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Meinung

Kommentar zu antiisraelischer Rhetorik
Erdogan, der Präsident von Gaza

Hungarian President Katalin Novak (Not in picture) welcomes Turkish President Recep Tayyip Erdogan prior a welcoming ceremony with Military honours at the Heroes' Square in Budapest, Hungary, on December 18, 2023. Erdogan was welcomed with military honours in Budapest's historic Heroes Square, aiming to deepen ties with Hungary in his second official visit within four months, and will hold bilateral talks with Hungarian Prime Minister Viktor Orban. The two leaders will later co-chair a meeting of the Turkish-Hungarian High-Level Strategic Cooperation Council, according to a statement from the Turkish Presidency. (Photo by ATTILA KISBENEDEK / AFP)
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Auffällig an diesem Gehorsam ist das Vorauseilende. Alles ging schnell am Sonntagabend in Antalya, der israelische Fussballstar Sagiv Jehezkel schoss ein Tor und zeigte beim Jubel sein bandagiertes Handgelenk. Darauf hatte er einen Davidstern gemalt und geschrieben: «100 days, 7.10.» Ein Fussballspieler, der an den wohl schlimmsten Tag in der Geschichte seines Landes erinnert. 

Der türkische Clubbesitzer reagierte sofort. Er suspendierte Jehezkel. Der Sponsor forderte dessen Abschiebung. Beide wussten, dass die Öffentlichkeit nichts anderes von ihnen erwartete. Noch in der Nacht nahm die türkische Justiz den Spieler fest, am Montag verwies sie ihn des Landes.

Jeder in der Türkei weiss, was zu tun ist, wenn jemand wie der israelische Fussballstar Sagiv Jehezkel an die Opfer der Hamas erinnert.

All das erzählt von einer Dynamik, die Präsident Recep Tayyip Erdogan mit seiner antiisraelischen Rhetorik geschaffen hat. So gut wie jeder im Land weiss, wo er in diesem Konflikt steht und was zu tun ist, wenn jemand wie nun Sagiv Jehezkel die Einigkeit stört. Erdogan selbst musste zu dessen Fall gar nichts mehr sagen.

Recep Tayyip Erdogans Anhänger und seine Gegner sind sich, wenn es um Gaza geht, seltsam einig. Die einen, weil sie die Palästinenser als Glaubensbrüder sehen, die anderen schlicht aus Empathie für die Opfer des israelischen Bombardements. Empathie für die andere Seite, für die Opfer des 7. Oktober, ist da nicht mehr drin. Erdogan beweist so mal wieder, weshalb er dieses Land seit mehr als zwei Jahrzehnten beherrscht: Er steuert die Emotionen.

Er hat mit der Solidarität mit den Palästinenserinnen und Palästinensern eine neue türkische Bewegung gegründet. Gemeinden, Unternehmen, Vereine, alle wollen unter Beweis stellen, wie sehr sie Gaza unterstützen. Ein bisschen wie jemand, der einem verarmten Cousin zur Seite steht. Wer hilft, der fühlt sich gut, der fühlt sich auf der richtigen Seite der Geschichte. Und der weiss oft auch, so jedenfalls Erdogans Hoffnung, wo er bei den Kommunalwahlen am 31. März sein Kreuz zu machen hat.