ZoomFotografien wie auf LSD
Fotograf Francisco Paco Carrascosa zieht mit seiner Kamera durch die Nacht und hält fest, was sie zu bieten hat. Einblicke in ein Zwischenreich.
In der Nacht verschwimmen die Konturen: Manches ist nur schwer zu erkennen, anderes auf eigentümliche Weise besser. Es ist eine Welt, die uns fremd – und doch vertraut ist. Wir bewegen uns vorsichtig in ihr, als ob wir Hausfassaden mit den Händen abtasten würden.
Trotz all der Zurückhaltung lockt die Nacht mit ungeahnter Energie und setzt Fantasien frei, die sich bei Tageslicht wie scheue Tiere in ihrer Höhle verstecken. In diesem Zwischenreich ist der Schweizer Fotograf Francisco Paco Carrascosa unterwegs.
Leute warten im Neonlicht aufs Tram, sind am Rauchen vor dem Haus, arbeiten am Computer in hell erleuchteten Büros, gehen mit dem Hund über regennasse Kreuzungen, bringen auf dem Rummelplatz ihre Kinder in Stimmung, scrollen im Bus auf dem Handy, arbeiten an ihrem Outfit im Fitnessstudio, essen in einem Gartenrestaurant unter bunter Lichterkette, blicken auf parkierte Autos, bereiten in der Küche das späte Abendessen vor, schlendern durch die Strassen, sitzen lustlos vor dem Fernseher, tanzen in der Disco.
Der Alltag ist weniger alltäglich. Das fehlende Tageslicht macht die Differenz: In der nächtlichen Umhüllung wirkt vieles nackter, weniger kontrolliert und selbstüberwacht – ganz so, als ob man etwas mehr zu sich kommt, wenn man von sich selbst absieht.
In dem fünfbändigen Werk «Jack Daniels and Mr Freud» hat Francisco Paco Carrascosa diese Stimmungen auf faszinierende Art festgehalten. Es handelt sich um Schnappschüsse, welche das Leben dabei ertappen, wie es sich im Dunkeln ausbreitet. Oft sind die Bilder verschwommen und unklar wie die Szenen, die sich abspielen. Was uns auf den über 2500 Bildern erwartet, ist grosses Kino, das in Zürich, aber auch in Frankreich und Spanien aufgenommen wurde.
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