Kommentar zum BundesratsentscheidFreiheit – in Sichtweite!
Der Bundesrat will die Corona-Massnahmen weitreichend lockern. Das ist gut so. Aber er sollte dabei schrittweise vorgehen.
Endlich. Die Schweiz löst sich aus der viralen Umklammerung und lässt wieder mehr Leben zu. Der Bundesrat wählt dafür den geeigneten Zeitpunkt: Die Fallzahlen sind zwar surreal hoch, aber das intensive Infektionsgeschehen widerspiegelt sich nicht in den Hospitalisationen und Todesfällen. Mehr noch: Die Kennwerte haben sich komplett entkoppelt.
Sogar aus den Spitälern ist Entwarnung zu hören – die Zahl der schweren Erkrankungen ist anhaltend rückläufig, das Personal atmet langsam auf.
Die Zeit der Massnahmenfetischisten ist deshalb genauso vorbei wie jene der Impfgegner. Lange genug haben deren Panikszenarien und Vollkaskomentalität die Politik unter Druck gesetzt.
In der Logik des Schweizer Mittelwegs steht eine schrittweise Öffnung.
Durchsetzen muss sich jetzt der Schweizer Mittelweg. In dessen Logik steht eine schrittweise Öffnung, die pragmatisch das Infektionsgeschehen reflektiert. Zuerst sollen 2-G+, die Zertifikatspflicht und die Beschränkungen im Privaten fallen, erst später die Maskenpflicht und die 2-G-Regel. Verglichen mit den langen Monaten der Entbehrung sind die wenigen Wochen bis zur kompletten Freiheit ein Klacks.
Von einer umfassenden, zeitgleichen Aufhebung aller Massnahmen sollte der Bundesrat hingegen absehen. Denn auch das haben uns die vergangenen zwei Jahre gelehrt: Das Virus ist unberechenbar – sogar Epidemiologen bekunden Mühe, die pandemische Dynamik zu antizipieren. Ein schrittweises Vorgehen verringert die Gefahr frustrierender Rückschläge.
Das ist wichtig für die Volkspsyche. Das Hin und Her zwischen Hoffen und Bangen wirkt zermürbend. Verhaltene Zuversicht ist daher die schonendste Haltung. Dem sollte der Öffnungsfahrplan Rechnung tragen.
Ohnehin – die Volkspsyche. Viele werden die Signale des Bundesrats als Freipass zur Unvorsicht missverstehen. Viele werden Mühe bekunden, aus der Heimarbeit in die Büros zurückzukehren. Viele werden sich bestätigt sehen, dass ja alles gar nicht so schlimm war. Unser Zusammenleben wird die grosse Herausforderung auf dem Weg zurück in die Freiheit – nicht das Tempo des Massnahmenabbaus.
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