Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen
Meinung

Kommentar zu Italien-Wahlen
Gegen das Vulgäre und das «Vaffanculo»

Der Premier dominiert Italiens Politik: Matteo Salvini – hier in einer TV-Talkshow, in der Mario Draghi im Hintergrund im Grossformat erscheint.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Ist das schon die Wende? Die Abkehr von Gebrülle und Blabla? In Italien zeigen die jüngsten Wahlen, dass zumindest die Menschen in den Städten den rechten Extremismus und die ungefähre Antipolitik der Cinque Stelle satthaben. Vielleicht ist das eine Folge der Pandemie. Vielleicht spielt da aber auch der «Draghismo», Faktor Mario Draghi also: Der Premier verändert Italien mit Nachdruck.

Aber zunächst noch einmal von vorn. Bei den Wahlen in fast 1200 Gemeinden, darunter in den fünf grossen Städten Rom, Mailand, Neapel, Turin und Bologna, haben die Nationalisten und die Populisten so schlecht abgeschnitten, dass einer ihrer Leader, Matteo Salvini von der Lega, von einer «schallenden Niederlage» spricht. Das ist bemerkenswert, im rechten Lager trägt er mindestens die Hälfte der Schuld.

Lega-Chef Salvini sucht schon lange nach einer neuen Erzählung, findet aber keine.

Seit ein Virus die Welt beschäftigt, sind die Italienerinnen und Italiener nicht mehr so empfänglich für seine monothematische, ganz auf das Gehetze gegen Immigranten ausgerichtete Politik. Salvini sucht schon lange nach einer neuen Erzählung, findet aber keine. Nun machen sie ihm in der eigenen Partei Vorwürfe. Auch die Postfaschisten von Fratelli d’Italia, die einzige Opposition im Land, bleibt weit hinter den Erwartungen zurück. Da, wo sich die Rechte einigermassen halten kann, ist es das Verdienst von moderaten, liberalen, leisen Kandidaten.

Die Fünf Sterne verglühen unterdessen fast überall. In Rom und Turin, wo sie die Bürgermeisterinnen stellten und wo sie zeigen sollten, dass sie regieren können, ist man nur froh, dass es vorbei ist. Ihre einzige Hoffnung ist eine Allianz mit den Sozialdemokraten, die sie einst vermaledeit hatten wie das Übel schlechthin.

Draghis stille Aura, dieser wohltuende Pragmatismus im Handeln, normalisiert die verrückt gewordene politische Landschaft. Klar, es waren Lokalwahlen. Teilwahlen zudem. Und die Entscheidung in Rom steht noch aus. Doch nach Jahren, in denen das Vulgäre und das «Vaffanculo» triumphierten, ist jeder Lichtblick ein Feuerstrahl der Hoffnung.