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Meinung

Freundschaften pflegen
«Hallo! Ich habe gerade an dich gedacht. Wie geht es dir?»

Junge Frau in kariertem Hemd lächelt, während sie draussen auf ihr Smartphone schaut, Hintergrund unscharf mit Gebäuden.
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Erinnern Sie sich noch an früher, als manchmal ganz unerwartet eine Postkarte von einer Schulfreundin im Briefkasten lag, die am Strand von Rimini an Sie gedacht hat? Oder ein Couvert vom Brieffreund, der länger nicht mehr geschrieben hat? Oder noch besser: eine Nachricht vom heimlichen Verehrer oder von der Verehrerin?

Heutzutage passiert mir so etwas selten. Sehr selten. Also eigentlich nie. Wobei, doch: Neulich hat mir ein früheres Bürogspänli via Linkedin eine Nachricht geschickt. Wir haben vor einer Ewigkeit zusammen gearbeitet. Es war bloss ein kurzer Austausch, aber was hab ich mich gefreut!

Ähnlich wie vor anderthalb Jahren, als sich auf einmal eine frühere Klassenkameradin meldete, nachdem wir uns zufällig in Zürich über den Weg gelaufen waren. Wir sind im selben Walliser Dorf aufgewachsen, haben uns aber aus den Augen verloren. Inzwischen sind wir wieder in Kontakt.

Viele sind gehemmt, Kontakt aufzunehmen

Wie sich solche unerwarteten Nachrichten anfühlen, wurde auch wissenschaftlich untersucht – in der Studie «The Surprise of Reaching Out: Appreciated More Than We Think». Die US-amerikanische Psychologin Peggy Liu und ihr Team kamen zum Schluss: Sie bringen mehr Freude und Wertschätzung als gedacht. Na ja, eigentlich wissen wir ja, wie schön es sich anfühlt, wenn sich jemand Nettes bei einem meldet.

Das Ding ist, dass viele das komplett ausblenden, wenn es andersherum ist, also wenn man an jemanden denkt und sich nicht traut, die Person zu kontaktieren. Das konnte Peggy Liu auch beobachten: Viele meinen, es komme womöglich schlecht an, wenn man sich einfach so aus dem Nichts meldet. Der alte Bekannte oder die frühere Freundin könnten das seltsam oder lästig finden. Also lassen sie es im Zweifel lieber bleiben.

Überraschende Nachrichten wirken positiv

Dabei ist die Chance gross, dass sich andere über eine nette Kontaktaufnahme freuen. Liu und ihr Team konnten nachweisen, dass überraschende Nachrichten das Wohlbefinden verbessern können – nicht nur beim Empfänger, sondern auch bei der Absenderin.

Je unerwarteter die Kontaktaufnahme, desto besser. Es spielt keine Rolle, ob die Nachricht kurz oder lang ist. Es muss auch nichts besonders Originelles oder Tiefgründiges sein. Oder etwas auf Papier. Hauptsache, Sie melden sich. Es reichen ein paar nette Worte wie: «Hallo! Ich habe gerade an dich gedacht und hoffe, es geht dir gut!»

8 Minuten telefonieren stärkt soziale Bindung

Sie können die Person natürlich auch anrufen. Acht Minuten würden reichen, versichert Bob Waldinger, Psychiatrie-Professor und Aushängeschild der legendären Harvard-Glücksstudie, die mittlerweile seit 87 Jahren läuft. Demnach sind soziale Kontakte essenziell für ein längeres und glücklicheres Leben.

Weil viele aber gehemmt sind, schlägt Waldinger vor, einen 8-Minuten-Anruf anzukündigen. Die Zeit reiche, um eine Verbindung zu schaffen, und senke gleichzeitig die Hemmschwelle, überhaupt das Handy zur Hand zu nehmen beziehungsweise den Anruf entgegenzunehmen.

Also: Fassen Sie sich ein Herz, und melden Sie sich bei jemandem, den Sie aus den Augen verloren haben. Es kann auch jemand Neues sein, den Sie sympathisch finden. Am besten jetzt gleich. Die Person wird sich ziemlich sicher freuen, vielleicht sogar antworten. Und bestenfalls kann eine neue Freundschaft entstehen.

Haben Sie sich schon mal überraschend bei jemandem gemeldet, den Sie schon lange nicht mehr gesehen haben? Würden Sie gern, aber trauen Sie sich nicht? Würden Sie sich über eine solche Nachricht freuen? Diskutieren Sie in der Kommentarspalte gern mit.