Beben im VersicherungsmarktChefs von Baloise und Helvetia: «Es wird Entlassungen geben»
Die Fusion mit der Baloise sei eine gute Nachricht für Basel, versprechen die CEOs der beiden Versicherungen. Sie kündigen aber auch Entlassungen und einen Einstellungsstopp an.

- Die beiden Versicherungskonzerne bestätigen unvermeidbare Entlassungen trotz Nutzung natürlicher Personalfluktuation.
- St. Gallen bleibt wichtiger Standort, obwohl der Hauptsitz nach Basel verlegt wird.
- Die bestehenden Sponsoringengagements wie etwa die Baloise Session sollen langfristig bestehen bleiben.
Schon lange gab es Gerüchte, dass die beiden Versicherer Helvetia und Baloise Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss führen würden. Am Dienstagmorgen war es so weit: Die beiden Unternehmen gaben ihre Fusion zum zweitgrössten Schweizer Versicherungskonzern bekannt. Die daraus resultierende «Helvetia Baloise Holding» wird ihren Hauptsitz in Basel haben.
Doch schmerzlos ist die Fusion nicht: Obwohl beide Versicherungsgesellschaften bereits «Effizienzprogramme» bekannt gegeben haben, bei denen Hunderte von Stellen abgebaut werden, wird der Zusammenschluss weitere Jobs kosten. Eine konkrete Zahl wollten die beiden CEOs, Michael Müller von der Baloise und Fabian Rupprecht von Helvetia, im Onlinegespräch mit dieser Redaktion aber nicht nennen.
Wie profitieren die Kundinnen und Kunden von diesem Zusammenschluss?
Michael Müller: Kurzfristig ändert sich nichts. Mit dem Zusammenschluss wird jedoch unser Produktangebot noch breiter. Zudem haben wir beide auch gewisse Spezialitäten, von denen die Kundinnen und Kunden profitieren werden.
Und wie sieht es mit dem Filialnetz aus?
Michael Müller: Unsere Abdeckung schweizweit wird ebenfalls breiter und besser, weil wir mit mehr Kundenberaterinnen und -beratern unterwegs sind. So sind wir noch näher bei unseren Kundinnen und Kunden.
Fabian Rupprecht: Als grösseres Unternehmen haben wir zudem mehr Investitionsmittel zur Verfügung. Das heisst, wir können mehr in die «Convenience» unserer Kunden investieren.
Wurden die Versicherten schon über den Zusammenschluss informiert?
Michael Müller: Nein, denn im Moment läuft ja alles weiter wie bisher. Unsere Leute, die Kundenkontakt haben, reagieren natürlich, wenn Fragen aufkommen.
Sie haben einen Stellenabbau angekündigt. Wie viele Stellen werden gestrichen?
Fabian Rupprecht: Wir haben erst gestern die Fusionsverträge unterschrieben. Wir haben ein Synergiepotenzial von 350 Millionen Franken avisiert. Aber es wäre zu früh, das in genaue Zahlen zu übersetzen.
Das Online-Finanzportal «Inside Paradeplatz» hat von 2000 Jobs geschrieben, die wegfallen werden. Das sind rund 10 Prozent der Gesamtbelegschaft des neuen, fusionierten Konzerns. Kommentieren Sie diese Zahl?
Fabian Rupprecht: Wir kommentieren das nicht, aus den oben genannten Gründen.
Es ist die Rede davon, Fluktuationen, Frühpensionierungen und ordentliche Pensionierungen zu nutzen. Das Wort «Entlassungen» ist in der Medienmitteilung nie aufgetaucht. Können Sie uns heute versichern, dass es infolge der Fusion zu keiner Entlassung kommt?
Michael Müller: Es wird Entlassungen geben, das ist klar. Wir werden aber alles dafür tun, es möglichst sozialverträglich zu machen. Wir werden die natürliche Fluktuation nutzen, und wir werden per sofort möglichst niemanden mehr einstellen.
Der neue Hauptsitz wird in Basel sein. Das bedeutet, dass der aktuelle Helvetia-Hauptsitz in St. Gallen zu einer normalen Filiale schrumpft?
Fabian Rupprecht: Helvetia ist heute schon auf die Standorte St. Gallen und Basel aufgeteilt. Zwei Drittel der Mitarbeitenden sind in Basel. Zwar wird sich der Hauptsitz ändern, aber St. Gallen bleibt weiterhin ein wichtiger Standort. Wir haben aktuell in der Schweizer Organisation Teams, die in Basel und in St. Gallen arbeiten, und wir werden auch in der Zukunft mit einem flexiblen Standortkonzept arbeiten. Aber natürlich ist es eine positive Nachricht für Basel.

Sie haben zwei schöne, prächtige Bürokomplexe. Welches wird der Hauptsitz der neuen Helvetia Baloise Holding? Der Baloise-Park oder der Helvetia-Campus?
Michael Müller: Dafür ist es wirklich noch zu früh. Das wird sich über die Zeit ergeben. Wir haben zwei Standorte mit sehr guten Arbeitsplätzen, die auch nicht so weit auseinander sind. Also das, glaube ich, wird gut funktionieren.
Bis wann, rechnen Sie, gibt es einen Entscheid, in welchem Bürokomplex der Hauptsitz sein wird? In einem halben Jahr?
Michael Müller: Ich rechne nicht damit, dass dieser vor dem «Closing» sein wird, weil wir so lange noch separate Unternehmen sind. Wir können das erst nach der Integration anschauen, aber das ist am Ende auch nicht der entscheidende Punkt.
Für uns in Basel ist die Baloise Session ein wichtiger Anlass. Wie sieht es damit aus?
Michael Müller: Wir haben beide langfristige Partnerschaften im Sponsoringbereich. Der Vertrag mit der Baloise Session ist vor nicht zu langer Zeit erneuert worden, und wir finden, man muss so ein Engagement langfristig machen, und diese Verträge halten wir auch ein.
Fabian Rupprecht: Wir sind Sponsor von Swiss-Ski, und das werden wir langfristig halten. Wir unterstützen zudem den Eurovision Song Contest in Basel.
Was bedeutet die Fusion für die Baloise-Bank? Werden Sie diese behalten?
Michael Müller: Unser Banking macht uns in der Schweiz einzigartig. Mit der Fusion sehen wir, dass unsere Vertriebskraft noch deutlich grösser ist, weil mehr Kundenberaterinnen und Kundenberater von der Versicherungsseite dazukommen werden. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir diesen Prozess sogar beschleunigen und so unser Angebot deutlich skalieren, also ausbauen, können, damit alle Kundinnen und Kunden davon profitieren. Dass die Bank, wie bereits angekündigt, effizienter werden muss, gilt natürlich weiterhin.
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