0:3 gegen Aston VillaImmerhin der Videoschiedsrichter hat ein Einsehen mit YB
Die Young Boys sind daheim zum Auftakt der Champions League gegen die Engländer nach gutem Start chancenlos. Das Resultat hätte gar höher ausfallen können.
Der Aufprall ist hart. Und er kommt ziemlich schnell. Nach einem beschwingten Start von YB im ausverkauften Wankdorf genügen Aston Villa zwei Tore in der ersten Halbzeit, um dem Heimteam und seinen Fans alle Hoffnungen zu nehmen.
Die Partie plätschert vor sich hin, laut wird es vorab nur dann, wenn sich der Goalie der Gäste dazu entscheidet, Zeit zu schinden. Es ist Emiliano Martinez, der argentinische Weltmeister, der schon 2022 in Katar nicht als Sympathieträger auffiel. Aber das will er auch nicht, er gefällt sich in der Rolle des Bösewichts.
0:3 verlieren die Berner zum Auftakt der Champions League. Dabei waren sie daheim auf dem Kunstrasen in den vergangenen Jahren ein gefährlicher Gegner für die Topclubs Europas. Sie schlugen Juventus Turin und Manchester United, sie bedrängten 2023 Manchester City lange. Aber zu solchen Exploits ist dieses YB nicht im Stande.
«Nach einem 0:3 gibt es nicht viel zu diskutieren», sagt Goalie David von Ballmoos. «Aston Villa war stabiler – ja, schlicht besser», sagt Mittelfeldspieler Sandro Lauper.
Zwei YB-Geschenke
Trainer Patrick Rahmen vertraut auf neun Spieler, die vor drei Wochen bei Galatasaray Istanbul den Coup schafften. Von Ballmoos steht statt Marvin Keller im Tor, hinten rechts ersetzt der 19-jährige Zachary Athekame den angeschlagenen Lewin Blum. Aber Loris Benito, während seiner verletzungsbedingten Pause zum Captain ernannt und zum Hoffnungsträger avanciert, sitzt auf der Bank. Er gab am Wochenende im Cup sieben Monate nach dem Kreuzbandriss sein Comeback.
Die Berner starten vorzüglich. Filip Ugrinic bieten sich gleich mehrere Chancen, Ebrima Colley ebenso. Aston Villa wirkt wie eine Mannschaft, die erstmals überhaupt an der Champions League teilnimmt: etwas orientierungslos, ja gar etwas überrascht, dass auch ausserhalb der Insel Fussball gespielt wird.
Bloss, die Druckphase resultiert nicht in einem Tor. Da liegt das Problem. Und das nutzt der Favorit. Er mag den Berner aus Topf 4 zugelost worden sein, aber im Vergleich zu ihnen ist er ein Schwergewicht. Der Marktwert seines Kaders wird auf 600 Millionen Euro geschätzt. Und damit auf zehnmal so viel wie jener der Young Boys.
Das zeigt sich nun. Eine erste Gelegenheit hat John McGinn noch vergeben, aber als YB-Flügel Colley bei einem Corner Youri Tielemans aus den Augen verliert und dieser völlig freisteht, nutzt der belgische Mittelfeldspieler den Raum eiskalt und verwandelt aus kurzer Distanz (27.). Deshalb kostet er 45 Millionen Euro. Und nicht ein paar Millionen wie Ugrinic.
Das Tor genügt, um die Berner aus dem Konzept zu bringen. Fehlende Widerstandskraft ist ein Thema, das sie seit dem Saisonstart begleitet. Fehler schleichen sich jetzt in ihr Spiel, es fehlt an Aggressivität, Überzeugung und – vor allem – an Konzentration: Mohamed Ali Camara macht Camara-Dinge, er spielt im Strafraum ohne Not einen Rückpass, obwohl gleich mehrere Engländer herumschwirren, von Ballmoos ist überrascht und kommt zu spät. Nutzniesser ist Jacob Ramsey, der so viel Zeit hat, das 2:0 zu erzielen, wie letztmals auf dem Pausenplatz (38.).
Zwei Geschenke an den Gegner, zwei Tore, so lautet die Bilanz. Doch es kommt noch schlimmer für YB: Ollie Watkins erhöht gleich darauf im Nachschuss. Der VAR annulliert den Treffer jedoch, er will beim Stürmer ein Handspiel erkannt haben. Wie er darauf kommt, bleibt sein Geheimnis. Vielleicht hat er ein Einsehen mit YB.
Diesmal gibt der Europacup YB keine Aufmunterung
In diesem Moment ist die Euphorie über die vierte Teilnahme an der Champions League aus dem Wankdorf gewichen. Bis dahin ist der Europacup für die Young Boys eine willkommene Ablenkung zum tristen Ligaalltag gewesen. Das Weiterkommen im Playoff gegen Galatasaray war für sie sogar ein Befreiungsschlag, so in der Art: «Seht her, wir haben vieles richtig gemacht. Nun müssen wir es nur noch konstant zeigen.»
Aber es ist halt nicht nur eine Frage der Einstellung der Spieler, die Probleme der Berner gehen schon ein wenig tiefer. Vor allem tun die Engländer ihnen nicht den Gefallen, sie zu unterschätzen, wie das Galatasaray getan hat. Aston Villa, abgeklärt und effizient, zeigt, weshalb letzte Saison in der Premier League Rang 4 resultierte.
Die Engländer könnten deutlich höher gewinnen. Sie erzielen ein weiteres Tor, das vom Videoschiedsrichter wegen Hands aberkannt wird, diesmal zu Recht. So kommt nur noch das 3:0 von Amadou Onana dazu, der mit einem Weitschuss trifft.
Nun gelte es, den Fokus auf die Meisterschaft zu legen, sagt Lauper noch. Am Sonntag gastiert YB in Winterthur, es ist das Duell des Zweitletzten gegen den Letzten. Die Sterne der Champions League werden dann weit entfernt sein.
50’
YB zeigt sich kämpferisch, sieht momentan aber wenig Land gegen die spielerische Klasse von Aston Villa. Die Gäste lassen den Ball in den eigenen Reihen laufen und lauern auf Lücken.
47’
Keine 20 Sekunden sind gespielt, da leistet sich Lauper ein ungestümes Foul gegen Onana. Die nächste gelbe Karte gegen die Berner.
46’
Elia für Niasse – auf die zweite Hälfte gibt es den ersten Wechsel bei den Bernern. Ugrinic fällt in der Formation zurück und übernimmt die Rolle von Niasse. Auch bei den Engländern gab es in der Pause einen Wechsel: Carlos ersetzt Bogarde auf der Position des rechten Aussenverteidigers.
Pausenfazit
So stark der Beginn, so schwach sind die Berner in den wichtigen Momenten. Gegen Aston Villa kann YB froh sein, zur Pause nicht bereits 0:3 im Rückstand zu sein. Nach einem soliden Beginn mit Chancen, die sich im gefühlten Minutentakt ergaben, zeigen die Berner ihren ersten schwachen Moment beim ersten Eckball der Gäste. Tielemans geht völlig vergessen und kann unbedrängt zur Führung für die Gäste abschliessen.
Das Heimteam sucht eine Antwort, aber im entscheidenden Moment macht sich YB selbst das Leben schwer. Mit einem katastrophalen Rückpass leitet Camara das nächste Gegentor ein. Nur einige Minuten später sind die Berner so unsortiert, dass sie das nächste Gegentor kassieren. Immerhin Glück im Unglück: Der dritte Treffer zählt wegen Handspiels nicht, so bleibt es beim 0:2. Können die Young Boys in der zweiten Halbzeit reagieren? Bleiben Sie dran!
Pause
Dann werden die Young Boys in die Pause entlassen. 0:2 liegen die Berner hinten – gleich geht’s weiter!
Doch kein weiteres Tor für Aston Villa
Die volle Packung für YB… gibt es doch nicht! Nach einem Querpass von der linken Seite kann sich Ollie Watkins gleich doppelt versuchen – und wieder treffen die Engländer. Das 3:0 wird aber nicht gegeben, offenbar Watkins den Ball irgendwo noch mit seiner Hand berührt. Glück für YB, der VAR zeigt hier Argusaugen.
40’
Die Berner jetzt völlig von der Rolle, Aston Villa jetzt über weite Strecken unbedrängt. Athekame muss sich kurz behandeln lassen, weil er einen Ball zwischen die Beine kriegt.
38’ TOR ASTON VILLA 2:0
Was für ein Lapsus der Berner. Nach einem Angriff der Engländer ist der Ball eigentlich schon in sicheren Füssen, dann spielt Camara einen katastrophalen Rückpass zu Von Ballmoos. Was folgt, ist eine Slapstick-Einlage: Der Torhüter trifft den heraneilenden Watkins, Ramsey erbt und schiebt unbedrängt zum 2:0 für die Gäste ein. Was für katastrophale Momente von YB, vorher zeigten sich die Berner so solid.
34’
Erste gelbe Karte der Partie. Cheikh Niasse verdient sie sich mit einem taktischen Foul.
33’
Emilio Martinez gibt sich theatralisch: Nach einem verhinderten YB-Angriff stellt sich Stürmer Ganvoula in den Weg. Martinez beschwert sich gleich lauthals beim Schiedsrichter.
32’
Und ja, wieder richtig gelesen. Das ist Ollie Watkins im Sturm von Aston Villa. Beim englischen Nationalteam war er der späte Matchsieger in der EM-Halbfinalpartie gegen die Niederlande. Heute kommt der 28-Jährige zu seinem allerersten Einsatz in der Champions League.
30’
Die Berner in der Schockstarre, fast kassieren sie noch den zweiten Treffer. Martinez mit einem weiten Ball auf Ramsey, der schickt Ollie Watkins auf die Reise. Die YB-Abwehr schwärmt gerade noch rechtzeitig zurück, um Schlimmeres zu verhindern.
27’ TOR ASTON VILLA
Und dann zappelt das Netz – viele Chancen hat Aston Villa hier wahrlich nicht gebraucht. Beim ersten Corner der Gäste geht Youri Tielemans völlig vergessen. Der Belgier hat alle Zeit der Welt, den Ball anzunehmen und abzuschliessen – 1:0 für die Gäste.
24’
Jetzt mal eine erwähnenswerte Offensivaktion der Engländer. Watkins legt den Ball auf McGinn ab, dessen Abschluss gar nicht mal so ungefährlich.
22’
Dieser bleibt nicht weiter erwähnenswert, wohl aber die Situation einige Sekunden später. Der Ball landet bei Ebrima Colley. Und der auffällige Gambier zieht aus 25 Metern einfach mal ab – Topchance! Emilio Martinez streckt sich, kommt aber nicht mehr an den Ball, der fliegt nur ganz knapp über das Tor, streift sogar noch das Netz.
20’
Die Berner trauen sich hier etwas – und das missfällt den Gästen aus der Premier League. Ugrinic windet sich an Bogarde vorbei und wird dann vom Niederländer zu Boden gerissen. Freistoss.
17’
Die englische Abwehr wird von Hadjam getestet. Der linke Aussenverteidiger wirbelt bis zur Grundlinie, macht dann aber einen Übersteiger zu viel und vertändelt den Ball. Und zu allem Überfluss muss er dann gepflegt werden, da ist er wohl mit Onana zusammengeprallt.
14’
Ja, die Engländer haben zwar vermehrt den Ball, das Spiel in der Viertelstunde gehört aber unbestreitbar den Young Boys. Aston Villa noch ohne Abschluss.
11’
Und dann gibt es gleich mehrere Chancen für die Young Boys. Bei einem Vorstoss von Niasse über die linke Seite landet der Ball bei Colley. Dessen Direktschuss ist gar nicht schlecht, aber zu spitz der Winkel, Martinez pariert das Geschoss. Dann landet der Ball postwendend bei Ugrinic, der sich ebenfalls direkt versucht – knapp am Tor vorbei. Toller Einsatz der Berner bislang!
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