ZoomGeister mit Boxhandschuhen
Sport ist ihnen verboten: Der iranische Fotograf Ebrahim Noroozi zeigt mit seinen Bildern von afghanischen Athletinnen die Absurdität und Grausamkeit eines Lebens unter der Burka.
Es wäre fast zum Lachen, wenn es nicht so tragisch wäre: Da posieren Fussballerinnen, Radfahrerinnen oder Boxerinnen mit ihren Sportgeräten – in den denkbar ungeeignetsten Tenüs: in Burkas.
Seit die Taliban 2021 in Afghanistan die Macht übernommen haben, werden die Freiheiten von Mädchen und Frauen sukzessive kleiner: Sie dürfen sich nicht mehr nach ihrem Gusto kleiden, ihnen wird das Recht auf höhere Bildung verwehrt, und ihr Bewegungsradius wird immer stärker eingeschränkt. Wortwörtlich: Sport dürfen Afghaninnen nicht mehr treiben.
Da ist zum Beispiel die Boxerin Noura, die der iranische Fotograf Ebrahim Noroozi im Herbst 2022 im Auftrag der Agentur The Associated Press porträtiert hat. Schon vor der Machtübernahme der Taliban musste die 20-Jährige für ihre Leidenschaft kämpfen, da es in der konservativen Gesellschaft nicht gern gesehen war, wenn Frauen sich körperlich betätigten. Doch Noura setzte sich gegen ihre Familie durch und feierte als Nachwuchssportlerin erste Erfolge. Damit ist nun Schluss. «Seit die Taliban gekommen sind, fühle ich mich, als wäre ich tot», sagt sie.
Indem Ebrahim Noroozi die verhüllten Athletinnen in Aktion zeigt oder mit Skateboards und Kricketschlägern posieren lässt, hebt er sowohl die Absurdität wie auch die Grausamkeit eines erzwungenen Lebens unter der Burka hervor. Das Fussballteam etwa wirkt wie eine Gruppe von Geistern. Was womöglich gar kein so verkehrter Eindruck ist: Wer Frauen aus dem Bild tilgt, macht sie zu Phantomen.
Auch weil es den Sportlerinnen mittlerweile fast unmöglich ist, im Privaten zu trainieren, posieren die Frauen in der Burka: um sich vor den Drangsalierungen und Drohungen der Taliban zu schützen.
Kein Wunder, schwindet bei vielen die Hoffnung, ihre Leidenschaft je wieder ausüben zu können. Sarina allerdings, die Mixed Martial Arts betreibt und hie und da trotzdem trainiert, sagte dem Fotoreporter: «Das Leben ist für mich sehr schwierig geworden, aber ich bin eine Kämpferin, darum werde ich auch weiterhin leben und kämpfen.»
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