Sommertipp GraubündenFür Pferdenarren und kleine Forscher
In Savognin sind Naturfreunde und Pferdenarren gut aufgehoben. Die Region zwischen Tiefencastel und Julierpass bietet Überraschungen für die ganze Familie, etwa einen künstlichen Badesee oder mongolische Jurten auf der Alp.
Liebevoll klopft Giatgen auf die goldbraune Flanke von Flea. Die Freiberger Stute zupft entspannt Heu aus dem Trog. «Das ist mein Hof», verkündet er fröhlich und macht eine ausladende Geste über das winzige Areal mitten in Savognin. In der weit geöffneten Scheune glänzen polierte Sättel und eine prächtige, historische Kutsche um die Wette. Daneben im Stall warten zwei weitere Pferde und ein Pony darauf, dass es wieder losgeht mit den Ausflügen. Die letzten Monate waren ungewohnt ruhig für Giatgen Arpagaus und seine Tiere.
Fast wäre der Mann mit akkurat gestutztem Schnauzbart, rotem Halstuch, Hut und Stiefeln ein Filmstar geworden. Beim Casting für den 2014 neu verfilmten «Heidi»-Streifen hatte er gute Chancen auf die Rolle des Almöhi – so lange, bis Bruno Ganz zusagte. Auf der Leinwand war Arpagaus dann doch zu sehen, an der Seite von Elvis, seinem 1,2 Tonnen schweren Prachtochsen. Seither ist das gutmütige Vieh Publikumsmagnet und Liebling der Kinder. Sogar beim «Donnschtigs-Jass» im Schweizer Fernsehen war Elvis schon zu bewundern. Es gibt kaum einen Anlass in der Region, an dem der Ochse nicht auftritt, immer am Halfter von Giatgen, meistens mit Artgenosse Gian im Schlepptau.
Feriengästen erlebnisreiche Stunden zu bescheren, ist das Schönste für den pensionierten Bergbauern: ein Ritt auf Elvis, der Platz für drei Kinder bietet, ein Ausflug im Pferdesattel oder eine Kutschfahrt.
Eine alpine Schatzinsel
Drei Stunden dauert die Tour mit dem Zweispänner zur Alp Flix oberhalb von Sur. Die hügelige Moorlandschaft schimmert im Sommer in allen Grüntönen – Ausdruck der überwältigenden Artenvielfalt, der sie den Beinamen «Schatzinsel» verdankt. Mehr als 200 verschiedene Flechten, über 500 Samenpflanzen und 700 Insektenarten sind hier heimisch. Mit solcher Vielfalt begeistert die Hochebene Naturfreunde jeden Alters. Kinder und Jugendliche dürfen Entdeckerlust am Forscherparcours ausleben, mit dem «Kit von Professor Fix» Wasserräder bauen, Tierspuren lesen oder mit der Becherlupe Spinnen beobachten. Die von Bergföhren, Zwergsträuchern und Wollgras bewachsene Landschaft gehört zum Parc Ela, dem grössten Naturpark der Schweiz.
Die Alp Flix ist bekannt als Eldorado für Wanderer, Biker, Familien, Picknicker und Pferdenarren. Nur vier Familien leben dauerhaft hier oben. Die Cottis sind eine davon. Auf ihrem Agrotourismo-Hof mit Restaurant bieten sie nicht nur selbstgemachten Schafkäse oder Wanderritte an, sondern auch spezielle Übernachtungsmöglichkeiten. Dafür haben Alfons Cotti und die beiden Söhne Manuel und Linard fünf originale mongolische Jurten bergtauglich aufgepeppt, mit hölzernem Boden und Ofen zum Feuern. Wer es noch wärmer mag, schwitzt in der Saunahütte nebenan. Eine Glaskuppel in den Jurten macht es möglich, mit Blick in den Sternenhimmel einzuschlafen. Das gefällt Romantikern genauso gut wie Kindern, die bei Cottis zu Vorzugskonditionen schlafen.
Kinoleinwand über dem Wasser
Wer in Savognin Ferien verbringt, kann das Auto getrost stehen lassen. Vorwärts kommt man mit Kutsche oder Postbus, aber viele Highlights lassen sich zu Fuss erreichen, etwa der Lai Barnagn, der ortseigene Badesee unweit der Bergbahnstation. Im Winter dient das wasserlose Becken als Parkplatz. Zur Osterzeit beginnt jährlich die Metamorphose zur Badeoase, mit Grillstellen, Spielplatz, Volleyballfeld und Minigolfparcours. Drei Wochen dauert es, bis der See mit frischem Quellwasser aufgefüllt ist und nichts rundherum mehr an die Trockenzeit erinnert. Die Sonnenstrahlen funkeln wie tanzende Diamanten auf dem glasklaren Nass, durch das Pedalos, Holzbötchen und zweibeinige Wasserratten pflügen. Und wenn sich in der letzten Juliwoche allabendlich eine Leinwand übers Wasser spannt, wird der gepflegte Seepark zum Open-air-Kino.
Ein paar Kilometer weiter thront die Burg von Riom. Der kleine Ort bietet Unterhaltung anderer Art. Derzeit herrscht Hochbetrieb. Tänzer, Sänger und Schauspieler aus aller Welt proben für den Auftritt am «Origen Festival Cultural». Die Vorstellungen sind Uraufführungen und werden extra für die Burg, umgebaute Scheunen oder den roten Turm am Julierpass entwickelt.
Origen-Intendant Giovanni Netzer sieht es als wichtige Aufgabe, die Jungen abzuholen. Dies gelingt dem Theaterschaffenden vor allem mit den Comedia-Aufführungen, die in spielerischer Erzählform Sprache, Gesang, Humor und Slapstick vereinen.
Unten im Tal striegelt Giatgen die Pferde. Es klingelt im Hosensack. Freudig nimmt er den Anruf entgegen – die Buchung für eine Tour. Flea wiehert, als wolle sie zustimmen. Es geht wieder los.
In Zusammenarbeit von SonntagsZeitung und Tourismus Savognin Bivio Albula AG
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