Angriff mit SchnellbootenVenezuelas Regime will einen Putsch vereitelt haben
Oppositionsführer Juan Guaidó bezeichnet den Vorfall als «inszeniert».
In Venezuela hat die sozialistische Regierung nach eigenen Angaben einen Umsturzversuch verhindert. Vom Ausland gesandte Söldner hätten am vergangenen Sonntag versucht, die venezolanische Küste zu erreichen. Die bewaffnete Invasion sei aber von Sicherheitskräften und der Armee verhindert worden. Der Vorfall sorgte im Land für Aufsehen. Gleichzeitig aber äusserten Opposition und Regimekritiker Zweifel an der offiziellen Darstellung und Deutung des Angriffs.
Innenminister Nestór Reverol erklärte am Sonntagmorgen, mehrere bewaffnete Männer hätten in den frühen Morgenstunden mit Schnellbooten die Küste nördlich der Hauptstadt Caracas angesteuert. Dort seien sie auf Armee und Spezialeinheiten der Polizei getroffen. Im folgenden Gefecht wurden laut Innenminister Reverol acht der Angreifer getötet und zwei weitere festgenommen. Später gab die Regierung bekannt, dass bei einer nachfolgenden Grossfahndung mehrere Fahrzeuge und schwere Waffen beschlagnahmt wurden. Bei den Angreifern selbst habe man peruanische Pässe, Waffen, Satellitentelefone, Uniformen und Helme mit US-Flagge gefunden.
Abtrünniger Offizier bekennt sich
Diosdado Cabello, Präsident der regierungstreuen Verfassunggebenden Versammlung, warf den USA daraufhin vor, den Angriff gemeinsam mit Venezuelas Nachbarland Kolumbien in Auftrag gegeben zu haben. Ziel sei es gewesen, die Regierung von Präsident Nicolás Maduro zu stürzen. Der Plan für die Invasion stamme von abtrünnigen Mitgliedern des venezolanischen Militärs.
Tatsächlich übernahm kurz nach Bekanntwerden des Zwischenfalls ein ehemaliger venezolanischer Offizier, Javier Nieto Quintero, die Verantwortung dafür. In einer Videobotschaft erklärte Neto, die demokratischen Mittel in seiner Heimat seien ausgeschöpft. Darum sei die «Operation Gedeon» gestartet worden, die zum Ziel habe, die venezolanische Führung mit Waffengewalt festzusetzen. Für die Ausführung habe man sich Hilfe von einem ehemaligen Mitglied einer US-amerikanischen Spezialeinheit geholt. Später wurden auch Audioaufnahmen und ein angeblicher Vertrag veröffentlicht, die belegen sollen, dass die Invasion mit der Unterstützung von Oppositionsführer Juan Guaidó stattgefunden habe.
Juan Guaidó spricht von einer Inszenierung
Dieser wies die Vorwürfe zurück und erklärte seinerseits, der Vorfall sei von der Regierung «inszeniert» worden. Sie wolle damit von der Not der Menschen ablenken. Auch die kolumbianische Regierung dementierte eine Beteiligung. Venezuela steckt seit Jahren in einer schweren Krise. Strom-, Wasser- und Gesundheitsversorgung sind nahezu zusammengebrochen. In dem ölreichen Land fehlen selbst Grundnahrungsmittel. Seit 2015 haben deshalb fast fünf Millionen Venezolaner ihre Heimat verlassen.
Zur wirtschaftlichen kommt eine politische Krise: Nach Betrugshinweisen bei den Wahlen 2018 hatte sich Juan Guaidó im Januar letzten Jahres zum Interimspräsidenten seines Landes erklärt und war umgehend von knapp sechzig Ländern weltweit anerkannt worden. Die sozialistische Regierung um Nicolás Maduro hält sich jedoch weiter an der Macht.
Immer wieder hat sie in den letzten Jahren angebliche Putschversuche und vermeintliche Anschlagspläne von Gegnern öffentlich gemacht, einige davon belegt, für andere fehlen aber Beweise. Gleichzeitig hat Präsident Maduro die Berichte über Angriffe im Anschluss stets dazu genutzt, seine Anhänger im eigenen Land zu mobilisieren und politische Gegner zu verfolgen.
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