemokratische Volkspartei zumeist ein eher peripheres Dasein führte. Der neue Name mache die Partei für zusätzliche Wählerinnen und Wähler «zugänglich», glaubt Pfister. Explizit nannte er Zürich als Beispiel für einen Kanton, in dem er ein Wachstum für realistisch hält. Zurzeit hält die Mitte-Fraktion von den 35 Zürcher Sitzen im Nationalrat nur 2.   

Wahlen im Kanton Zürich als Stimmungstest

Zugleich gilt es für Pfister allerdings, den Wähleranteil in den alten CVP-Stammlanden zu halten. Im Berggebiet und in der Ostschweiz stützt sich die Partei noch immer auf einen beachtlichen Restbestand des früher sehr zahlreichen, treuen Katholiken-Elektorats. Dass der neue Parteiname diese Wählerschaft verscheuchen könnte, hält Pfister allerdings für unwahrscheinlich. Auch auf dem Land und in den Bergen trage die Basis den Wechsel mit. Inzwischen hätten alle Kantonalsektionen die Umstellung vollzogen; nur in Uri und Obwalden habe man sich für einen Doppelnamen aus CVP und Mitte entschieden.

Zuversicht schöpft Pfister vor allem aus den Ergebnissen von Kommunal- und Regierungswahlen der jüngeren Zeit. Wie berechtigt der Optimismus ist, dafür könnte die Neubestellung des Zürcher Kantons- und Regierungsrats am 12. Februar einen ersten Fingerzeig geben. Die Wahlen im Kanton mit der grössten Einwohnerschaft finden traditionell ein halbes Jahr vor den National- und Ständeratswahlen statt und gelten als eine Art Stimmungstest für Letztere. Mit Blick auf Pfisters Mittelland-Ambitionen werden sie nun zusätzlich interessant. 

Zielpublikum wählt Mitte aus «Mangel an besseren Alternativen»

In der Tat bescheinigte eine Umfrage der NZZ vom Dezember der Mitte-Partei in Zürich solide Aussichten, wenn auch keinen Exploit. Andere Umfragen des letzten Jahres kommen im nationalen Trend zu ähnlichen Ergebnissen: Die Mitte könnte sich demnach ungefähr auf dem Level halten, das CVP (11,4 %) und BDP (2,5 %) 2019 gemeinsam erreichten – was angesichts des steilen CVP-Absturzes in den Jahrzehnten davor durchaus als Erfolg gewertet werden kann.

Die grösste Herausforderung für die Mitte-Partei bleibt vielleicht die Lustlosigkeit ihres Zielpublikums. Anders als etwa SVP, SP oder Grüne werden Pfisters Leute nur selten aus Überzeugung gewählt, wie eine Sotomo-Studie von letztem Herbst ergab. Von den befragten Mitte-Wählerinnen und -Wählern gaben 39 Prozent als Motiv für ihren Entscheid einen «Mangel an besseren Alternativen» an – bei keiner anderen Partei ist der entsprechende Wert so hoch. Pfister muss demnach also vor allem auf eines hoffen: dass die Konkurrenz für viele möglichst abschreckend wirkt.