Fotografie: Punks in BlackpoolNo Future? Nicht unbedingt
Der Zürcher Fotograf Boris Müller ist ans Rebellion-Punkfestival in Blackpool gereist. Sowohl Stadt als auch Musikstil scheinen die besten Zeiten hinter sich zu haben.
Armut, Verwahrlosung und heruntergekommene Liegenschaften: Das nordenglische Blackpool gilt als soziales Notstandsgebiet. Distinguierte Reisende machen in der Regel einen grossen Bogen um die 140’000-Einwohner-Stadt nordwestlich von Manchester.
Im August aber strömen Punks aus der ganzen Welt hierher, zum alljährlich stattfindenden Rebellion Festival. Vielleicht sind es auch die offenkundigen Parallelen zwischen dem früher so prächtigen Seebad und ihrer Musik, die sie anziehen.
Wie Blackpool hat die einst revolutionäre Punkbewegung ihre beste Zeit längst hinter sich. Beide wirken auf ebenso charmante wie deprimierende Art irgendwie aus der Zeit gefallen und kaputt. Spaziert man durch Blackpool, kommt einem unweigerlich der aus Verzweiflung und Pessimismus geborene Punkslogan «No Future» in den Sinn.
Punk’s not dead
Dem Besucher bietet sich ein skurriles Durcheinander aus vom Leben gezeichneten Gestalten, gehbehinderten Senioren mit neonfarbenem Haar auf Elektrogefährten, heruntergekommenen Amusement-Hallen, Playback-Maschinen und Barbie-Kutschen.
Doch in der Innenstadt sind Investitionsbemühungen zu erkennen. Zwischen fettverschmierten Fish-’n’-Chips-Ständen gibt es nun auch Cafés, die veganes English Breakfast anbieten, Fassaden werden gestrichen, die Polizei patrouilliert.
Dasselbe Bild auf den unzähligen Bühnen des Rebellion Festivals. Während gewisse Bands wirklich aus dem letzten Loch pfeifen, gibt es auch immer wieder neue, frische Musik zu entdecken. Punk’s not dead (um einen weiteren Leitspruch der Szene zu bemühen), und Blackpool ist auch nicht tot zu kriegen. Zäh sind sie, die Engländer.
Boris Müller, geboren 1973 in Zürich, arbeitet als freischaffender Fotograf mit Schwerpunkt Reportage, Streetphotography, Porträt, u.a. für Tamedia
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