Kommentar zu antiisraelischer RhetorikErdogan, der Präsident von Gaza
Der Fall eines israelischen Fussballspielers in der Türkei erzählt davon, was Recep Tayyip Erdogan gelungen ist: Er hat eine neue Bewegung geschaffen, für die Palästinenser.
Auffällig an diesem Gehorsam ist das Vorauseilende. Alles ging schnell am Sonntagabend in Antalya, der israelische Fussballstar Sagiv Jehezkel schoss ein Tor und zeigte beim Jubel sein bandagiertes Handgelenk. Darauf hatte er einen Davidstern gemalt und geschrieben: «100 days, 7.10.» Ein Fussballspieler, der an den wohl schlimmsten Tag in der Geschichte seines Landes erinnert.
Der türkische Clubbesitzer reagierte sofort. Er suspendierte Jehezkel. Der Sponsor forderte dessen Abschiebung. Beide wussten, dass die Öffentlichkeit nichts anderes von ihnen erwartete. Noch in der Nacht nahm die türkische Justiz den Spieler fest, am Montag verwies sie ihn des Landes.
All das erzählt von einer Dynamik, die Präsident Recep Tayyip Erdogan mit seiner antiisraelischen Rhetorik geschaffen hat. So gut wie jeder im Land weiss, wo er in diesem Konflikt steht und was zu tun ist, wenn jemand wie nun Sagiv Jehezkel die Einigkeit stört. Erdogan selbst musste zu dessen Fall gar nichts mehr sagen.
Recep Tayyip Erdogans Anhänger und seine Gegner sind sich, wenn es um Gaza geht, seltsam einig. Die einen, weil sie die Palästinenser als Glaubensbrüder sehen, die anderen schlicht aus Empathie für die Opfer des israelischen Bombardements. Empathie für die andere Seite, für die Opfer des 7. Oktober, ist da nicht mehr drin. Erdogan beweist so mal wieder, weshalb er dieses Land seit mehr als zwei Jahrzehnten beherrscht: Er steuert die Emotionen.
Er hat mit der Solidarität mit den Palästinenserinnen und Palästinensern eine neue türkische Bewegung gegründet. Gemeinden, Unternehmen, Vereine, alle wollen unter Beweis stellen, wie sehr sie Gaza unterstützen. Ein bisschen wie jemand, der einem verarmten Cousin zur Seite steht. Wer hilft, der fühlt sich gut, der fühlt sich auf der richtigen Seite der Geschichte. Und der weiss oft auch, so jedenfalls Erdogans Hoffnung, wo er bei den Kommunalwahlen am 31. März sein Kreuz zu machen hat.
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