App findet Restaurants, die man magDie neuste Konkurrenz zu Tripadvisor kommt aus Bern
Das Schweizer Start-up Taste Match hat eine App lanciert, die Empfehlungen für Restaurants den eigenen Vorlieben anpasst.

- Die App Taste Match hilft, passende Restaurants in Basel, Bern und Zürich zu finden.
- Sie klassifiziert 1200 Restaurants und bietet Usern personalisierte Empfehlungen.
- User können Tipps geben und von Gleichgesinnten erhalten.
- Das Start-up plant 2025 eine Finanzierungsrunde, damit es sich technisch und geografisch weiterentwickeln kann.
Ein Sonntagmorgen vor vier Jahren in München: Am Vorabend waren eine Gruppe von Freunden aus Bern am Match zwischen dem FC Bayern und Atlético Madrid. Nun würden sie sich über einen reichhaltigen Brunch im passenden Ambiente freuen.
Nur, wo gibt es den in dieser Stadt, in der sich keiner von ihnen auskennt? Sie klappern die gängigen Anbieter von Restaurantempfehlungen im Internet ab. Die Suche ergibt ein paar Bierkeller und Biergärten, die am Sonntag Frühstück anbieten. Am Sonntagmorgen in den Bierkeller?
Frust macht sich breit. Warum, fragen sich die Freunde, gibt es keine App, die Lokale empfiehlt, die zu ihnen passen? Wie wäre es, wenn eine App wüsste, welches Essen und welche Atmosphäre sie vorziehen? «Wir haben viel Zeit für die Suche aufgewendet», sagt Tobias Tröhler, einer der Freunde, «und waren enttäuscht, kein passendes Restaurant zu finden.»

Zwei Jahre später: Tröhler und sein Kollege David Kilchenmann, mit dem er das Wochenende in München verbracht hatte, realisierten, dass der Gedanke noch immer in ihren Köpfen herumspukte. «Und wir merkten, dass wir uns ärgern würden, wenn sie in zehn Jahren ein anderer verwirklichen würde», sagt Kilchenmann heute.
1200 Restaurants in Bern, Basel und Zürich stehen zur Wahl
Im Herbst 2023 setzten sich die beiden mit zwei Freunden hin, um Nägel mit Köpfen zu machen. «Wir fragten potenzielle User und Restaurantbetreiber in Interviews, ob es eine solche App wirklich brauchte und welche Bedürfnisse sie erfüllen sollte», erzählt Tröhler. In den Gesprächen zeigten sich die Befragten interessiert, auch die Gastronomie bekundete Sympathie für ein Tool, das ihnen zusätzliche – und passende – Gäste vermitteln könnte.
Das inzwischen vierköpfige Team erfasste 1200 Restaurants in den drei Städten Bern, Basel und Zürich und klassifizierte sie in 40 Labels – quasi Etiketten, die gemeinsame Eigenschaften bündelten. In die Auswahl kamen Lokale, die ein Abendessen anboten und über Sitzplätze verfügten. Erfasst wurden qualitativ gute Fotos, Speisekarten und Öffnungszeiten.
Im Dezember 2024 ging die App namens Taste Match online, inzwischen wurde sie 2500-mal heruntergeladen. Wer sie startet, wird zuerst zu einer Fragerunde mit 14 Bildern aufgefordert, dank denen die Vorlieben festgelegt werden. Am Ende erhalten auch die Nutzerinnen und Nutzer ein Label – etwa «Urban-Ethic-Eater». In diesem Fall erscheinen dann Restaurants wie das Zürcher Co-Chin-Chin, die Basler Markthalle oder die Suban Thai Eatery in Bern als Empfehlungen.

Wer die App nutzt, kann aber auch zum Tippgeber werden. Und wie bei Social-Media-Apps üblich, kann man diesen folgen und auf Anregungen hoffen. Wer bei Taste Match angemeldet ist, kann zudem Restaurants vorschlagen, die noch nicht auf der App aufgeführt sind.
Gastronomen sind von Taste Match überzeugt
Unterstützung erhält Taste Match vom Sternekoch Sven Wassmer: «Ich finde die App extrem wertvoll, weil sie es schafft, alle Restaurants zu versammeln und auf die spezifischen Wünsche der User einzugehen.» Andere Tools wie Tripadvisor oder Google würden teilweise seltsame Vorschläge präsentieren. Taste Match sei eine Chance für die Gastronomie, so Wassmer: «Sie ist übersichtlich, und Restaurants können sich darauf gut präsentieren.»
Raphael Guggenbühl, unter anderem Inhaber der Zürcher Restaurants Rechberg 1837 und Kultur Lokal Rank sowie Vorstandsmitglied des Verbandes Gastro Stadt Zürich, hält Taste Match für ein «extrem cooles Tool» mit einem Riesenpotenzial»: «Die App finde ich als Gastronom sehr interessant und als User noch interessanter.» Sie biete Restaurants eine kostenlose Werbefläche für Leute, «die tatsächlich potenzielle Gäste sind».
Um sich durchzusetzen und nützlicher zu werden, benötige die App aber noch mehr Gastrobetriebe, so Guggenbühl. Auch würde er eine webbasierte Variante neben der App schätzen. «Selbst ich als Tech-Nerd meide neu Apps, weil ich bereits so viele auf dem Smartphone habe.» Tobias Tröhler von Taste Match schliesst dies für die Zukunft nicht aus: «Vorläufig haben wir uns aber auf die eine Lösung fokussiert, wegen der Personalisierung und weil man mit der App mobil ist.»
Luzern, Lausanne und Genf, danach weiter ins Ausland
2025 wird für Taste Match entscheidend: «Wir sollten im Sommer bereit sein für eine grössere Finanzierungsrunde», sagt Tröhler. «Derzeit suchen wir nach weiteren Business Angels.» Damit gemeint sind Geldgeber, die Taste Match ermöglichen, technisch und geografisch zu wachsen.
Einnahmen versprechen sich Tröhler und Kilchenmann davon, dass Restaurants gegen ein Entgelt an bestimmten Positionen in der App platziert werden – nicht jedoch in der Sparte «persönliche Empfehlungen» der User, betont Kilchenmann: «Diese Plätze wären zwar gesponsert, wären aber als solches sichtbar, und die Empfehlung würde trotzdem zu den Vorgaben der suchenden Person passen.»
In den kommenden Monaten steht den Bernern einiges an Arbeit bevor. Als nächste Städte sollen Luzern, Lausanne und Genf dazukommen. «Bis zum Sommer möchten wir 16’000 Nutzerinnen und Nutzer haben», sagt Tröhler, «das wäre ideal für unsere weitere Entwicklung.»
2026 – so die Pläne der Jungunternehmer – soll Taste Match den Schritt über die Grenzen wagen und in Europa Fuss fassen. Und in drei bis fünf Jahren könnte die App nach den Vorstellungen ihrer Entwickler im Land von Tripadvisor und Google ankommen: in den USA. Noch fehlt dazu aber das nötige Kleingeld. «Die Geldgeber scheuen sich noch teilweise davor, ganz gross zu denken», sagt Tröhler. Die Taste-Match-Macher hingegen offenbar nicht.
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