Peking schreitet bei Web-Spielen einGamen für Kids wird drastisch eingeschränkt
Minderjährige in China dürfen pro Woche nur noch drei Stunden online gamen. Unter der Woche wird es ganz verboten.
Mit harten Beschränkungen will China die Abhängigkeit Minderjähriger von Videospielen im Internet verringern. Künftig dürfen Kinder und Jugendliche nur noch drei Stunden pro Woche spielen – und zwar freitags, samstags und sonntags jeweils von 20 bis 21 Uhr, wie die Behörden am Montag mitteilten. Bisher war es Minderjährigen lediglich verboten, zwischen 22 Uhr und 8 Uhr an Video-Spielen im Internet teilzunehmen.
Ziel der neuen Regelungen ist es, die Abhängigkeit von den Spielen zu bekämpfen. Lehrer und Ärzte in der Volksrepublik beklagen sich schon lange über nachlassende Sehfähigkeit der Kinder, schlechtere Noten und mangelnde körperliche Betätigung. Anfang August hiess es in einer einflussreichen Regierungszeitung, die Video-Spiele seien zu einem «geistigen Opium» geworden.
Nun sollen Internet-Spiele für Minderjährige von Montag bis Donnerstag gar nicht und an den anderen drei Tagen jeweils nur für eine Stunde zugänglich sein. Ausnahmen soll es in den Ferien geben – dann sollen Minderjährige aber auch nur eine Stunde pro Tag spielen dürfen. Damit Kinder und Jugendliche überhaupt an den Spielen teilnehmen können, soll beim Einloggen ihr Ausweis geprüft werden.
Sorgen wegen Prüfungsdruck
Die Regierung in Peking hat in den letzten Tagen und Wochen mehrere neue Richtlinien für Schülerinnen und Schüler beschlossen. So wurden zum Beispiel im Zuge einer umfassenden Bildungsreform schriftliche Prüfungen für Sechs- und Siebenjährige verboten. «Zu häufige Prüfungen, die die Schüler überfordern und unter enormen Prüfungsdruck setzen», seien vom Bildungsministerium abgeschafft worden, hiess es in den am Montag veröffentlichten neuen Leitlinien. Der grosse Druck auf Schulkinder bereits ab einem jungen Alter schade ihrer geistigen und körperlichen Gesundheit.
Die neuen Vorschriften sehen auch eine Beschränkung der Prüfungen bei älteren Schülern vor – künftig dürfen diese nur noch einmal im Jahr stattfinden. Zwischenprüfungen und Probeexamen in der Oberstufe seien jedoch weiterhin erlaubt.
Beschränkung bei Nachhilfe
Im Zuge ihrer umfassenderen Bildungsreform geht die chinesischen Regierung auch gegen Nachhilfe-Schulen vor, die viele Eltern als Möglichkeit zur Verbesserung der Schulbildung ihrer Kinder ansehen. Bereits Ende Juli hatte Peking vorgeschrieben, dass alle privaten Nachhilfeunternehmen nur noch als Non-Profit-Anbieter agieren und keinen Gewinn mehr machen dürfen – und zerstörte damit eine milliardenschwere Branche.
Viele Eltern aus der Mittelschicht geben in China bereitwillig umgerechnet mehr als 10.000 Euro im Jahr für Nachhilfestunden aus – in der Hoffnung, ihren Kindern dadurch den Zugang zu einer der renommiertesten Schulen des Landes zu ermöglichen. Einige kaufen sogar Immobilien im Einzugsgebiet der Schulen, was die Preise in den betroffenen Gegenden in die Höhe treibt.
In Chinas leistungsorientiertem Schulsystem mussten die Schulkinder bislang von der ersten Klasse an Prüfungen ablegen. Die Examen gipfeln schliesslich in der gefürchteten Hochschul-Aufnahmeprüfung Gaokao, die im Alter von 18 Jahren abgelegt wird. Diese Prüfung entscheidet in vielen Fällen über den späteren Lebensweg der jungen Erwachsenen.
AFP
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