Kopf des TagesFrage: «Wer kommandiert die Söldner?» Antwort: «Präsident Donald Trump.»
Luke Denman wurde in Venezuela festgenommen und im Fernsehen vorgeführt. Er soll im Auftrag der USA einen Putsch geplant haben.
Zuerst hält Venezuelas Präsident Nicolás Maduro bei einer Fernsehansprache den Pass des Verhafteten in die Kamera. Dann erscheint Luke Denman selber, aufrecht sitzend, gelassen, ohne sichtbare Spuren von Misshandlungen. In einem zehnminütigen, mehrmals geschnittenen Verhörvideo gibt er alles zu: Ja, er habe in Kolumbien venezolanische Dissidenten trainiert und sei von dort mit einer Söldnertruppe ins Land eingedrungen, um die sozialistische Regierung zu stürzen. Ihre Aufgabe sei es gewesen, den internationalen Flughafen Maiquetía in der Nähe von Caracas zu besetzen und Maduros Entführung in die USA vorzubereiten. Deren Staatsanwaltschaft will den venezolanischen Präsidenten wegen Drogenschmuggels vor Gericht stellen.
Denman sagt aus, er sei für die private, in Florida ansässige Sicherheitsfirma Silvercorp tätig. Ihr Chef, ein ehemaliges Mitglied der Spezialtruppe Green Berets namens Jordan Goudreau, habe ihm zwischen 50’000 und 100’000 Dollar angeboten. Auf die Frage, wer diesen Goudreau und seine Söldnertruppe befehlige, antwortet Denman: «Donald Trump.»
Ausserdem sei der oppositionelle venezolanische Interimspräsident Juan Guaidó vertraglich in die Operation involviert gewesen.
Dass ihn finstere ausländische Mächte stürzen, bombardieren, vergiften oder sonstwie ermorden wollen, hat Maduro schon oft behauptet, ohne jemals schlüssige Beweise vorzulegen. Diesmal kann er sich immerhin darauf berufen, dass zu Wochenbeginn eine Gruppe Bewaffneter an der Karibikküste gelandet ist, dass es bei Gefechten mindestens acht Tote und mehrere Festnahmen gab, darunter jene von Denman und einem weiteren US-Amerikaner.
Goudreau und ein ins Exil geflüchteter Ex-Offizier der venezolanischen Armee bestätigten in einem Video die Militäraktion.
Der 34-jährige Denman stammt aus Texas. Ehe er sich der privaten Söldnertruppe aus Florida anschloss, hatte er angeblich im Irak gekämpft, laut amerikanischen Presseagenturen war er auch im Iran und in Afghanistan im Einsatz. Im Video rechtfertigt er seine Tat mit dem Satz: «Ich wollte den Venezolanern helfen, die Kontrolle über ihr Land zurückzugewinnen.»
Aber würde sich die amerikanische Regierung tatsächlich an einem derart stümperhaft ausgeführten Putschversuch beteiligen? Trump und Guaidó bestreiten, irgendetwas damit zu tun zu haben, die kolumbianische Regierung ebenso. Maduro versuche mit dem ganzen Theater nur davon abzulenken, dass sein Land immer tiefer im Elend versinke.
US-Aussenminister Mike Pompeo behauptet, es gebe «keine direkte Beteiligung» der US-Regierung – was natürlich die Frage aufwirft, ob es eine indirekte Beteiligung gibt. Gegenüber der «Washington Post» sagte ein Beamter der Trump-Administration: «Wenn das eine von uns durchgeführte Verhaftungsaktion gewesen wäre, würde Maduro jetzt in einem New Yorker Gefängnis die Anklageschrift vorgelesen.»
Venezuela mobilisiert Armee
Mehrere Militärexperten sagten, es sei unglaublich dilettantisch, an der gut überwachten Karibikküste in der Nähe der Hauptstadt Caracas einen Angriff zu starten, statt über die lange und grösstenteils ungesicherte kolumbianische Grenze nach Venezuela einzudringen.
Venezuela hat seine Armee mobilisiert. Die sozialistische Regierung spricht von einem Vorfall wie damals im April 1961 in der Schweinebucht in Kuba, als exilkubanische und US-amerikanische Konterrevolutionäre versuchten, Fidel Castro zu stürzen.
Auf die in ziemlich holprigem Englisch formulierte Frage, was er empfände, wenn eine bewaffnete Gruppe in die USA eindringen würde, um den Präsidenten zu ermorden, antwortet Denman: «Das würde mir nicht gefallen.»Laut Maduro wird dem Amerikaner in Venezuela der Prozess gemacht. US-Aussenminister Pompeo hat versprochen, seine Regierung werde alles unternehmen, um ihn heimzuholen.
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