Überfall in San FranciscoEhemann von Nancy Pelosi mit Hammer attackiert – Angriff galt ihr
Der 82-jährige Paul Pelosi musste ins Spital eingeliefert werden. Seine Ehefrau, die bekannte US-Demokratin, war zum Zeitpunkt des Überfalls nicht zuhause.
Mitten in der angespannten Atmosphäre zwei Wochen vor den amerikanischen Zwischenwahlen hat ein Angreifer den Mann von Nancy Pelosi im Haus des Ehepaars in San Francisco verletzt. Die Mehrheitsführerin der Demokraten war nicht daheim, als der Eindringling sich am frühen Freitagmorgen Zugang verschaffte und Paul Pelosi mit einem Hammer attackierte.
Er habe das Leben des Ehemanns bedroht und gefordert, die Parlamentsvorsitzende zu sehen, teilte ihr Sprecher mit. Der 82-Jährige sei wegen eines Schädelbruchs und ernster Verletzungen am rechten Arm und Händen operiert worden. Die Ärzte erwarteten, dass er sich vollständig erholen werde.
Der Sender CNN berichtete, Paul Pelosi habe auf seinem Telefon selbst den Notruf gewählt. Er habe dabei zwar den Angriff nicht direkt melden können, die Mitarbeiterin der Notruf-Hotline habe aber das Geschehen im Hintergrund gehört und die Polizei losgeschickt.
Der Polizeichef von San Francisco sagte, Paul Pelosi habe noch mit dem Eindringling um einen Hammer gerungen, als die Polizei bei dem Haus eintraf. Vor den Augen der Beamten habe der Angreifer mehrfach mit einem Hammer auf Paul Pelosi eingeschlagen, bevor ihn die Einsatzkräfte überwältigten und verhafteten. US-Medienberichten zufolge wurde der mutmassliche Täter bereits identifiziert, ihm stehen nun mehrere Anklagen bevor, unter anderem wegen versuchten Mordes. Zu seinem Motiv ist noch nichts weiter bekannt, er werde dazu befragt.
Die Attacke folgt auf eine beispiellose Kampagne gegen Pelosi, befeuert vor allem von Donald Trump, der Pelosi seit Jahren ständig persönlich angreift. Trauriger Höhepunkt war am 6. Januar 2021: Trump-Anhänger drangen ins US-Kapitol ein, vor dem sie einen Galgen aufgebaut hatten. «Wo ist Nancy?», skandierte der Mob in den Gängen des ehrwürdigen Gebäudes.
Das soll nun auch der Angreifer in San Francisco gerufen haben, bevor er mit einem Hammer auf Pelosis Mann eindrosch. Diese Schilderung beruht noch auf unbestätigten Medienberichten und anonymen Quellen. Plausibel ist sie aber durchaus. In rechten Medien kursieren regelmässig Bilder von Pelosis Haus.
Biden greift Republikaner an
Die Nachricht vom Angriff auf Pelosis Mann breitete sich wie eine Schockwelle in der amerikanischen Nachrichtenwelt aus. Nicht nur Fachleute warnen vor möglicher politischer Gewalt in der gegenwärtig aufgeheizten Stimmung, auch in Wählerumfragen taucht die Furcht davor regelmässig auf, seit Donald Trump seine Lügen über Wahlmanipulationen verbreitet.
Bedroht werden vorwiegend, aber nicht nur, demokratische Politiker. Nachdem das Oberste Gericht das Recht auf Abtreibung abgeschafft hatte, gerieten die konservativen Richter ins Visier. Das Haus der Trump-Anhängerin Marjorie Taylor Greene wurde nun schon sechsmal von Spezialeinheiten aufgesucht wegen Drohungen, die wohl einzig dazu da waren, diese Spezialeinheiten in Greenes Haus aufmarschieren zu lassen.
Amerikanische Politiker reagierten alarmiert auf den Angriff gegen Pelosi. Das Weisse Haus teilte in einer Erklärung mit, US-Präsident Joe Biden habe nach dem Vorfall mit Nancy Pelosi telefoniert und bete für die ganze Familie. Bei einem Wahlkampfauftritt machte Biden die Republikaner für die Verrohung des politischen Klimas in den USA verantwortlich. «Es gibt zuviel politische Gewalt, zu viel Hass.»
Der republikanische Minderheitsführer Mitch McConnell schrieb auf Twitter, er sei «erschreckt» und «angeekelt» angesichts der Berichte über den Angriff. Auch Trumps Vizepräsident Mike Pence schrieb, es gebe keine Toleranz für Gewalt gegen Politiker. Er selbst erfuhr das beinahe am eigenen Leib: Auch ihn hatten Trumps Anhänger an jenem 6. Januar gesucht, nur um wenige Sekunden verpassten sie ihn.
Offenbar ein Verschwörungstheoretiker
Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom, ein Demokrat, schrieb in einer Erklärung: «Dieser abscheuliche Angriff ist ein weiteres Beispiel für die gefährlichen Folgen der spaltenden und hasserfüllten Rhetorik, die Leben gefährdet und unsere Demokratie und demokratischen Institutionen untergräbt.» Er forderte, die sozialen Medien zur Verantwortung zu ziehen: «Diejenigen, die ihre Plattformen nutzen, um zur Gewalt anzustiften, müssen zur Rechenschaft gezogen werden.»
Laut dem «Wall Street Journal» hatte der Festgenommene in der Vergangenheit auf Online-Plattformen rechtsextreme Ansichten und Verschwörungstheorien unter anderem zur Corona-Pandemie verbreitet.
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