YB überwintert europäischDie Young Boys erleben einen Abend ganz nach ihrem Geschmack
Zwei Tore in der ersten Halbzeit reichen den Bernern. Sie werden nach dem Sieg gegen Roter Stern Belgrad die Gruppe auf dem 3. Platz beenden.
In den letzten sechs Minuten stehen die meisten der 31’500 Menschen im Wankdorf. Ebrima Colley schiesst noch einmal, scheitert und reisst die Hände zwecks zusätzlicher Animation hoch. Lewin Blum tut es ihm gleich. Aber viel Animation braucht es fürs Publikum an diesem Dienstagabend nicht mehr. Das Resultat ist Stimulation genug: YB gewinnt gegen Roter Stern Belgrad 2:0.
Damit ist klar: Egal, wie am 13. Dezember das letzte Gruppenspiel bei RB Leipzig ausgeht: YB wird die Gruppe G auf Rang 3 beenden und im Frühjahr den Sechzehntelfinal der Europa League bestreiten. Die Berner überwintern erstmals in ihrer Geschichte nach einer Champions-League-Gruppenphase europäisch. In den Jahren 2018 und 2021 waren sie als Tabellenletzte ausgeschieden.
Einmal mehr liefern sie in den besonders wichtigen Momenten. Das ist zu einem Merkmal unter Trainer Raphael Wicky geworden.
Schläfriger Racioppi
Dieser nimmt im Vergleich zur 1:3-Niederlage gegen den FC Zürich eine Änderung vor: Anstelle von Colley kehrt Joël Monteiro zurück in die Startformation. Und taktisch agiert YB wieder in einer 4-4-2-Grundordnung mit Raute.
Zu Goalie Anthony Racioppi sagte Wicky nach dessen Fehlern im Spiel im Zürcher Letzigrund: «Wenn er nicht krank ist oder sich im Bett verletzt, steht er im Tor.» Das tut der Romand tatsächlich. Wobei er schläfrig wirkt, als komme er gerade aus dem Bett. Nach vier Minuten spielt er – wie schon in Zürich – einen Pass zum Gegner und leitet so die erste grosse Chance ein. Er macht diese zunichte, indem er Cherif Ndiayes Schuss pariert.
Die Gelegenheit könnte ein Weckruf für die Berner sein. Stattdessen lancieren die Gäste gleich den nächsten Angriff, wieder endet dieser bei Ndiaye. Diesmal müsste der Stürmer treffen, er setzt seinen Kopfball jedoch neben das Tor.
Die Young Boys stehen neben sich. Der Start erinnert an die Auftaktpartie gegen Leipzig, als sie die Deutschen förmlich zum Tor einluden. Mit einem erheblichen Unterschied: Leipzig traf, Roter Stern lässt durch Osman Bukari auch eine dritte Chance aus. Leipzig zieht in den Achtelfinal ein, Roter Stern scheidet aus.
Danach fängt sich YB. Und damit zur ersten grossen Figur dieses Spiels: Loris Benito, dieser sichere Wert im Abwehrzentrum. In der achten Minute kommt er nach einer Ecke Filip Ugrinics an den Ball, bringt diesen auf das Tor und bejubelt Sekundenbruchteile später das 1:0. Die Enttäuschung, dass es nicht sein erster Europacup-Treffer, sondern ein Eigentor des 17-jährigen Kosta Nedeljkovic ist, wird sich in Grenzen halten.
Nedeljkovic ist die einzige Veränderung in der Startformation der Serben gegenüber dem Hinspiel. Beim jenem 2:2 im Oktober sass Lewin Blum noch 90 Minuten lang auf der Bank, am Dienstagabend beginnt er als rechter Aussenverteidiger. Und damit zur zweiten grossen Figur. Denn was Benito versagt bleibt, schafft eben dieser Blum: Er kommt nach einer halben Stunde im Strafraum frei an den Ball und schiesst zwischen mehreren Serben hindurch das 2:0. Es ist sein erster Europacup-Treffer – und das erste Tor mit links, seit der Berner Nachwuchsmann bei den Profis mittut. Dieses beflügelt ihn derart, dass er es zehn Minuten später nochmals mit links versucht, aber über das Tor schiesst.
Glückliche Young Boys
Zwischen den beiden Toren hat YB Chancen auf weitere Treffer. Nach 20 Minuten setzt Jean-Pierre Nsame einen Kopfball neben das Tor. Er hat für YB 137 Treffer erzielt, aber noch keinen in der Champions League. Und Cheikh Niasse schiesst in der 39. Minute zu hoch.
Die Serben haben in Halbzeit eins derweil noch genau eine Möglichkeit. Allerdings eine der besten des ganzen Spiels: Benito verliert den Ball im Mittelfeld, er kommt tief in die Berner Platzhälfte, wo ihn sich Osman Bukari zu weit vorlegt. Racioppi ist mittlerweile hellwach, er fängt den Ball vor dem heraneilenden Stürmer ab. Der Jubel im Wankdorf ist fast so laut wie bei einem YB-Tor.
Für die zweite Halbzeit muss Wicky auf Darian Males verzichten. Er muss mit einer Verletzung am rechten Fussgelenk ausgewechselt werden und macht Colley Platz. Kaum im Spiel, verpasst dieser mit einem Schuss von der Strafraumgrenze das 3:0. Es ist der Auftakt zu einer zweiten Halbzeit, in der das Geschehen auf und ab geht, an deren Ende aber nur ein Team jubelt. Belgrads Inbeom Hwang setzt den Ball an den Pfosten (56. Minute). Er bleibt ein paar Sekunden liegen, völlig enttäuscht. Er muss in diesem Moment spüren: Das ist nicht sein Abend. Das ist nicht der Abend der Serben. Das ist der Abend der Young Boys.
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45’
YB klärt nicht gut, Roter Stern kommt noch einmal zu einer Möglichkeit. Der Abschluss der Serben wird abgelenkt. Den fälligen Eckball faustet Racioppi weg. Zum nächsten Eckball.
44’
Monteiro und Niasse prallen unglücklich zusammen. Nach einem kurzen Unterbruch geht es für beide YB-Spieler weiter.
40’
Kaum geschrieben mal wieder Roter Stern. Hwang zieht aus der Distanz einfach mal ab – der Ball fliegt nur knapp über den Querbalken.
39’
Seit dem zweiten Tor hat YB das Spiel im Griff – und kommt nach einem kurz ausgeführten Eckball zu einer weiteren guten Chance. Über einige Stationen landet der Ball schliesslich bei Camara, dessen Abschluss das Tor nur knapp verfehlt.
38’
Ugrinic auf Blum, der zur Mitte flankt, wo kein Berner an den Ball kommt, aber ein Spieler von Roter Stern beinahe das nächste Eigentor erzielt.
37’
Foul von Mijailovic an Nsame – Freistoss YB aus etwa 30 Metern. Ugrinic versucht es direkt und schiesst den Ball deutlich am Tor vorbei. Ansonsten aber glänzt der YB-Mittelfeldspieler mit vielen Ballkontakten.
33’
Elia mit dem Pass auf Niasse, der aus der Distanz abzieht. Der Abschluss misslingt – und verfehlt das Tor deutlich. Aber der zweite Treffer hat seine Wirkung nicht verfehlt. Roter Stern muss sich erst einmal wieder sammeln.
29’ TOR YB
Der Eckball sorgt zuerst für keine Gefahr, doch YB bleibt am Drücker. Blum, stark freigespielt von Camara, zieht im Sechzehner ab – und trifft in die linke Ecke. 2:0 für YB!
28’
Blum flankt zur Mitte, wo Nsame verpasst. Aber die Berner bleiben in Ballbesitz. Garcia zeiht aus der Distanz ab. Der Ball wird von einem Serben zum Eckball abgelenkt.
28’
Die Berner Führung ist hier weiterhin sehr schmeichelhaft. Mit starkem Pressing bringt Roter Stern die Berner immer wieder in Verlegenheit.
24’ Riesenchance Roter Stern
Mit einem Pass in die Tiefe ist die YB-Abwehr ausgehebelt und Bukari kann alleine auf Racioppi losziehen. Weil sich der Serbe den Ball zu weit vorlegt – und weil Racioppi stark aus dem Tor kommt – kann der YB-Goalie den Ball aber festhalten. Aus Sicht der Gäste müsste das eigentlich der Ausgleich sein.
21’
Elia mit Tempo über rechts und der Flanke zur Mitte, wo Nsame mit seinem Kopfball nur knapp das Tor verfehlt.
20’
Blum läuft bei einem serbischen Konter seinem Gegenspieler stark den Ball ab. Szenenapplaus für den Berner.
20’
Niasse zieht aus über 20 Metern ab. Der Ball wird von einem Serben abgelenkt. Der in der Folge kurz getretene Eckball der Berner aber verpufft.
16’
Hwang holt für Roter Stern den ersten Eckball heraus, gefährlich aber wird es nicht vor Racioppi.
15’
Nach einer Viertelstunde lässt sich bilanzieren, dass YB vermehrt mit Abwehrarbeit beschäftigt ist, hinten – auch nach dem Führungstor – nicht immer sattelfest wirkt, aber vorne mit der einzigen Möglichkeit eiskalt das 1:0 erzielt hat.
8’ TOR YB
Entgegen dem Spielverlauf, aber das wird den Bernern egal sein. Einen Eckball von Ugrinic verlängern die Serben per Kopf auf Benito, der am zweiten Pfosten unbedrängt zum Abschluss kommt – und schon führt YB. Weil zuletzt mit Nedeljkovic ein Spieler von Roter Stern am Ball ist, gilt der Treffer als Eigentor.
6’
Über rechts kommen die Serben in der Person von Bukari aus spitzem Winkel zum nächsten Abschluss.
5’
Nach einer Flanke Hwangs von links geht Ndiaye vor dem Tor total vergessen. Nur gut, dass sein Kopfball misslingt. Aber die Startphase gehört hier ganz klar Roter Stern.
4’ Riesenchance Roter Stern
Racioppi patzt – und bügelt seinen Fehler gleich wieder aus. Nach einem Abstoss in die Füsse des Gegner, kommt Ndiaye alleine vor dem YB-Goalie zum Abschluss, der aber hervorragend pariert.
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