Flusskrebse im SihlwaldSteinkrebse finden im Wildnispark ein neues Zuhause
Rolf Schatz, der «Mister Flusskrebs» aus Langnau, hat im Sihlwald Flusskrebse angesiedelt. Er mag die gefährdeten Tiere, weil sie stur und dickköpfig sind.
Der Flurname Chrebsächerli deutet eigentlich darauf hin, dass in diesem Gebiet im Sihlwald Krebse vorkommen. Allerdings gibt es dort keine Krebspopulationen mehr, wie der Umweltingenieur Marc Furrer von der ZHAW im Rahmen einer Untersuchung vor Ort feststellte.
Das ist seit diesem Wochenende anders: Rolf Schatz, Präsident des Naturschutzvereins Sihltal und Spezialist für Flusskrebse, der im Gemeinderat Langnau für die GLP politisiert, hat mit der Unterstützung des Fördervereins Wildnispark Zürich 40 ausgewachsene Steinkrebse im Tomenrainbach angesiedelt. Zwei Drittel davon sind Weibchen, ein Drittel Männchen. Sie stammen aus anderen Bächen der Region Zimmerberg.
Der Tomenrainbach entspringt oberhalb des Chrebsächerli, das seinem Namen nun wieder gerecht wird. Der Tomenrainbach eignet sich aus Sicht des Umweltingenieurs Marc Furrer für eine Wiederansiedlung von Stein- und Dohlenkrebsen dank seiner naturnahen Ufer und viel Totholz.
Fressen und gefressen werden
Flusskrebse spielen im Ökosystem Wasser eine wichtige Rolle, wie der Wildnispark Zürich mitteilt. Als Allesfresser bauen sie beispielsweise abgestorbene Pflanzen oder Überreste toter Fische ab. Zudem dienen sie zahlreichen Tieren als Nahrung. Grössere Fische wie der Hecht, aber auch Füchse, Fischotter oder Reiher ernähren sich von Krebsen.
«Wir müssen uns auch für Arten engagieren, die auf den ersten Blick vielleicht nicht sehr herzig aussehen», lässt sich «Mister Flusskrebs» Rolf Schatz in der Medienmitteilung zitieren. Flusskrebse seien ein wichtiger Indikator für die gute Qualität eines Gewässers. Rolf Schatz, der seit vielen Jahren Wiederansiedlungsprojekte durchführt, ist der Krebs ans Herz gewachsen: «Flusskrebse sind dickköpfig und stur, das gefällt mir an ihnen.»
Der Steinkrebs ist die kleinste europäische Flusskrebsart, weiss Karin Hindenlang Clerc, Biologin und Geschäftsführerin der Stiftung Wildnispark Zürich. In der streng geschützten Kernzone des Wildnisparks soll der Mensch heute keinen Einfluss mehr auf die Natur nehmen. An verschiedenen Orten könnten seltene Tier- und Pflanzenarten aber noch gefördert werden.
Projekt dauert vier Jahre
Die Wiederansiedlung im Sihlwald ist noch nicht abgeschlossen. Von 2024 bis 2026 werden jeweils im Herbst Flusskrebse eingesetzt. 2028 erfolgt eine Schlusskontrolle.
Flusskrebse waren früher in der Schweiz weit verbreitet. Doch mittlerweile stehen die vier einheimischen Arten stark unter Druck. 2011 hatte der Bund den «Aktionsplan Flusskrebse Schweiz» lanciert. Dieser schlägt verschiedene Massnahmen zum Schutz der einheimischen Flusskrebsarten vor, unter anderem Ansiedlungen und Wiederansiedlungen in geeigneten Gewässern.
In der Schweiz leben vier einheimische Flusskrebse. Sie haben einen schweren Stand, weil Lebensraum verloren geht und sie von invasiven Arten bedrängt werden. Der Edelkrebs ist gefährdet. Der Steinkrebs und der Dohlenkrebs, die Bäche und Flüsse bevorzugen, gelten sogar als stark gefährdet. Noch schlechter ergeht es dem in Graubünden und im Tessin heimischen italienischen Dohlenkrebs. Er ist vom Aussterben bedroht.
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