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Geldberater zu Aktienanlagen
Man sollte nicht neue Klumpenrisiken schaffen, um Buchverluste zu kompensieren

Passanten interessieren sich fuer die Aktienkurse, am Dienstag, 30. September 2008, an der Zuercher Bahnhofsstrasse. Nach den Kursstuerzen in New York und Asien eroeffnete auch der Schweizer Aktienmarkt heute klar im Minus. Mittlerweile haben sich jedoch viele Titel erholt. (KEYSTONE/Steffen Schmidt)
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Aufgrund der attraktiven Dividende hatte ich vor drei Jahren 300 Titel der Bellevue Group für 42 Franken gekauft. Mittlerweile ist der Kurs auf 17 Franken gesunken. Ich habe mir überlegt, 3000 Titel beim tiefen Kurs dazuzukaufen, um den Einstandspreis herunterzuziehen. Gegen das Risiko eines fallenden Kurses würde ich mich nach dem Kauf mit einem Stop-Loss-Auftrag absichern. Bei einem Kursanstieg auf 20 Franken wäre ich mit einem Schlag vom Buchverlust befreit und könnte alle Titel ohne Verlust verkaufen. Was halten Sie von dieser Strategie? H. S.

Soll man bei einer schlechten Position zusätzliches Geld investieren, um den durchschnittlichen Einstandspreis zu verringern und bestehende Buchverluste zu kompensieren? Offen gesagt, halte ich von einer solchen Strategie nicht viel. Aus meiner Sicht ist es riskant, ausgerechnet eine schlechte Position im Depot stärker zu gewichten, allein in der Hoffnung, einen Buchverlust wettzumachen.

Vielleicht geht Ihre Strategie auf – nämlich dann, wenn Ihre Aktien der Bellevue Group den Tiefpunkt erreicht hätten und es zu einer erfreulichen Kurserholung käme. Vielleicht aber dauert die Kursschwäche an.

Ich weiss es nicht, welche Variante eintreffen wird, und kann mich einzig auf die vorhandenen Daten des Unternehmens verlassen. Diese weisen für das vergangene Jahr einen beträchtlichen Nettoneugeldabfluss von 1228 Millionen Franken aus.

Bereits ein Jahr davor hatten Kunden 577 Millionen abgezogen. Die betreuten Kundenvermögen fielen Ende des vergangenen Jahres auf 6,9 Milliarden Franken, nach 8,1 Milliarden per Mitte 2023. Entsprechend nahm der Konzerngewinn um 40 Prozent auf 15,2 Millionen Franken ab.

Neue Geschäftsleitung muss Wende schaffen

Die grosse Frage ist, was im ersten Halbjahr 2024 passiert ist. Ich hoffe, dass angesichts der positiven Finanzmärkte und der unter dem neuen Chef Gebhard Giselbrecht und der neu formierten Geschäftsleitung eingeleiteten Massnahmen der Abfluss an Kundengeldern bei der Bellevue Group gestoppt werden konnte und die Kosten gesenkt wurden.

Beides ist eine Voraussetzung dafür, dass die Aktie Boden findet. Eine Garantie dafür haben Sie aber nicht. Falls die Kundenvermögen und der Gewinn abnehmen, kann die Aktie weiter nachgeben, zumal sie nicht wirklich günstig bewertet ist.

Im grossen Stil investieren sollten Sie nur, wenn Sie überzeugt sind, dass die Gruppe operativ die Wende schafft. Selbst dann bin ich nicht sicher, ob Ihre Rechnung rasch aufgeht. Denn damit die Aktie nur schon zurück auf 20 Franken steigt, wäre ein Kursplus von immerhin rund einem Fünftel notwendig. Bei einem Kauf von 3000 Titeln würden Sie 51’000 Franken investieren, um vielleicht einen Buchverlust von 7500 Franken zu kompensieren.

Titel behalten und den Verlust aussitzen

Ich würde dies nicht machen, sondern die zusätzlichen 51’000 Franken lieber in Aktien investieren, die aufgrund solider Fundamentaldaten und positiver Gewinnperspektiven mehr Kurspotenzial aufweisen. Statt bei Buchverlusten reinen Tisch zu machen, sollte man nicht schlechten Titeln noch weiteres gutes Geld nachwerfen.

Wenn Sie an eine Wende bei der Bellevue Group glauben, können Sie die 300 Titel behalten und den Verlust aussitzen. Ihr Risiko ist dabei deutlich kleiner, als wenn Sie mit weiteren 51’000 Franken ausgerechnet auf jene Aktie spekulieren, die Ihnen Ärger verursacht hat.

Meist ist es besser, wenn man loslässt und sich von enttäuschenden Aktien trennt und auf Papiere mit besseren Kursperspektiven setzt. Vor allem sollte man mit dem Ziel, Buchverluste zu kompensieren, nicht noch neue Klumpenrisiken schaffen.